Der Wocheneinkauf muss geplant werden, die Geschenke für die nächsten 20 Geburtstage landen schon mal im geistigen Warenkorb und plötzlich fängt man an, belanglose Gespräche aus dem Jahr 2012 zu analysieren: Ausgerechnet nachts, wenn wir eigentlich schlafen wollen, kommt das Gehirn auf die verrücktesten Ideen.
Wenn diese Gedankenspirale erstmal gestartet wurde, kann niemand sie stoppen. Aber es gibt gute Nachrichten!
1. Du bist mit dem Problem nicht allein. 2. Auf Tiktok kursiert ein neuer Trick, wie das Einschlafen leichter fällt. 3. Watson zeigt dir, wie es geht.
Wer öfter Probleme mit dem Einschlafen hat, sollte zunächst überprüfen, was die Ursachen dafür sind.
Sollte es am Schichtdienst oder einer lauten Umgebung liegen, müssen diese Gründe entweder bekämpft werden, oder man versucht, den Schlafrhythmus so gut wie möglich anzupassen.
Viele Menschen gehen allerdings jeden Tag vorbildlich zur gleichen Zeit ins Bett, sorgen für eine nahezu geräuschlose Umgebung – und starren dann stundenlang in die Dunkelheit.
Um das Gedankenkarussell zu beenden, kursiert auf Tiktok ein neuer Trend. Der ist eigentlich schon viel älter und heißt "Cognitive Shuffling".
Beim "Cognitive Shuffling" tut man im Prinzip das, was auch bei Playlists im Shuffle-Modus passiert. Man denkt hintereinander an mehrere verschiedene Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, in einer zufälligen Reihenfolge.
Der Psychologe Dr. Luc Beaudoin erklärt es gegenüber "BBC Science Focus" so:
"Man wählt ein beliebiges Wort aus, beispielsweise das Wort 'Klavier'. Stell dir jetzt für fünf bis sechs Sekunden ein Klavier vor, berühre es oder spiele darauf, auch wenn du nicht weißt, wie das geht."
Anschließend versucht man, für jeden Buchstaben des Wortes ein neues Wort zu finden.
Beim Klarvier beginnt man mit dem K: Katze, Klammeraffe, Karl Lagerfeld. Jedes dieser Wörter behält man für fünf bis sechs Sekunden im Kopf und stellt sich anschließend das nächste Wort vor. Wenn man mit dem Buchstaben K durch ist, geht man zum L, und so weiter.
Ziel der Methode ist, dass man einschläft, bevor man alle Buchstaben des Ursprungswortes einmal im Kopf hatte.
Beaudoin ist von der Methode überzeugt und hat schon mehrere Tests dazu durchgeführt. In Zukunft möchte er noch mehr daran forschen und ist optimistisch, dass Cognitive Shuffling beim Einschlafen helfen kann. Viele seiner Proband:innen konnten das bisher bestätigen.
"Wir möchten damit erreichen, dass das Gehirn an verschiedene Dinge denkt – das tut es ohnehin, wenn wir versuchen zu schlafen." Seine These: Wer an Klaviere (oder Karl Lagerfeld) denkt, hat keine Kapazität, um über Hypotheken nachzudenken, die noch abbezahlt werden müssen.
Die Cognitive-Shuffling-Methode funktioniert nicht für jede:n oder zumindest nicht jedes Mal. In diesem Fall empfiehlt Schlafcoachin Melanie Pesendorfer, das Bett zu verlassen.
Statt ewig in die Dunkelheit zu starren, kann es helfen, die Gedanken aufzuschreiben oder ein Buch zu lesen. Außerdem kann es hilfreich sein, im Bett die Position zu wechseln (heute liegt der Kopf mal am Fußende) oder daran zu denken, was in der Kindheit in diesen Situationen geholfen hat.
Uhren haben im Schlafzimmer übrigens nichts zu suchen, da sie den Druck nur unnötig erhöhen. Langfristig ist eine gute Schlafhygiene am sinnvollsten: immer zur gleichen Zeit schlafen, kein Licht, so ruhig wie möglich.
Sollte gar nichts helfen und andauernder Schlafmangel zu Problemen führen, ist ein Gang zum Hausarzt oder zur Hausärztin sinnvoll.
