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Kleinanzeigen-Betrug: Abzocker erkennen

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Manche Betrugsmaschen sind gar nicht so leicht zu erkennen.Bild: Getty Images / ArtMarie
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Schnäppchen oder Schikane: Red Flags auf Kleinanzeigen

Wir denken, wir würden nie auf Kleinanzeigen-Scams hereinfallen, und dann passiert es doch: Betrugsmaschen bei Online-Verkaufsportalen werden immer ausgefuchster.
17.08.2025, 12:1717.08.2025, 12:17
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Der nette Herr aus England hat ohne zu verhandeln dein altes Smartphone für 500 Euro gekauft? Das klingt ungefähr so schön wie das plötzliche Erbe, das von einem todkranken Prinzen aus Nigeria versprochen wird.

Und wie es immer ist, wenn Dinge zu schön sind, um wahr zu sein: Sie sind meistens auch nicht wahr. Damit du in Zukunft sicher auf Second-Hand-Plattformen surfen kannst, hat watson die wichtigsten Warnsignale zusammengetragen.

Sollte ich bei Kleinanzeigen meine Handynummer teilen?

Eine Umleitung des Verkaufsgesprächs auf externe Messengerdienste wie Whatsapp oder Telegram ist keine gute Idee. Wenn dein:e Gesprächspartner:in das vorschlägt oder bereits in der Anzeige darum bittet, solltest du wachsam sein.

Wenn ein Kauf über eine andere Plattform als Kleinanzeigen abgeschlossen wird, gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Verkaufsplattform nicht. Im Falle eines Betrugs kann dir der Kundenservice dann nicht mehr helfen.

Um einen Betrug zu vermeiden, solltest du deshalb auf einen Kontakt über den internen Messenger bestehen. Ein:e Gesprächspartner:in mit seriösen Absichten sollte damit kein Problem haben.

Sollte ich bei Kleinanzeigen meine Adresse nennen?

Eigentlich ist die eigene Wohnadresse eine der sensibelsten Informationen überhaupt. Wenn es aber darum geht, ein Schnäppchen im Internet zu schießen, wirkt es oft unvermeidbar, sie preiszugeben.

Um dich vor Betrug zu schützen, solltest du gekaufte Artikel, wenn möglich, an eine Packstation in deiner Nähe liefern lassen. Das funktioniert auch bei Sendungen ohne versicherten Versand.

Was machen Betrüger mit meiner Adresse?

Wenn die eigene Adresse in falsche Hände gerät, fürchten viele einen Einbruch oder einen körperlichen Angriff. Das ist zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich.

Betrüger:innen nutzen fremde Adressdaten gern für Dreiecksbetrug oder um sie als Rechnungsadresse bei einem Kauf auf Rechnung anzugeben. Das merkst du wahrscheinlich erst, wenn die ersten Briefe von Inkasso-Unternehmen in deinen Briefkasten landen.

Für die Angabe deiner Daten als Rechnungsadresse benötigen Betrüger:innen deinen Vor- und Nachnamen. Sollte sich die Angabe deiner Adresse nicht vermeiden lassen, kannst du statt deines Vornamens das Wort "Familie" nennen ("Familie Mustermann"). Alternativ kannst du auch nur deinen Anfangsbuchstaben angeben.

Achte dabei darauf, dass sich dein Vorname nicht aus deiner E-Mail-Adresse, deinem Nutzernamen oder deinen vorherigen Nachrichten ableiten lässt. Und bedenke, auch deine Absenderadresse anzupassen, wenn du selbst Artikel verschickst.

Ist Versand nach England sicher?

Gerade beim Verkauf von gebrauchten Elektronikartikeln melden sich gerne in minutenschnelle interessierte Käufer:innen aus England, die nicht an einer Preisverhandlung interessiert sind oder sogar mehr als den angegebenen Preis zahlen wollen. Kaufangebote aus England sind definitiv ein großes Warnsignal.

Dahinter steckt oft die gleiche Betrugsmasche: Du wirst nach deiner E-Mail-Adresse gefragt und erhältst dann eine E-Mail von einer britischen Bank, die dir die angebliche Zahlung bestätigt. Damit du das Geld erhalten kannst, verlangt die Bank die Sendungsverfolgungsnummer des Pakets. So verschickst du zwar die Ware, erhältst aber nie das Geld dafür.

Natürlich sind nicht alle Kaufangebote aus dem Vereinigten Königreich zwangsläufig ein Betrug. Du solltest jedoch hinterfragen, warum gerade Menschen aus England gebrauchte Elektronik aus Deutschland kaufen wollen, statt über ihre eigenen Plattformen. Dann würde zumindest auch der Stromstecker passen.

Ist Siezen auf Kleinanzeigen eine Red Flag?

Wenn dein:e Gesprächspartner:in dich höflicherweise siezt, kann das auf einen Betrugsversuch hindeuten. Eindeutig wird es dann, wenn du nicht nur gesiezt, sondern abwechselnd gesiezt und geduzt wirst.

Dieser Wechsel von Umgangsformen entsteht, wenn der Text durch ein Übersetzungstool verfasst wird. Das kommt beim Konzept vom Siezen und Duzen im Deutschen kommt so oft durcheinander.

Auch ein rapider Wechsel des Tonfalls ist ein Anzeichen für einen Betrugsversuch. Wenn nicht nur ein:e Betrüger:in hinter dem Account steckt, sondern es sich um mehrere Menschen handelt, wechseln diese sich beim Schreiben oft ab. Ein rauer Tonfall zum Ende der Verhandlung ist ebenfalls Teil der Strategie, dich zum Kauf zu manipulieren.

Woher weiß ich, dass eine E-Mail echt ist?

Es ist zunächst nichts Ungewöhnliches, E-Mails von Kleinanzeigen zu erhalten. Dabei kommt es aber auf den Inhalt an.

Wenn du in einer E-Mail nach deinen Anmeldedaten gefragt wirst, solltest du hellhörig werden. Betrüger:innen wollen unter dem Vorwand einer Kontoverifizierung an deine Zugangsdaten gelangen, um dein Konto für ihre Zwecke zu nutzen.

Vorgänge wie Passwortänderungen oder Zahlungen solltest du immer in der App vornehmen und nicht über die Website, auf die in den vermeintlichen E-Mails weitergeleitet wird. Auch Bezahlservices wie Paypal würden dich nie in einer E-Mail nach deinen Zahlungsdaten fragen.

Sei ebenfalls vorsichtig, wenn dir per E-Mail oder Direktnachricht ein QR-Code gesendet wird. Dieser Vorgang ist für seriöse Anbieter höchst unüblich und kann eine Falle sein.

Was sind Warnsignale auf Kleinanzeigen?

Auf Kleinanzeigen kursieren verschiedene Betrugsmaschen. Bei folgenden Schlagwörtern solltest du vorsichtig sein:

Überweisungen per Western Union

Der internationale Geldtransferdienst wird gern genutzt, um Geld ins Ausland zu überweisen. Nach einer Überweisung über Western Union garantiert die Bank im Zweifelsfall keine Rückerstattung, deswegen ist sie sehr attraktiv für Betrüger:innen.

Mehrere Tickets für ein Konzert

Wenn es um ausverkaufte Shows und beliebte Künstler:innen geht, sind viele Betrugsmaschen mit Fake-Tickets im Umlauf.

Um mehr Menschen abzocken zu können, geben die Betrüger:innen gerne vor, bis zu vier Tickets für die Show übrigzuhaben, die aber auch gerne einzeln erworben werden können.

Bei Angeboten wie diesen solltest du lieber nachhaken.

Amazon-Gutschein als Zugabe

Es kann passieren, dass Käufer:innen dich bitten, zu dem Artikel noch einen Gutschein beizufügen, da es sich angeblich um ein Geschenk handelt. Das Geld dafür sichern sie dir zwar zu, erhalten wirst du es aber nicht.

Dahinter steckt auch kein Interesse an dem Artikel. Den Betrüger:innen geht es nur darum, den Gutschein zu erlangen.

Neue Accounts

Ein bekanntes Indiz für einen Betrugsversuch ist, wenn das Kleinanzeigen-Konto des Gegenübers nur wenige Tage oder Wochen alt ist. Ein im Gegensatz dazu altes Konto ist allerdings keine Garantie mehr für ein:e seriöse:n Gesprächspartner:in.

Durch Phishing-E-Mails im vermeintlichen Namen von Kleinanzeigen sichern sich Betrüger:innen die Zugangsdaten von anderen Nutzer:innen, da Profile mit guten Bewertungen und einer langen Lebensdauer seriöser für potenzielle Opfer wirken.

Achte deswegen auf andere Warnzeichen und verlasse dich nicht auf ein seriös wirkendes Profil.

Betrugsmaschen wandeln sich ständig und so ist es schwierig, hinterherzukommen. Dennoch empfiehlt es sich, stets wachsam zu sein und auf bestimmte Warnsignale zu achten. Wenn das Geld erst einmal weg ist, ist es meist zu spät.

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