Job & Uni
12.06.2018, 15:0114.08.2018, 09:37
Liebe
Bianca!
Ich hab mich rechtzeitig vor dem Abi erkundigt, an
welchen Kunsthochschulen ich studieren möchte und sehr viel Arbeit und Mühen in
meine Mappe(n) gesteckt. Letztlich hab ich mich sogar landesweit beworben, um
im schlimmsten Fall irgendwo in Buxtehude unterzukommen – aber selbst bei
meiner Drittwahl hab ich es nur in die zweite Runde geschafft und ein paar
Wochen später die schriftliche Absage erhalten.
In dem Moment als
ich den Brief geöffnet habe und Zeile für Zeile mein Scheitern durchgehen
konnte, hat es mir echt die Füße unter dem Boden weggerissen.
Ist dir so etwas auch schon mal passiert? Falls ja: Was hast du daraus gelernt?
Grüße von Jung und Alternativlos
Lieber
Jung und Alternativlos!
Oh wie
ich diese Zeit nicht vermisse, in der
ich achtzehn war und das Gefühl hatte, mir stünde die Welt offen (Spoiler: Tut
sie nicht), nur um nach ein paar gescheiterten Bewerbungen an Wiener
Fachhochschulen zu merken: Puh, irgendwie hat da draußen doch niemand auf mich
gewartet, auch wenn ich ganz gute Noten / ein bisschen Talent / pure Freude an
meiner Schreiberei habe.
Die schlechte Nachricht zuerst: Von der Wunschuni abgelehnt zu werden, ist ego-crushing. Big Time.
Das Warum steht
im Raum wie ein nicht rechtzeitig vom Nachbar abgeholtes Paket von DHL und
raubt dir den Schlaf inklusive Selbstwert, bis du nach drei Semestern an einer
anderen, weniger hippen Uni drüber hinweg bist.
Das Gute ist: Du wirst immerhin
nicht in Versuchung geführt aufgrund deines Universitätsausweises das Ego eines
55-jährigen tätowierten Ex-Rockstars zu entwickeln, dem Zeit seines Lebens von
unterschiedlichen Groupies das Gefühl gegeben wurde, unersetzbar zu sein.
Solange, bis er unleidbar wurde.
Aber:
Lass dir deine Freude an der kreativen Arbeit nicht nehmen, nur weil du keine Institution hinter dir hast, die dir dafür die Berechtigung gibt.
Leidenschaft für etwas zu haben ist mehr wert, als ein Studienplatz, mehr wert
als alle Kurse, die du online besuchen kannst. Denn nur diese ungefilterte,
ungebrochene Leidenschaft, die du genau jetzt mit 18, 19 und Anfang 20 hast,
wird dich dazu bringen, deinen Weg weiter zu verfolgen. Du bist nicht der einzige, der nicht angenommen wurde. Du bist sogar in der Mehrheit.
Es gibt an jeder Uni – und sei sie noch so unrenommiert – verschiedenste
Projekte und Kleingruppen, die sich in ihrer Freizeit zu Kollektiven vereinen,
um Texte zu schreiben oder zu diskutieren; um zu malen oder eine Band zu
gründen. Geh da hin, und lerne so viel du kannst von den Menschen, die da sind,
ohne dich ständig zu ärgern, nicht bei "den richtigen" gelandet zu sein.
Niemand kann garantieren, was zum Erfolg führt, sonst hätten wir alle welchen.
Eine
Kunsthochschule schafft vielleicht soziale Kontakte, die den Einstieg
erleichtern, aber so tut es auch das Internet. Auch wenn ich vieles daran
kritisieren könnte: Das Internet hat mir geholfen, meinen Weg als selbstständige
Autorin zu finden, indem ich so lange und hartnäckig an meinen Texten und
Kanälen gearbeitet habe, bis ich gehört wurde.
Es braucht nur eine Person, die dich hört. Eine Person, die dir den ersten Job gibt.
Klar, es
wird immer Menschen geben, die dir einen Auftrag oder vielleicht sogar einen Arbeitsplatz verwehren, weil du dieses oder jenes
Zertifikat nicht hast. Aber ganz ehrlich: möchtest du mit denen
zusammenarbeiten? Möchtest du mit jemandem zusammenarbeiten, der dich nur
schätzt, wenn du wie Markenklamotten das Abschlusszeugnis einer vermeintlich
renommierten Schule trägst? Was sagt das über ein Unternehmen aus?
Eben.
Was würdest du 'Jung und Alternativlos' antworten? Schreib uns in die Kommentare.
Bianca Xenia Jankovska...
...hat bisher in vier Städten in drei Ländern gewohnt, die Sicherheit einer Festanstellung gegen konstante Ungewissheit getauscht und dabei unter anderem gelernt, dass man nicht ewig gegen seine inneren Neigungen arbeiten kann, ohne unglücklich zu werden. Als freie Autorin und Bloggerin schreibt sie über Machtstrukturen und persönliche Kämpfe auf dem Arbeitsmarkt und Privilegien, die manchmal selbst enge Freunde entzweien. Ihr erstes Buch
"Das Millennial Manifest" erscheint im Herbst 2018.
Hast du eine Frage?
Dann schick sie uns per Mail! mindfucked@watson.de
Ein leidenschaftlicher Biss in den saftig-fluffigen Burger, ein gekonnter Schwenk der Pommes durch den Ketchup. Fast Food kann so herrlich sein. Nur irgendwie scheinen die Saucen magnetisch von Kleidung angezogen zu werden. Dieses Naturgesetz machen sich auch Betrüger zu eigen.
Wer besonders viel in Großstädten unterwegs ist, kennt sie in- und auswendig: die kleinen und großen Tricks von Betrüger:innen an jeder Straßenecke einer belebten Touri-Gegend. Von "Hey, kann ich mal mit deinem Handy telefonieren?" über manipulierte Becherspielchen bis hin zu Ablenkungsmanövern aller Art.