"Warum ist er mir entfolgt, obwohl wir befreundet sind?"
29.05.2018, 10:3630.05.2018, 06:21
Bianca Xenia Jankovska
Mehr «Leben»
Liebe Bianca!
Ich bin gestern Abend mal wieder zu lange vor Instagram abgehangen. Und wie das beim Scrollen eben passiert, bin ich irgendwann auf das Profil eines Freundes, um mir seine neuesten Fotos anzusehen. Wir hatten seit etwa zwei Monaten keinen Kontakt mehr, kennen uns allerdings schon seit 2015. Damals haben wir gemeinsam im Marketing-Team eines mittelständischen Unternehmens gearbeitet und auch Mal am Wochenende abgehangen.
Lange Rede kurzer Sinn: Aus Interesse habe ich gecheckt, ob er mir zurückfolgt – und siehe da. Tut er nicht! Keine Ahnung übrigens seit wann. Dabei ist zwischen unserem letzten Treffen und heute nichts Außergewöhnliches passiert. Ich habe nichts gepostet, das ihn hätte aufregen können. Glaube ich zumindest. Warum fühlt es sich trotzdem komisch an, entfolgt zu werden? Und: Können wir überhaupt noch befreundet sein, nach diesem digitalen Freundschaftsbruch?
Ängstlich dank Instagram
Hallo Ängstlich dank Instagram!
Lass mich dein Problem in meine Worte fassen: Du zweifelst
an einer Freundschaft, weil dir die Person auf Social Media entfolgt ist,
obwohl es keinerlei Anlass dafür gab. Keinen Streit, keine hässlichen SMS, kein
unabsichtliches Schwängern der festen Freundin.
Oder, um es dramatischer zu formulieren:
Du denkst, dass eine Freundschaft automatisch "echt" ist, wenn man am digitalen Leben des jeweils anderen teilnimmt? Fair enough.
Macht irgendwo auch Sinn, jetzt, wo viele young
professionals beruflich und privat zwischen zwei und mehr Städten feststecken.
Ich denke trotzdem nicht, dass ein "Follow" unbedingt das
Ende einer "Freundschaft" bedeuten muss, im Gegenteil. Ich für meinen Teil bin zum
Beispiel sehr erleichtert, wenn mir meine Freunde nicht auf Instagram folgen,
um sich dort meine pathetischen Abhandlungen über "dieses Social Media" durchzulesen. Mein schreibendes Alter Ego ist konstruiert, überspitzt, auch mal
eindimensional. Warum? Weil es möglich ist.
Ich finde es angenehmer, wenn ich meinen Freunden IRL erzählen
kann, welche Gedanken mir durch den Kopf gehen, anstatt ihnen meine verkürzten
und zensierten Captions zum Lesen zu geben. Und ja, auch mir ist es schon mal
passiert, dass mir eine heute nicht mehr ganz so enge Freundin entfolgt ist.
Ich habe sie nie darauf angesprochen, obwohl wir uns danach sogar noch getroffen
haben.
Was soll man auch groß fragen? Wie beim Schlussmachen gibt
es dafür keinen passenden Zeitpunkt. "Hey, ähm, übrigens habe ich gesehen, dass
du mir entfolgt bist. Kannst du bitte drei Gründe nennen, warum? Dann kann ich
mein Profil künftig besser an deine Bedürfnisse anpassen."
Mein Motto lautet seither: Entweder, man folgt mir, oder man folgt mir eben nicht.
Du hingegen, mein Lieber, scheinst das alles zu sehr an dich
ranzulassen. Und klar, es ist irgendwo auch eine Kränkung zu sehen, dass
anderen das, was du postest, nicht gefällt. Das Ding ist nur: Es wird immer
etwas geben, das anderen an dir nicht gefällt – und wenn es deine neuaufgelegte
John-Travolta-Frisur ist. Es wird immer etwas geben, weswegen es sich für
andere richtig anfühlt, den Unfollow-Button zu drücken.
Sei es, weil du in
ihren Auge zu glücklich oder zu unglücklich wirkst, oder, weil du seit zwei
Jahren überbelichtete Monstera-Pflanzen postest, die so langweilig sind wie ein
Skinny Bitch. Du bist nicht dein Profil. Gleichzeitig erfüllt dein Profil
für deine Follower gerade im offenen Meer Instagram eine Art Zweck.
Wenn du
ihre Bedürfnisse nicht mehr befriedigst, sind sie schneller weg, als du eine
neue Strategie verfolgen kannst.
Unfollowed zu werden kann ganz pragmatische Gründe haben, die nichts mit dir als Person zu tun haben.
OK – außer es handelt sich dabei um
den Partner, die beste Freundin oder Lieblingscousine. Das wäre allerdings ein
anderes Thema.
Ich für meinen Fall kann eine Person im echten Leben
durchaus mögen, ihr Instagram oder Facebook einfach nur anstrengend finden.
Was
interessiert mich die Angeberei von Johanna, die sie eigentlich nicht nötig hat?
Was interessiert mich ein Feed, der nur aus Hundefotos besteht, wenn ich selbst
keinen haben kann? Eben. Und wenn ich nicht verliebt in dich bin, dann will ich
auch keine fünf Millionen Selfies sehen.
Ich hoffe, du kannst jetzt in Ruhe so weiterposten, wie du
es für richtig hältst.
Followers gonna unfollow.
...hat bisher in vier Städten in drei Ländern gewohnt, die Sicherheit einer Festanstellung gegen konstante Ungewissheit getauscht und dabei unter anderem gelernt, dass man nicht ewig gegen seine inneren Neigungen arbeiten kann, ohne unglücklich zu werden. Als freie Autorin und Bloggerin schreibt sie über Machtstrukturen und persönliche Kämpfe auf dem Arbeitsmarkt und Privilegien, die manchmal selbst enge Freunde entzweien. Ihr erstes Buch "Das Millennial Manifest" erscheint im Herbst 2018.
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