Lieber Jung und Alternativlos!
Oh wie ich diese Zeit nicht vermisse, in der ich achtzehn war und das Gefühl hatte, mir stünde die Welt offen (Spoiler: Tut sie nicht), nur um nach ein paar gescheiterten Bewerbungen an Wiener Fachhochschulen zu merken: Puh, irgendwie hat da draußen doch niemand auf mich gewartet, auch wenn ich ganz gute Noten / ein bisschen Talent / pure Freude an meiner Schreiberei habe.
Das Warum steht im Raum wie ein nicht rechtzeitig vom Nachbar abgeholtes Paket von DHL und raubt dir den Schlaf inklusive Selbstwert, bis du nach drei Semestern an einer anderen, weniger hippen Uni drüber hinweg bist.
Das Gute ist: Du wirst immerhin nicht in Versuchung geführt aufgrund deines Universitätsausweises das Ego eines 55-jährigen tätowierten Ex-Rockstars zu entwickeln, dem Zeit seines Lebens von unterschiedlichen Groupies das Gefühl gegeben wurde, unersetzbar zu sein. Solange, bis er unleidbar wurde.
Aber:
Leidenschaft für etwas zu haben ist mehr wert, als ein Studienplatz, mehr wert als alle Kurse, die du online besuchen kannst. Denn nur diese ungefilterte, ungebrochene Leidenschaft, die du genau jetzt mit 18, 19 und Anfang 20 hast, wird dich dazu bringen, deinen Weg weiter zu verfolgen. Du bist nicht der einzige, der nicht angenommen wurde. Du bist sogar in der Mehrheit.
Es gibt an jeder Uni – und sei sie noch so unrenommiert – verschiedenste Projekte und Kleingruppen, die sich in ihrer Freizeit zu Kollektiven vereinen, um Texte zu schreiben oder zu diskutieren; um zu malen oder eine Band zu gründen. Geh da hin, und lerne so viel du kannst von den Menschen, die da sind, ohne dich ständig zu ärgern, nicht bei "den richtigen" gelandet zu sein.
Eine Kunsthochschule schafft vielleicht soziale Kontakte, die den Einstieg erleichtern, aber so tut es auch das Internet. Auch wenn ich vieles daran kritisieren könnte: Das Internet hat mir geholfen, meinen Weg als selbstständige Autorin zu finden, indem ich so lange und hartnäckig an meinen Texten und Kanälen gearbeitet habe, bis ich gehört wurde.
Klar, es wird immer Menschen geben, die dir einen Auftrag oder vielleicht sogar einen Arbeitsplatz verwehren, weil du dieses oder jenes Zertifikat nicht hast. Aber ganz ehrlich: möchtest du mit denen zusammenarbeiten? Möchtest du mit jemandem zusammenarbeiten, der dich nur schätzt, wenn du wie Markenklamotten das Abschlusszeugnis einer vermeintlich renommierten Schule trägst? Was sagt das über ein Unternehmen aus?
Eben.
Dann schick sie uns per Mail! mindfucked@watson.de