Regulär wird einmal im Jahr die neue Miss Universe gewählt. Den Schönheitswettbewerb gibt es seit 1952, dieses Jahr hat zum ersten Mal eine Dänin gewonnen. Sie ist seit etwa 20 Jahren die erste Gewinnerin, die blond, blauäugig und weiß ist, denn in den vergangenen Jahren kamen die Gewinnerinnen oft aus Südamerika oder Asien.
Genau deswegen nutzt die konservative, rechte Bubble auf Social Media den Sieg der Dänin gerade, um das Ende der "Wokeness" auszurufen. Endlich dürfen "biologische" und objektiv hübsche Frauen wieder Schönheitswettbewerbe gewinnen, heißt es etwa von Donald Trump Junior auf X. Was ist da los?
Kaum hatte die 21-jährige Victoria Kjær Theilvig die Schärpe mit der Aufschrift Miss Universe umgehängt bekommen, trudelten die ersten Kommentare aus der rechten Szene ein.
Ihr Gewinn soll das Ende der "Wokeness" einläuten, ein Rückgang zur "Normalität". Unter "Wokeness" wird ein Bewusstsein für soziale Probleme wie Rassismus und anderen Diskriminierungsformen verstanden. "Wokeness" stößt vor allem bei Menschen, die sich politisch rechten Strömungen zuordnen, auf Ablehnung und wird gleichzeitig als Kampfbegriff genutzt.
In den Kommentaren rund um Theilvigs Sieg äußern sich viele Nutzer:innen auf mehreren Ebenen diskriminierend: Als rassistisch, weil sie froh darüber sind, dass eine weiße Frau gewonnen hat. Und als transfeindlich, weil Theilvig eine "biologische" Frau ist.
In einem der Kommentare heißt es beispielsweise "Die Welt wird wieder normal. Noch vor ein paar Jahren hätte niemand geglaubt, dass eine Frau mal wieder einen Schönheitswettbewerb gewinnen könnte."
Solche Aussagen sind nicht nur inhaltlich problematisch, sondern auch faktisch falsch. Denn seit es die Wahl zur Miss Universe gibt, hat noch nie eine trans* Person den Wettbewerb gewonnen. Die Auszeichnung tragen bisher nur Frauen, denen auch bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde.
Eine weitere Person schreibt, der Sieg der ersten blonden und blauäugigen Frau seit Jahren sei dem Trump-Effekt zu verdanken.
Was der Instagram-Account "impact" an den Kommentaren als so problematisch erachtet, ist neben den offensichtlichen Diskriminierungen auch das grundsätzliche Bewerten von Frauen. Das dem westlichen Schönheitsstandard entsprechende Aussehen der neuen Miss Universe wird genutzt, um andere Frauen abzuwerten.
Dass dieses Problem nicht nur ein amerikanisches ist, zeigt ein Kommentar der letzten Miss Germany, Helena Bleicher, unter dem Post von impact. Auch sie wird aufgewertet – damit man eine andere Frau abwerten kann:
In feministischen Kreisen werden Schönheitswettbewerbe schon länger kritisiert. Denn zum einen wird so ein bestimmtes Bild von Frauen geschaffen, dem vor allem junge Mädchen versuchen nachzueifern.
Zum anderen bieten die Wettbewerbe Plattform für genau das, was der Feminismus nicht mehr möchte: Die Objektifizierung von Frauen und die Legitimation, ihre Körper nach bestimmten Standards zu bewerten.