Eine Dokumentation des Recherchekollektivs StrgF schlägt hohe Wellen. Sie veranschaulicht in dem 29-Minuten-Video, unter anderem auf Youtube, ein Problem in Sachen Klimaschäden, das eigentlich bekannt ist: Superreiche. Sie sind laut World Inequality Database für einen großen Teil des CO₂-Ausstoßes verantwortlich. Die Reichsten der Reichsten in Deutschland verursachen durch ihren gesteigerten Konsum und Privatjet-Reisen Schäden, die die der restlichen Bevölkerung um Längen übersteigen.
Dazu passt auch, dass in Deutschland laut Doku so viele Privatjets fliegen wie nie zuvor. In dem Video gehen die Journalist:innen diesem Phänomen auf den Grund, sprechen mit jungen Menschen mit viel Geld. Menschen, deren Klimabewusstsein offenbar kaum bis gar nicht vorhanden ist. Schließlich sei die Klimakatastrophe nicht mehr aufzuhalten, so die Argumentation. Ein Mindset, das zahlreiche Unternehmen wie Volkswagen – trotz Greenwashing – offenbar teilen.
Dass gerade die Superreichen auf Klimaschutz pfeifen, stößt offenbar auf heftigen Unmut. Auf Social Media ist nach der Veröffentlichung der StrgF-Doku ein regelrechter Shitstorm gegen die Gleichgültigkeit der Superreichen entbrannt.
Was sie in dem Youtube-Video sagen, löst bei einigen User:innen Fassungslosigkeit aus. Da wäre etwa ein Mann, der in dem Video zu Wort kommt und gerade mit seinem Privatjet auf Sylt gelandet ist. Darauf angesprochen, ob er nicht auch mit der Bahn fahren könnte, sagte er: "Nein." Und warum? Er sei einmal von Sylt nach Hamburg mit der Bahn gefahren. "Das war grauenvoll. Diese Bahn ist absolut unter aller Sau." Die Wagons seien alt.
Auf die Frage, wie man denn etwas (Anm. d. Redaktion: CO₂) einsparen könne, lacht er ins Mikro. Dann sagt er, dass alle einfach weniger anspruchsvoll sein sollten. Er fahre etwa jeden Tag mit dem Fahrrad, sei auch damit zum Flugplatz gefahren. Ein User auf Twitter teilt den Ausschnitt aus dem Video, offenbar fassungslos. Dazu schreibt er: "Keine Satire".
Die Kommentare unter dem Clip überschlagen sich. "Wasser predigen und Wein trinken. Gehört zu den Klassikern der Heuchelei", schreibt ein Twitter-User etwa dazu. "Dem ist einfach alles scheißegal, er hat ja genug Geld", findet ein anderer.
Es gibt aber auch User:innen, die dem Mann zumindest teilweise recht geben. Einer schreibt etwa: "Mit der Bahn hat er aber einen Punkt: Die Bahn muss so attraktiv, preislich erschwinglich, verlässlich, pünktlich, sauber und barrierefrei sein, dass sie die Menschen anzieht und nicht wie heute eher abschreckt." Er erhält für den Kommentar viel Zuspruch.
Ein anderer postet ein Foto aus der Bahn und stellt klar: "Ich bin schon mit dem IC und dem Regio nach Sylt gefahren, und beides sind gute, saubere, gemütliche und moderne Züge." Es sei auffällig, dass diese "Märchen immer von Leuten verbreitet werden, die nur ihre Auto- oder Privatjet-Nutzung verteidigen wollen".
Auch ein anderer interviewter Superreicher bekommt nun Hass auf Social Media ab. Ein 18-Jähriger, der standardmäßig mit Privatjet reist und offenbar gewissenlos konsumiert. Man müsse einen entsprechenden Eindruck machen, wenn man nach Sylt reise. Mit der Bahn zu kommen, sei lächerlich, scherzt er.
Er argumentiert in Sachen Klimaschutz: "Ja, das Thema ist bei mir irgendwie nicht präsent, vielleicht ist das das Problem. Es müsste mehr aufgeklärt werden." Für dieses Argument erntet er wenig Verständnis. Ein User bezeichnet ihn als "18-jährigen Schnösel-Proll", schreibt dazu in sarkastischem Ton: "Klar. Wie könnte es auch an dir liegen?"
Ein anderer veröffentlicht einen Kommentar unter dem Video auf Youtube, in dem er seine klare Meinung über den jungen Reichen kundtut: "Im Leben nichts gerissen, nur von Papas Geld profitieren und dann ultra-arrogant." Auch drastischere Worte fallen: "Der kleine Pisser" meine das ernst.
Der Tenor ist auf Social Media eindeutig: Der Großteil zeigt sich frustriert. Darüber, dass gerade Superreiche so viele Möglichkeiten hätten, um der Klimakatastrophe entgegenzuwirken. Und darüber, dass die meisten wohl darauf pfeifen. Das liege auch daran, dass sie die Letzten seien, die unter den heftigen Folgen leiden würden.
Die Frage, die trotz des Shitstorms bleibt, ist jene nach der Lösung. Eine Frage, auf die auch die Doku wohl keine richtige Antwort weiß und die wohl als größte Herausforderung unserer Zeit bezeichnet werden kann: "Wie retten wir das Klima, wenn es denen, die am meisten verbrauchen, egal ist?"