Überschrittene Grenzwerte, Krankheitserreger oder potenziell gefährliche Fremdkörper: Mögliche Gefahren für Supermarkt-Kund:innen lassen sich nie ganz ausschließen. Selbst, wenn Produkte es durch die Qualitätsprüfungen und -verfahren schaffen. Die absolute Sicherheit gibt es nicht. Nicht einmal im Handel. Im April 2022 wurde etwa Schokolade von Kinder, unter anderem die beliebten Schoko Bons, zurückgerufen. Eine neue Statistik offenbart nun einen zunächst beunruhigend anmutenden Höchststand.
Die jährliche Statistik des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zeigt nämlich einen Trend auf, der sich seit Jahren weiter fortsetzt. Demnach haben die Landesbehörden in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt 311 Warnmeldungen veröffentlicht. Das sind mehr als im Jahr zuvor. Besonders eine Produktgruppe ist betroffen. Allerdings muss dies nichts Schlechtes bedeuten.
Das Warnportal lebensmittelwarnungen.de sammelt seit Oktober 2011 alle Warnungen aus der Branche. Die abgegebenen Warnungen haben einen neuen Höchststand erreicht. Im Vergleich zum ersten vollständig erfassten Kalenderjahr 2012 hat sich die Zahl der Warnungen vor den Produkten sogar verdreifacht: von 83 auf 259.
Der steigende Trend mit 29 Warnungen mehr als noch im Jahr 2021 (282) setzt sich zwar weiter fort. Das liegt laut dem Bundesamt allerdings an verschiedenen Faktoren. Und: Sie weisen nicht unbedingt darauf hin, dass Produkte im Allgemeinen unsicherer geworden sind.
Da stellt sich die Frage, welche Warnungen am häufigsten ausgesprochen wurden. Die Statistik gibt einen Einblick: Der größte Teil der Warnungen betraf demnach mit 259 im vergangenen Jahr vor allem Lebensmittelprodukte. Seit 2019 erfasst das Warnmeldesystem der Länder auch Kosmetikprodukte. Von ihnen wurden jedoch nur neun im Jahr 2022 gemeldet.
Am häufigsten waren mikrobiologische Verunreinigungen der Grund für die Warnungen (108). Am zweithäufigsten war die Überschreitung von gesetzlichen Grenzwerten (73) ursächlich. Auch Fremdkörper in den Produkten (44) spielten eine Rolle.
Laut BVL sind die Faktoren, die die Statistik beeinflussen, vielschichtig. Der Trend, der zunächst beunruhigend wirkt, bedeutet demnach etwas Gutes. Denn: Als Gründe für die Zunahme sieht das Bundesamt vor allem das veränderte Selbstverständnis der Hersteller. Diese sähen es zunehmend als unerlässlich für ein verantwortungsvolles Management an, auf potenzielle Gefahren hinzuweisen und die Rückrufe öffentlich zu machen.
Dem BVL zufolge sind aber auch die Analyse- und Testverfahren besser geworden. Sie hätten sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. So sei es mittlerweile möglich, viel geringere Verunreinigungen zu entdecken. Es ist also nur die logische Folge, dass es mehr Warnmeldungen gibt. Hinzu kommt die Tatsache, dass Grenzwerte im Laufe der Zeit weiter gesenkt worden seien. Dies lässt eher darauf schließen, dass der Einkauf und Verzehr sowie die Anwendung von Produkten sicherer als unsicherer wird.