Öko ist mehr als nur ein Trend. Beinahe jedes Unternehmen will grüner werden – ob aus Marketinggründen oder aus echtem Umweltinteresse sei dahingestellt. Nun überrascht Rewe mit einer umweltfreundlichen Veränderung, die es so bei deutschen Lebensmitteleinzelhändlern noch nicht gab. Rewe-Group-Chef Lionel Souque sieht den Händler dadurch in der Branche als Vorreiter.
25 Millionen Werbeprospekte landen allein vom Supermarkt-Riesen Rewe jede Woche in den Briefkästen, Filialen und anderswo. Doch damit macht Rewe Schluss: Schon im kommenden Jahr sollen die gedruckten Werbeprospekte der Vergangenheit angehören, wie die "Lebensmittelzeitung" berichtet.
Eigentlich gelten Werbeprospekte im Lebensmitteleinzelhandel als unverzichtbar, weil sich darüber nach wie vor viele Menschen erreichen lassen. Laut VuMA Touchpoints greifen 31 Prozent der Bevölkerung einmal pro Woche zum Anzeigenblatt und ein Viertel zu direkt verteilten Handzetteln. Laut dem Kölner Marktforschungsinstitutes IFH beträgt der Anteil der wöchentlichen Prospektleser im LEH sogar rund 50 Prozent. Schlechter steht es um digitale Prospekte. Sie erreichen nur 5,6 Prozent der potenziellen Kunden.
Rewe versucht es dennoch: Bis zum Juli 2023 sollen der Druck und die Verteilung der wöchentlich erscheinenden Prospekte eingestellt werden.
Zumal sowieso bekanntlich der größte Teil der Prospekte und Handzettel ungelesen im Müll oder anderswo landet ...
Starten will der Lebensmittelriese mit der Veränderung schon jetzt. Bereits im August soll sich die Auflage der Handzettel um vier Millionen Exemplare auf 21 Millionen reduzieren. Schon in diesem Jahr wird zudem die Seitenanzahl der Prospekte reduziert und das Format verkleinert.
Die Überlegungen seien bei Rewe nicht neu, wie es in einer Mitteilung heißt. Der Prüfzettel wurde demnach schon seit einiger Zeit infrage gestellt. Um eine Transformation der Handzettel von Print ins Digitale zu analysieren, testete Rewe in mehreren Regionen gleichzeitig ein Jahr lang die Preiskommunikation über digitale Kanäle.
Nach dieser Testphase habe man entschieden, "dieses energie- und CO2 intensive Medium durch verstärkte Preiskommunikation über digitale Kanäle und Anzeigen in klassischen Medien zu ersetzen", heißt es in einer Mitteilung.
Während der Lebensmittel-Riese dadurch wohl vor allem Geld sparen dürfte, betont er die Umweltvorteile durch die Umstellung. Durch die Abschaffung spare er jährlich mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Mio. Tonnen Wasser und 380 Mio. kWh Energie. Gerade in Zeiten der Inflation und Energiekrise ein Vorteil.
In der Tat habe die Debatte um die Energieversorgung in Deutschland die Entscheidung beschleunigt.
Statt auf Papier sollen Kunden bald wöchentlich über eine eigene App und die Rewe-Webseite sowie über Coupons und Auszeichnungen in den Filialen informiert werden. "Wir denken um und stellen die Angebotskommunikation für die Zukunft neu auf. Denn wir wollen die Kunden aller Altersklassen moderner und zielgerichteter über diejenigen Medien erreichen, die sie tatsächlich nutzen", sagt Souque.
(ast)