Leben
Supermarkt

Supermarkt: M&M-Hersteller sorgt mit großer Änderung für heftige Diskussionen

May 30, 2014 - Greater Manchester, UK - Malteasers and M&Ms for sale at a supermarket checkout. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY - ZUMAn23

May 30 2014 Greater Manchester UK and m for Sale AT a S ...
Um die M&M-Maskottchen gab es zuletzt riesige Diskussionen. Bild: imago stock&people / imago images
Supermarkt

M&M-Hersteller sorgt mit großer Änderung für heftige Diskussionen

26.01.2023, 11:5526.01.2023, 12:05
Mehr «Leben»

Wer Werbung kreiert, muss in Zeiten wie diesen auf vieles achten: Vor allem darauf, niemanden zu diskriminieren oder zu vergessen. Ob Frauen, Männer, nicht binäre Personen, People of Color und viele mehr aus dem Vielfalts-Repertoire, das die Menschheit zu bieten hat: Der Werbemarkt wird bunter. Ob Konzerne aus wirklicher Menschenliebe oder eher aus Geldliebe handeln, sei mal dahingestellt.

Denn: Wer nicht mitzieht, muss sich reichlich Kritik anhören. Für Konzerne wird Werbung aus diesem Grund häufig zum Balanceakt. Im Vorteil ist da, wer in seinem Marketing nicht auf Menschen, sondern auf fiktive Figuren setzt. Am besten geschlechtsneutrale, die Diversität ausstrahlen. Schließlich verringern sie die Fettnäpfchen-Gefahr.

Wie sich nun zeigt, kann Werbung aber auch zu "woke" sein. Zumindest, wenn es nach der Meinung älterer, weißer Männer aus der rechten Ecke geht.

Werbung mit Kult-Maskottchen: "Woke" Schokolinsen zeigen Diversität

Was könnte sich für diverse, neutrale Werbung besser eignen, als die Schokolinsen M&Ms der Süßigkeitenfirma Mars Wrigley? Schließlich sind sie bunt, rund und beliebt.

Ganz ohne menschlichen Charakter ging es im Marketing offenbar trotzdem nicht. Die Schokolinsen wurden schon in ihren ersten TV-Auftritten zu sprechenden Maskottchen, waren bereits 1954 mit Armen und Beinen auf den TV-Bildschirmen zu sehen. Damals noch völlig geschlechtsneutral. Schließlich sprachen sie mit Comic-Pieps-Stimme und wiesen keine typisch männlichen oder weiblichen Merkmale auf. Wenn man so wollte, waren sie damals ganz schön woke.

Doch die sprechenden Schokolinsen vollzogen im Laufe der Jahre viele Wandel. In der Anfangszeit hatten sie sich kurze Zeit mit eindeutigen Geschlechtern präsentiert – in Kleidchen und Hose. Danach waren sie viele Jahrzehnte lang wieder ziemlich geschlechtsneutral. Und das in Zeiten, in denen über Diversität noch nicht so weitschichtig öffentlich diskutiert wurde. Ganz anders als in den Nullerjahren.

In den 2000ern hielten es die kreativen Köpfe im Marketing offenbar für nötig, die Geschlechter zurückzubringen. Das grüne und braune M&M erhielten eindeutige Merkmale: Wimpern, hohe Schuhe, auffälliger Kussmund.

Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update! Hier findest du unseren Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne hier auch auf Instagram.

Ob diese Neuerung zeitgemäß ist? Das fragten sich wohl in letzter Zeit auch die Vermarktenden. Im vergangenen Jahr bekamen die weiblichen M&M-Schokolinsen dann gemütlichere Schuhe statt der hohen Hacken.

Allerdings hatte der Konzern dabei eine Gruppe von Menschen vergessen, die das alles offenbar gar nicht toll fand: alte, weiße Männer, die auf Sexappeal nicht verzichten wollen. So ließ der Aufschrei nach dem Verschwinden der hohen M&M-Hacken nicht lange auf sich warten.

Riesen-Diskussion um woke M&M-Maskottchen

Ein US-Fernsehmoderator bei Fox News meldete sich zur Debatte zu Wort: Tucker Carlson ist bekannt für seine rechtsextremen und bizarren politischen Meinungen. Er sprach an, was ihn an den neuen M&M-Maskottchen so sehr störe – sie seien "woke". Besonders schlimm für den Moderator: Die Schokolinsen mit den weiblichen Merkmalen seien nun "weniger sexy".

Offenbar ist er nicht der einzige, der diese Meinung vertritt. Mehr als 20.000 Leute unterschrieben eine Online-Petition, damit "das grüne M&M sexy bleibt".

Ein neues, lilafarbenes M&M sollte für Selbstliebe und Inklusion stehen. Jenes beschimpfte Carlson ebenso wie die anderen veränderten Maskottchen. Die lila Schokolinse sei übergewichtig, so seine Meinung.

Was dann folgte, ist zumindest kurios. Es entstand eine Debatte über die bunten Maskottchen und deren Merkmale, Memes kursierten, Beleidigungen fielen. Das überwiegend rechte Lager wehrte sich mit Krawall gegen die Änderung. Nun zieht die Firma Mars Wrigleys Konsequenzen.

M&M-Maskottchen verschwinden – zumindest vorerst

Trotz der Unterstützung zahlreicher Menschen weltweit reagiert die Süßigkeitenfirma mit einem Statement, das mit den Worten "America, let's talk" beginnt:

"Im letzten Jahr haben wir einige Änderungen an unseren Werbebonbons vorgenommen. Wir waren uns nicht sicher, ob es überhaupt jemandem auffallen würde. Und wir dachten definitiv nicht, dass es das Internet sprengen würde."

Das Unternehmen erklärt weiter, dass man nun sehe, dass "sogar die Schuhe einer Süßigkeit polarisieren können". Aus diesem Grund habe das Unternehmen beschlossen, eine "unbestimmte Pause" von den Schokolinsen-Maskottchen einzulegen.

Heißt: Nach den heftigen Diskussionen verschwinden die Maskottchen auf unbestimmte Zeit. Stattdessen soll nun die US-Schauspielerin und Komikerin Maya Rudolph die bunten Süßigkeiten bewerben. Ob das älteren, weißen Männern aus der rechten Sparte gefallen wird? Schließlich ist Rudolph eine Frau. Und bekannt für ihre feministischen Äußerungen.

Raucher müssen um Erlaubnis bitten: Turin erlässt drastisches Rauchverbot

Rauch liegt in der Luft, Zigarettenstummel auf dem Boden: Rauchende Menschen auf den Straßen gehören zum normalen Geschehen in Städten dazu. Ein Bild, mit dem aber nicht alle Städte leben wollen. In Italien gehen Metropolen hart gegen Raucher:innen vor. Turin ist die nächste Stadt, die ein Rauchverbot verhängt.

Zur Story