Die Lebensmittelbranche in Deutschland ist nach den schwierigen vergangenen drei Jahren krisengebeutelt. Die Corona-Pandemie, Russlands Angriffskrieg in der Ukraine und die Inflation hat die Supermärkte und Discounter hierzulande vor riesige Herausforderungen gestellt.
Ob Butter, Mehl oder Toilettenpapier – immer wieder machten Meldungen zu Produktengpässen die Runde. Viele Menschen hatten sich so an den Anblick von leeren Supermarkt-Regalen gewöhnt. Auch Hinweisschilder zu Kauflimits oder sogar Diebstahlsicherungen für Grundnahrungsmittel wie Butter gehörten für viele in den Krisenjahren zum Alltag.
Inzwischen hat sich die Lage weitgehend entspannt, doch die Märkte wollen nun vorsorgen. Rewe plant eine große Übernahme, die Engpässe vorbeugen und die Versorgungssicherheit des Unternehmens erhöhen soll.
Nach Informationen des Branchenmagazins "Lebensmittel Zeitung" steht das Kölner Unternehmen kurz vor dem Einstieg beim Getränkelogistiker Trinks. Rewe will demnach die Hälfte der Anteile von Trinks übernehmen. Der Getränkelogistiker ist mit 1700 Mitarbeiter:innen in 16 Niederlassungen und einem Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro ein zentraler Akteur im Markt der Getränkelogistiker und Fachgroßhändler, der überwiegend mittelständisch geprägt ist.
Der Gesellschafterkreis von Trinks besteht aktuell aus den Brauereien Warsteiner, Krombacher und Bitburger, die jeweils ein Drittel der Anteile besitzen. Im Sommer 2021 hatte sich Nestlé Waters Deutschland als Gesellschafter von Trinks zurückgezogen, Rewe will diese Lücke nun offenbar füllen.
Weil sowohl Rewe als auch Trinks jedoch Unternehmen mit großen Marktanteilen sind, muss die Übernahme erst vom Bundeskartellamt genehmigt werden. Beobachter:innen gehen davon aus, dass die Behörde in diesem Fall ganz genau hinsehen wird. Wohl auch deshalb wollten weder Rewe noch Trinks die Pläne kommentieren.
Trinks und seine Gesellschafter hatten ursprünglich eine Beteiligungsstruktur vorgesehen, in der Rewe als gleichberechtigten 25-Prozent-Gesellschafter einsteigt. Die Kölner sollen jedoch von vorneherein klargemacht haben, dass für sie nur eine führende Rolle bei Trinks infrage kommt.
Ein derartiger Einstieg Rewes könnte das Gleichgewicht in der Branche verschieben. Unternehmen wie Trinks gelten als wichtige Bindeglieder zwischen Getränkeherstellern und den Einzelhändlern. Expert:innen und andere Händler beobachten den sich anbahnenden Einstieg Rewes in die Getränkelogistik deshalb mit Sorge: Er könnte den Kölnern viel Einfluss bescheren.
Sollte Rewe die Übernahme finalisieren, würde das einen strategischen Wendepunkt bedeuten. Bisher hatte sich das Unternehmen mit Beteiligungen in der Lieferkette eher zurückgehalten. Konkurrent Edeka wiederum ist bereits mit millionenschweren Investitionen in der Getränkelogistik aufgefallen.