
Die künftigen Eheleute Carola und Leo aus München erhalten vom Elvis-Imitator, der sie im Penny-Supermarkt in Wedding getraut hat, die Eheringe.foto: sauer
Supermarkt
22.02.2022, 18:5022.02.2022, 19:52
„Schon immer wollte ich dich hier im Kühlregal bei Penny heiraten“, sagt Ralf und schaut Monique lachend in die Augen. Umgeben von einer Traube von Kameraleuten und Journalisten stehen die beiden an diesem Dienstagmorgen im Penny-Markt im Berlin, wo sie sich zwischen Regalen voller Joghurt und Tütensuppen das Ja-Wort geben wollen.
Der Mann, der ihnen das "Ehegelübde" abnimmt, ist kein Standesbeamter und auch kein Priester. Er ist Elvis-Imitator und wurde von Penny engagiert, um in der Weddinger Filiale 22 Paare zu "vermählen". Ralf und Monique sind die dritten, die heute vor ihm stehen und auch sie beantworten die Frage aller Fragen natürlich mit "Ja". Dann setzt Musik ein – die dreiköpfige Hochzeitsband vor dem Regal mit den Ostereiern legt sich ins Zeug – und das frisch vermählte Paar tanzt Arm in Arm im Gang des Supermarkts.
Der Grund für die einmalige Aktion ist das einmalige Datum, der 22.02.22. Für "Penny" war der Schnapszahl-Tag Anlass genug, die Filiale im Ortsteil Wedding (ja, genau!) über Nacht in eine Hochzeitskapelle zu verwandeln und dort 22 Blitzhochzeiten im "Las-Vegas-Look" abzuhalten. Eine Werbe-Aktion, mit der der Supermarkt genau den Geschmack von Ralf und Monique traf.

Nach der Trauung wollten die frisch "Vermählten" nicht auf ein Foto mit "Elvis" verzichten. foto: sauer
"Einfach zum Standesamt gehen, wäre langweilig gewesen, wir wollten was Besonderes machen", sagt der Bräutigam. Wenn die Pandemie vorüber ist, wollen sie die richtige Hochzeit mit Freunden und Familie nachholen. Denn noch sind die beiden nicht wirklich verheiratet. "Elvis" hat dazu nicht die Befugnis – diese Supermarkt-Trauungen haben nur symbolischen Charakter.
Das wissen natürlich auch Carola und Leo. Sie sind das nächste Paar, das vor den "Altar" tritt – sie sind dafür extra aus München angereist. "Wir wollen schonmal für unsere richtige Hochzeit üben", sagt die Braut scherzhaft. Weil auch ihre Hochzeitspläne wegen Corona auf Eis liegen, haben sie sich für die "Penny"-Hochzeit entschieden.
"Einfach zum Standesamt gehen, wäre langweilig gewesen, wir wollten was Besonderes machen"
Sorgen dieser Art kennt Christoph Everke, Geschäftsführer der Agentur "Serviceplan Campaign", die die Aktion geplant hat. "Hochzeiten sind im Moment wirklich schwer zu organisieren und ein Markt, der 'Wedding' heißt [engl. für "Hochzeit", Anm. d. Red.], war für uns einfach eine Steilvorlage", sagt er. Der Andrang war groß, rund 400 Paare hatten sich bei "Penny" beworben. Neben Eheringen, Hochzeitsurkunde, Brautstrauß und einem vollen "Penny"-Einkaufskorb bekamen die Ausgewählten auch An- und Abreise sowie die Hotelübernachtung bezahlt.
Die künftigen Eheleute Carola und Leo starten nach der Zeremonie gleich in die "Flitterwochen". Sie sind noch für drei Tage in Berlin und wollen die Zeit nutzen, um die Stadt zu erkunden. Das Abendprogramm für ihren "Hochzeitstag" steht bereits: "Für heute haben wir ganz romantisch einen Tisch für zwei reserviert", verrät der Bräutigam.
Der Supermarkt in der Prinzenallee war wegen der Hochzeitsaktion den ganzen Tag geschlossen. Den ein oder anderen Einkaufsplan hat "Penny" mit "Las Wedding" also über den Haufen vereitelt. "Gut, dann geh ich eben zu Lidl", sagt eine ältere Frau, nachdem sie das Hinweisschild vor der Filiale gelesen hat – und wechselt mit ihrem Einkaufstrolley die Straßenseite.

Hochzeitsband und Elvis-Imitator sorgten im Supermarkt für Stimmung.foto: sauer
Coca-Cola gerät zwischen die Fronten eines europäischen Konditionenstreits. Weil der Konzern sich höheren Vergütungen verweigert, reagieren Händler wie Edeka mit Teilauslistungen. Und bereiten sich auf neue Allianzen im Kühlregal vor.
In der Sprache des Einzelhandels gibt es Wörter, die wie beiläufig klingen, aber gravierende Folgen haben können. "Teilauslistung" ist so eines. Es klingt nach Sortierlogik im Lager, nach nüchternem Einkaufsmanagement. Tatsächlich bedeutet es: Ein Produkt wird unsichtbar und verliert damit das, was für eine Marke wie Coca-Cola am bedrohlichsten ist: Allgegenwart.