Österreich: Hotel-Branche unter Druck – Spa-Urlaub immer öfter ohne Halbpension
Wellnessurlaub: Eigentlich verbinden die meisten Menschen dieses Wort mit Entspannung, gutem Essen und einer Prise Luxus. Doch in vielen österreichischen Spa-Hotels ist davon derzeit weniger zu spüren. Der neue "Relax Guide", der seit 1999 jährlich über 1100 Wellnessbetriebe bewertet, zeichnet ein Bild von einer Branche im Ausnahmezustand.
Wie der "Standard" berichtet, sieht Herausgeber Christian Werner die Wellnesshotellerie "vor erheblichen Herausforderungen". Zwar steige das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung, doch Insolvenzen und Schließungen häufen sich. 17 Hotels mussten in diesem Jahr aufgeben, weniger als im Rekordjahr 2024, aber immer noch deutlich mehr als in den Jahren davor.
Deshalb geht es der Hotel-Branche in Österreich so schlecht
Die Ursachen sind vielfältig: fehlende Fachkräfte, hohe Energiepreise, steigende Zinsen und eine schwächelnde Wirtschaft. All das sorge dafür, dass viele Betriebe schlechter bewertet werden, heißt es im Artikel des "Standard". "Als Gast erlebt man dann nicht selten Dinge, die in jüngster Vergangenheit noch unvorstellbar waren", sagt Werner.
Damit meint er etwa Roboter, die im Fünf-Sterne-Restaurant servieren, oder das Verschwinden ganzer Berufsgruppen: Das betreffe etwa Sommeliers, Barkeeper oder Köche, die durch zentrale Großküchen ersetzt wurden, um Kosten zu sparen.
Halbpension immer seltener beim Urlaub in Spa-Hotels
Besonders drastisch zeigt sich der Wandel beim Essen: Die klassische Halbpension verschwindet zunehmend, obwohl sie über Jahrzehnte als ein Markenzeichen der Alpenhotellerie galt. Immer mehr Häuser bieten nur noch Übernachtung mit Frühstück oder sogar ganz ohne Verpflegung an. Ein Betrieb, der einst mit fünf Sternen warb, verzichtet inzwischen komplett auf Essensangebote.
Auch sprachlich hapert es in manchen Häusern. In einzelnen Hotels arbeiten Menschen aus über 20 Nationen. Das ist zwar ein Zeichen von Internationalität, trägt dem Bericht zufolge jedoch nicht immer zur lokalen Atmosphäre bei.
"Multikulti dieser Art wird dann gerne als besonders soziales Engagement beworben, uns fällt es jedoch schwer, das nachzuvollziehen", sagt Werner. "Denn man fährt doch in eine Region, um mit ihren Menschen, ihrer Landschaft und ihrer Kultur in Kontakt zu kommen", findet er.
Hinzu kommen neue Trends, die zwar nachhaltig wirken sollen, in Wahrheit aber oft bloß Kosten senken. Einige Hotels bieten Gästen die sogenannte "green option" an: keine tägliche Zimmerreinigung, angeblich aus Umweltschutzgründen.
Statt echter Nachhaltigkeit gehe es um Personaleinsparung – unter vorgeschobenen moralischen Druck.
Österreich: Werner fordert echte Entschleunigung, aber mit Liebe
Trotz allem sieht der "Relax Guide" auch Lichtblicke. Viele Häuser zeigen, dass Qualität und Herzlichkeit weiterhin möglich sind. "Zahlreich finden sich Hotels, die mit ihren guten Vibes die Gäste inspirieren", sagt Werner. Dort stehe nicht nur Entspannung, sondern auch Sinn, Freude und menschliche Nähe im Mittelpunkt.
Gerade weil viele Menschen zunehmend unter digitalem Dauerstress leiden, wachse die Sehnsucht nach ganzheitlicher Erholung. "Spa-Hardware wie große Pools ist fein, aber ohne gastgeberische Liebe ist alles nur Schein", sagt Werner. Der neue Trend: Wellness mit sozialer Komponente – und echter Entschleunigung statt bloßer Show.
Von den getesteten 1100 Hotels erhielten nur 20 Prozent in Österreich das Qualitätssiegel "Lilie", das der Relax Guide als Gütemerkmal vergibt. Das ist deutlich weniger als etwa im italienischen Südtirol, wo 28 Prozent ausgezeichnet wurden.