Israel ist ein beliebtes Reiseziel. Rund 3,6 Millionen Tourist:innen aus aller Welt verbringen jedes Jahr ihren Urlaub dort. Eigentlich. Denn mit den brutalen Angriffen der Hamas am 7. Oktober und dem seitdem herrschenden Krieg dürfte es damit vorerst vorbei sein.
Tausende Menschen wurden in den vergangenen Wochen getötet oder schwer verletzt, immer wieder erfolgt Raketenbeschuss im Land.
"Die Lage ist hoch volatil", schreibt auch das Auswärtige Amt auf seiner Website und rät dringend von Reisen nach Israel und in die palästinensischen Gebiete ab. Eine weitere Verschärfung der Lage und eine Ausweitung des Konflikts könne nicht ausgeschlossen werden.
Das hat Folgen für unseren Urlaub. Welche das sind und ob der Krieg in Israel auch Einfluss auf naheliegende Urlaubsländer wie Ägypten hat, haben wir Samed Kizgin gefragt. Er ist Analyst für Reiserisiken bei dem Sicherheitsdienstleister A3M und weiß, wann und wo man auf Urlaub besser verzichten sollte.
Die Bilder, die derzeit aus Israel und dem Gazastreifen um die Welt gehen, sind an Brutalität und Grausamkeit kaum zu überbieten. Angst und Ohnmacht scheinen fast greifbar.
Dass in Israel noch bis vor ein paar Wochen Tourist:innen auf den Straßen entlang flaniert sind, scheint unvorstellbar. "Kriege stellen immer eine Gefahr für Reisende dar, insbesondere in Konfliktgebieten oder in der Nähe von Kampfhandlungen, wo das Sicherheits-Risiko natürlich erheblich steigt", sagt Samed Kizgin gegenüber watson. Diese Folgen erwartet der Analyst für Reiserisiken für Israel als Destination:
Dementsprechend schnell seien auch Reisehinweise und -warnungen von Regierungen und internationalen Organisationen veröffentlicht worden. Solange diese bestehen, würden Reiseveranstalter keine Reisen nach Israel, den Libanon oder in die palästinensischen Gebiete durchführen.
Zuletzt wurde auch für Ägypten eine solche Warnung ausgesprochen. Obwohl im Herbst und Winter normalerweise zahlreiche Tourist:innen an den Stränden des Roten Meeres in Ägypten liegen und schnorcheln gehen, wird die diesjährige Urlaubssaison vom Krieg in Israel überschattet.
Denn immer mehr Menschen flüchten aus dem Gazastreifen nach Ägypten – dem einzigen Land, das neben Israel an diesen angrenzt. Infolgedessen gilt eine Teilreisewarnung auch für Ägypten.
Auf seiner Website warnt das Auswärtige Amt vor Reisen in die folgenden Regionen Ägyptens:
Der Grund für die Reisewarnung: Im Zusammenhang mit dem Angriff könne es vereinzelt zu pro-palästinensischen und anti-israelischen Kundgebungen kommen. Außerdem: "Es besteht landesweit weiterhin ein Risiko terroristischer Anschläge", warnt die Behörde.
Das müsse im Kriegsfall aber nicht immer so sein, wie Kizgin betont: "Die Ukraine ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Nachbarländer meist kaum von den Kriegshandlungen betroffen sind." Ganz im Gegenteil: Häufig würde die Zahl der Reisenden dort sogar zunehmen, weil Reisende nach Alternativen suchen würden, wenn eine Destination für gewisse Zeit ausfalle.
Denn eines ist für den Reiserisiko-Analysten Kizgin mehr als deutlich: "Die Reiselust der Menschen, insbesondere nach der Pandemie, zeigt sich ungebrochen – selbst angesichts der weltweiten Krisen."
Obwohl es in diesem Sommer erhebliche Waldbrände auf den griechischen Ferieninseln gab, sei der Tourismus dort keineswegs zum Erliegen gekommen. Kizgin ergänzt:
Auch wenn die Menschen trotz weltweiter Krisen weiterhin in den Urlaub fahren – Sorgen würden sie sich trotz allem machen. "Die Sorgen und Prioritäten deutscher Tourist:innen variieren je nach Person und Reiseziel oftmals stark", sagt Kizgin.
Allerdings gebe es Faktoren, die Reise häufig stark beeinflussen würden. Dazu zählen folgende:
Die Sicherheit aber habe für die überwiegende Mehrheit eine hohe Priorität. "Das umfasst sowohl die Sicherheit am Zielort selbst, als auch während der An- und Abreise." So hätten Urlauber:innen häufig Bedenken bezüglich der Kriminalität, Naturkatastrophen, politischer (Un-)Stabilität und Gesundheitsrisiken.
Kizgin betont aber auch: "Jede Destination birgt spezifische Risiken." Diese würden von Streiks und Demonstrationen über Kriminalität, terroristische Bedrohungen, Infrastrukturprobleme bis hin zur Gesundheitsversorgung reichen. Er rät daher dazu, sich gut zu informieren und auf die speziellen Risiken der Urlaubsdestination vorzubereiten, denn: "Das größte Risiko besteht in erster Linie darin, unzureichend auf eine Reise vorbereitet zu sein."
Wie sich der Krieg in Israel langfristig auf das Gelobte Land als Reisedestination auswirken wird, lasse sich derzeit aber noch nicht voraussagen.