Die Theresienwiese in München ist mittlerweile wieder in ihren Normalzustand zurückgekehrt. Wer des Feierns und des Bieres noch immer nicht müde geworden ist, kann allerdings in Stuttgart weiter schunkeln.
Denn der traditionsreiche Cannstatter Wasen finden gut eine Woche versetzt zum Oktoberfest statt und dauert entsprechend noch bis kommenden Sonntag an. Der Preis für eine Maß ist hier allerdings in etwa genauso hoch wie auf der Wiesn – und verspricht offenbar dann sogar teils mehr, als er halten kann.
Im Auftrag der "Stuttgarter Nachrichten" haben Expert:innen der Universität Hohenheim in den vergangenen Wochen Bier-Stichproben aus verschiedenen Festzelten auf dem Wasen genommen. Bei den Untersuchungen im Labor mussten sie gravierende Abweichungen von den Verkaufsversprechen der Biere feststellen.
Am geläufigsten ist den meisten Wasen-Besucher:innen wohl das Stuttgarter Hofbräu Volksfest-Bier, das im Normalfall laut Hersteller 5,5 Volumenprozent hat. Gerade hier mussten die Laborant:innen allerdings schwerwiegende Abweichungen in den Festzelten feststellen.
Ausgeschenkt wird das Bier auf dem Wasen unter anderem in den Zelten von Sonja Merz und Grandl. Laut "Stuttgarter Nachrichten" hatten die Proben aus diesen Zelten allerdings gerade einmal einen Alkoholgehalt von 5,1 Volumenprozent.
Bei allen anderen Bieren, die unter anderem bei Wilhelmers Schwabenwelt und im Fürstenberg-Zelt gezapft wurden, fielen die Abweichungen hingegen deutlich geringer aus. So stellte die Uni Hohenheim beim Schwaben Bräu einen Alkoholgehalt von 5,43 Volumenprozent fest, im Normalfall liegt dieser bei 5,5 Prozent.
Schwankungen im Alkoholgehalt sind bei Bier und Wein generell nicht ungewöhnlich, müssen sich aber im Rahmen der gesetzlichen Lebensmittelverordnungen halten. "Bier ist ein Naturprodukt", erklärt Daniel Einfalt von der Uni Hohenheim gegenüber den "Stuttgarter Nachrichten".
Die Europäische Union gibt daher vor, dass die Abweichungen bei Bier im Regelfall nicht mehr als 0,5 Prozent vom angegeben Gehalt betragen dürfen. Nur bei Biersorten mit einem höheren Alkoholgehalt als 5,5 Prozent, wie etwa bei Bockbier, darf die Abweichung bis zu 1 Prozent betragen.
Überprüft wird das Ganze von den zuständigen Lebensmittelbehörden der Bundesländer. Im Falle von Volksfesten wird bei Bieren im offenen Ausschank aber vor allem auf mikrobiologische Verunreinigungen geachtet.
Der Geschäftsleiter des Stuttgarter Hofbräuhauses Martin Alber begründet die Abweichungen bei seinem Bier ebenfalls mit dem Herstellungsprozess. Demnach trage ein relativ hoher Malz-Gehalt zu einem geringeren Vergärungsgrad bei, der wiederum den niedrigen Alkoholgehalt begründet. "Allerdings erhält unser Volksfestbier dadurch einen vollmundigeren Geschmack", fügt Alber hinzu.
Jährlich kommen etwa drei bis vier Millionen Menschen zu dem Cannstatter Wasen nach Stuttgart. Wer hier eine Maß Bier trinken möchte, sollte mit einem Preis von knapp 14 Euro rechnen.