Mallorca hatte einst den Ruf als Billigreiseziel. Partys am Ballermann, fettiges Fastfood an der Wurstbude und günstige Flugverbindungen versprachen einen schnellen Trip in die Sonne ohne große Ausgaben. Doch in den letzten Jahren hat die Preisschraube deutlich angezogen.
Vor allem abseits der Nachtklub-Szene an der Schinkenstraße lockt die Balearen-Insel immer größere Touristenzahlen an. Urlauber:innen suchen rund um die Insel Entspannung, einen ruhigen Platz an der Sonne oder Wandertouren vorm Mittelmeerpanorama.
Doch mit den gesitteten Gästen muss die Gastfreundlichkeit nicht unbedingt wachsen. Das zeigt ein heftiges Beispiel im Urlaubsort Port d'Alcúdia. Dort ging sogar ein Anwohner einem dreisten Gastronomen auf den Leim. Denn mit dem Blick auf seine Rechnung hatte er an seinen Kroketten schwer zu schlucken.
Der Deutsche Micha N. ahnte nichts Böses, als er mit einer Besuchergruppe am Strand einen Happen bestellte. An einem simplen Grillstand bestellten die Strandgänger:innen ein paar Tapas – und bekamen dafür eine saftige Rechnung aufgetischt.
Insgesamt 156 Euro musste die Gruppe deutscher Urlauber:innen für ihre Tapas bezahlen. Dabei kosteten alleine die Kroketten 22 Euro. Das sechs Stück starke Gericht der fettigen Teigspeise kostete also pro Krokette mehr als 3,60 Euro. Genauso viel berechnete der Gastwirt für die Portion Garnelen, Boquerones (panierte Sardellen) und Chipirones (Kalmare). Nur zwei Euro weniger kosteten die Kartoffelecken. Allesamt landestypische, aber einfache Mahlzeiten.
Der "Mallorca-Zeitung" erklärte der ortskundige Micha N. "fielen uns die Augen aus dem Kopf". Angesichts der Mondpreise fragte sich die Urlaubergruppe: "Wo ist die versteckte Kamera?" Auch das Herunterspülen des Schocks hatte es in sich, denn für einen Pappbecher Weißwein wurde er mit neuen Euro zur Kasse gebeten.
Dabei habe es sich keineswegs um gehobene Küche gehandelt. N. beschrieb die Grillstation als "einfachen Stand" mit "nicht gerade sauberen, schmalen Tischen". Man habe angesichts des einfachen Inventars keine hohen "Ansprüche an die Bude" gehabt.
Dass sich die Rechnung am Ende für sechs Snacks auf 156 Euro belaufen würde, hätte er vor allem deshalb nicht erwartet, weil die lokale Paella mit Meeresfrüchten für den ortsüblichen Preis von 12 Euro angeboten wurde.
Die Krux: Außer dem Preis für die Paella war das Preisgefüge nicht offensichtlich. Denn von Speisekarten war weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen legte ein Kellner seinen Gästen nach dem Essen eine handgeschriebene Rechnung vor. Zur Krönung des Ganzen hatte er sich um vier Euro zuungunsten seiner empörten Gäste verrechnet.
Der bittere Nachgeschmack macht sich erst recht mit Blick auf die Konkurrenz des Grillstandes bemerkbar. Denn Essen "in Topqualität" zu angemessenen Preisen ist in Port d'Alcúdia nach wie vor möglich. Aus der 156 Euro teuren Abzocke lernte Micha N. eine bittere Lektion: "Fragt lieber erst nach den Preisen, bevor Ihr dort, wo keine Karten ausliegen, etwas bestellt."