Wer schon ein paar Städtetrips hinter sich hat, wird es kennen: Wenn man die neue Stadt erst mal ein paar Stunden erkundet hat, tun meistens nicht nur die Füße weh, irgendwann meldet sich auch der Hunger.
Die Geduld, dann noch ewig nach einem Restaurant zu suchen, haben nicht alle. Und wer zusätzlich nur ein begrenztes Reisebudget hat, der stellt sich am ehesten an einen Imbissstand. Der Preis für eine Bratwurst im Brötchen und ein Bier ist meist überschaubar.
In Österreich könnte nächstes Jahr aber selbst das deutlich teurer werden.
Hintergrund ist die Einführung eines neuen Pfandsystems zum 1. Januar 2025. Ab dann müssen die Österreicher:innen auf alle Einweg-Getränkeflaschen und -Dosen zwischen 0,1 und 3 Litern 25 Cent Pfand zahlen. Ausgenommen sind lediglich Milchprodukte in Kunststoff.
Das klingt eigentlich erst mal nach einer positiven Nachricht, gerade was Recycling und die Sauberkeit in der Öffentlichkeit angeht. Aus Sicht von Imbissstand-Betreiber:innen ist die Änderung aber alles andere als ein Grund zur Freude.
Das Gesetz sieht laut der österreichischen Boulevardzeitung "Heute" nämlich vor, dass künftig alle Geschäfte die Einwegflaschen und -dosen aller Marken zurücknehmen müssen, selbst wenn sie diese nicht im Sortiment haben. Dadurch drohe ein enormer Mehraufwand.
"Das Einwegpfand ist ein Horror für kleine Imbissstände", warnt Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger im Gespräch mit "Heute". Das Problem sei der Stauraum, denn künftig müsse man viel Luft lagern. Davor habe man einfach alles zerdrückt.
Das geht bald nicht mehr, weil die Automaten das Leergut nur dann erkennen, wenn Barcode und Pfandlogo noch gut lesbar sind. "Einerseits muss man alles aufheben, irgendwer muss es dann auch noch zählen", kritisiert Mayr-Stockinger. Die Praktikabilität für Standorte mit wenig Platz – also zum Beispiel Imbissbuden-Besitzer:innen – habe man sich einfach nicht überlegt.
"Ich müsste einen eigenen Mitarbeiter für die Logistik anstellen", erklärt René Kachlir, Betreiber des Würstelstands "Zum scharfen René" in Wien, gegenüber "Heute". Bis jemand von der Sammelstelle die Säcke abholen komme, könne es bis zu 48 Stunden dauern. Deswegen müsse er sich unter Umständen ein Auto anschaffen, um die Flaschen früher wegzubringen.
Diese möglichen Mehrkosten könnten sich am Ende auf die Preise an den Imbissbuden niederschlagen. "Jeder zusätzliche Aufwand, den man hat, schlägt sich auf die Kosten nieder und diese werden zwangsläufig an den Endkunden weitergegeben", mahnt Marko Fischer, Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Wien.
Gut möglich, dass man an österreichischen Imbissbuden künftig also deutlich mehr für Wurst und Bier bezahlen muss als zuvor.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, fordert der Verband und der Verein Wiener Würstelstände in einem offenen Brief eine Ausnahmeregelung. Betriebe mit einer Verkaufsfläche von weniger als 25 Quadratmetern beziehungsweise eine Betriebsgröße von unter 50 Quadratmetern sollen von der Pfandpflicht ausgenommen werden.
Ob die Ausnahmeregelung nun kommt oder nicht, hängt von der österreichischen Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie ab. Geht sie auf die Forderung ein, wird es wohl nicht nur die Würstelstand-Betreiber:innen freuen. Auch Urlauber:innen müssten dann weiter nicht allzu tief in die Tasche greifen, wenn sich beim Städtetrip mal wieder der Hunger meldet.