Overtourism ist mittlerweile wohl den meisten Menschen ein Begriff. Viele haben es in ihrem Sommerurlaub sogar selbst erlebt: an beliebten Reisezielen drängen sich massenhaft Tourist:innen vor bekannten Sehenswürdigkeiten oder am Strand. Das macht meist weder den Touris selbst noch den Einheimischen vor Ort Spaß, die tagtäglich mit den Menschenmassen konfrontiert sind.
Letztere haben ihren Unmut dieses Jahr an vielen Ort sogar zum Ausdruck gebracht. In Barcelona, auf Mallorca oder den Kanarischen Inseln sind beispielsweise tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um klare Grenzen für den Massentourismus zu fordern. In Barcelona haben die Demonstrierenden dabei sogar einige Tourist:innen mit Wasserpistolen nass gespritzt.
Manche Menschen werden jetzt an der Urlaubsplanung für das kommende Jahr sitzen und sich angesichts dessen fragen: Wo kann ich hinreisen, ohne mich an "Overtourism" zu beteiligen und die Einheimischen zu verärgern?
Eine Antwort auf diese Frage hat "Intrepid Travel" gefunden. Jedes Jahr veröffentlicht der australische Reiseveranstalter nämlich die "Not Hot List". Dabei handelt es sich um eine Liste von Orten, die als Reiseziele eher unbekannt sind oder denen bislang nur wenig Beachtung geschenkt wurde. Gleichzeitig landen nur Orte auf der Liste, an denen auch die Bereitschaft und Kapazitäten bestehen, mehr Tourist:innen aufzunehmen.
Für 2025 haben es insgesamt zehn Orte auf die Liste geschafft, die auf dem gesamten Globus verteilt sind.
Marokko ist als Urlaubsziel nicht ganz unbekannt. Im ersten Halbjahr 2024 sollen bereits über sieben Millionen Menschen dem nordafrikanischen Land einen Besuch abgestattet haben. Gerade Städte wie Marrakesch oder Casablanca sind beliebt.
Das Anti-Atlas-Gebirge gilt aber laut "Intrepid Travel" weiterhin als Geheimtipp. Bislang war die Region wegen mangelnder Infrastruktur nur schwer zu erreichen. Marokko investiere aber mittlerweile mehr, um die Region touristisch attraktiver zu gestalten.
Sehenswürdig seien zum Beispiel die alten Getreidespeicher, die die nomadischen Amazigh in rote Felsen geschlagen haben. Als ebenfalls interessant für Urlauber:innen gelten auch die alten Felszeichnungen bei Ait Herbil und Tiggane. Wer gerne wandert, kann das Amelntal oder das Dorf Chapeau de Napoléon ansteuern.
Guyana liegt an der Atlantikküste Südamerikas und ist flächenmäßig mit Großbritannien vergleichbar. In dem Land leben aber gerade einmal 800.000 Menschen, also nur etwas mehr als in Frankfurt am Main. Nachdem Guyana lange kaum touristisch erschlossen war, gab es in jüngster Zeit immer mehr Bemühungen die Infrastruktur auszubauen und für mehr Hotelkapazitäten zu sorgen.
Highlight für Urlauber:innen ist "Intrepid Travel" zufolge die Rupununi-Savanne, eine knapp 1300 Quadratkilometer große Graslandschaft zwischen dem Amazonas-Fluss und dem Guyana-Schild. Auf Wildlife-Safaris könne man das einzigartige Ökosystem erkunden und nach Jaguaren oder Großen Ameisenbären Ausschau halten.
Außerdem könne man Vaqueros (Cowboys) auf ihren Farmen begleiten oder die indigenen Communitys der Macushi und Wapishana besuchen, die Öko-Lodges betreiben.
Qeqertarsuaq – so heißt die Insel an der Westküste Grönlands eigentlich. Aber Disko-Insel ist für ausländische Besucher:innen wohl doch einfacher auszusprechen. Wer dort hinreist, kann laut "Trepid Travel" dramatische Landschaften erwarten, die aus Fjorden, Tälern und einzigartigen Basaltbergen bestehen. Zu sehen gibt es außerdem Wale, Robben und verschiedene Vogelarten.
Grönland, ungefähr zehnmal so groß wie Großbritannien, sei bisher vor allem Ziel von Kreuzfahrttourist:innen gewesen. Diese Form des Tourismus nütze den lokalen Communitys aber nur wenig, schreiben die "Not Hot List"-Autor:innen. Um auch andere Urlaubsreisende anzuziehen, will man nun den Tourismus im Inland stärken und eröffnet dafür unter anderem einen neuen Flughafen in Nuuk.
Abgesehen von diesen drei Orten finden sich auf der "Not Hot List" 2025 noch folgende Reiseempfehlungen: Gilgit-Baltistan in Pakistan, Cape York in Australien, Adirondacks in den USA, Sainshand in der Mongolei, die ghanaische Hauptstadt Accra, Maldonado in Uruguay und die norwegische Hauptstadt Oslo.