Wien steht klischeehaft neben Oper, Sissi und Sachertorte vor allem auch für seine Kaffeehauskultur. In den Institutionen der Donaumetropole, die seit 2011 zum immateriellen Kulturerbe zählen, werden mit Melange, Verlängertem oder Einspänner allerhand heiße Getränke serviert, die für einen "Piefke" fremd klingen.
Neben den traditionellen Kaffeehäusern, die vor allem im ersten Bezirk rund um den Stephansdom angesiedelt sind, gibt es in Wien auch viele moderne und hippe Cafés. Diese haben häufig ein stolzes Preisniveau.
Ein Wiener Café sticht besonders heraus. Dort wird ein Schnittlauch-Radieschen-Brot für ganze 8,90 Euro angeboten.
Das Café Friedlich im dritten Bezirk hat eine prominente Location. Es befindet sich im Hundertwasser Museum, das fußläufig zum Donaukanal liegt. Dort können Besucher:innen die weltweit größte permanente Sammlung von Werken des berühmten Künstlers und Architekten Friedensreich Hundertwasser bestaunen.
Anschließend wartet eine Stärkung im Friedlich auf die Kunstbegeisterten. Das Café sei eines, "dessen kulinarisches Angebot die ökologischen und nachhaltigen Werte Friedensreich Hundertwassers widerspiegelt: Es werden hochwertige und möglichst regionale und saisonale Lebensmittel verarbeitet", heißt es auf der Website des Museums.
Dass sich das Angebot an ein internationales, zahlungskräftiges Publikum richtet, zeigt der Umstand, dass die Speisekarte online ausschließlich auf Englisch aufgerufen werden kann.
Neben Klassikern wie Wiener Schnitzel, Apfelstrudel und Kaiserschmarrn bietet das Friedlich außerdem unter anderem Schnittlauchbrot an. Eineinhalb Scheiben Sauerteigbrot mit Butter, Schnittlauch, Kresse und Radieschen kosten stolze 8,90 Euro.
Das luxuriöse Brot sorgte über die Grenzen der Stadt hinaus für Aufsehen, nachdem "Der Standard" Anfang des Monats darüber berichtete.
Eine Mitarbeiterin verteidigt die Preispolitik gegenüber "Heute.at". 48 Prozent des Preises schlügen sich in den Personalkosten nieder, 30 Prozent gingen für Brot, Schnittlauch, Kresse, Butter und Radieschen drauf. Weitere 22 Prozent würden unter anderem für Pacht, Strom und Versicherung verwendet.
Am teuersten sei das Sauerteigbrot. Dies stammt aus der Bio Bäckerei Öfferl. "Natürlich könnten wir auch günstigeres Brot nehmen, aber wir möchten auch diese Qualität bieten", erklärt die Mitarbeiterin.
"Wir wissen, natürlich, dass wir um diesen Preis ein Luxus-Schnittlauchbrot anbieten, gerade in Zeiten der Teuerung", meint die Frau und fügt gleichzeitig hinzu: "Wir denken uns die Preise nicht aus, uns bleiben am Ende von dem Schnittlauchbrot 65 Cent."
Der Geschmackstest von "Heute.at" fällt jedenfalls positiv aus. Das Brot sei gut beladen und schmeckt, lautet das Resümee.
Wem die 8,90 Euro zu viel sind, findet in Wien genügend Alternativen. Eine Auswertung des "Standards" ergab, dass das Schnittlauchbrot in vielen Cafés zwischen 3,50 und fünf Euro zu haben ist.