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Reservieren in Restaurants: Warum das bald Geschichte sein könnte

PRODUKTION - 05.05.2025, Nordrhein-Westfalen, Velbert: Ein kleines Schild mit der Aufschrift "Reserviert" und mehrere Gl
"Oh ein freier... Ah, nein, ist doch reserviert."Bild: dpa / Christoph Reichwein
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Restaurants streichen beliebten Service – weil Gäste sich nicht an die Regeln halten

Reservierte Tische, die leer bleiben, Gruppen, die kleiner ausfallen als angekündigt – manche Restaurants haben genug davon. Stattdessen setzen sie wieder auf das gute alte "einfach Kommen". Das ist allerdings nicht für alle eine Lösung.
08.05.2025, 11:1608.05.2025, 11:16
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Früher ist man einfach in ein Restaurant hereinspaziert, das nett aussah, hat sich an einen freien Tisch gesetzt und los gegessen – heute fast unvorstellbar. In vielen Städten ist der Restaurantbesuch längst zur logistischen Meisterleistung geworden. Ohne wochenlange Vorausplanung? Viel Glück.

Doch genau das wollen einige Gastronom:innen jetzt wieder ändern. Sie sagen: Schluss mit Reservierungsdruck und Zeitslot-Stress. Willkommen, Laufkundschaft!

Schluss mit Reservierungswahnsinn

In Berlin geht Gastronom Sören Zuppke gegen den Reservierungswahnsinn vor. Er betreibt die Szene-Lokale Trio, Otto und jetzt auch Pluto im Prenzlauer Berg. Und das Konzept ist klar: kein Reservierungszwang, kein Menüdruck, einfach hereinkommen.

Zuppke sagte dazu zur dpa: "Uns war wichtig, einen Ort zu schaffen, der ohne Verpflichtungen auskommt." Pluto versteht sich als entspannte Nachbarschafts-Weinbar – für Freunde, Familie oder einfach den spontanen Feierabend-Campari.

Warum er keine Reservierungen will, ist für Zuppke ganz klar: "Wir fühlen uns selbst sehr hingezogen zu offenen Orten, wo man einfach reinschneit – sei’s für ein schnelles Glas und einen Teller Schinken oder für einen langen Abend mit mehreren Flaschen Wein." Sein Credo: "Jeder ist willkommen, ganz ohne Plan. Reservierungen würden dem Ganzen nur die Leichtigkeit nehmen."

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Trend "Walk-in": Spontan ist das neue Exklusiv

Auch anderswo erleben Lokale ohne Reservierungspolitik ein Revival. In Wien setzen altbekannte Kaffeehäuser wie Demel, Prückel oder Café Central wieder verstärkt auf Spontanbesucher:innen. Vor allem Letzteres macht das ganz offiziell: "Es werden laufend Tische frei", heißt es auf der Website – also einfach reinkommen, wie früher.

In Paris – und Filialen in New York, London oder Zürich – feiern Nostalgie-Spots wie das Relais de Venise oder Relais de l’Entrecôte das "No Booking"-Konzept. Kein Reservieren, keine große Auswahl: Roastbeef, Buttersauce, dünne Pommes und Kellner:innen in traditioneller Uniform. Klare Ansage, voller Laden.

Aber der spontane Trend ist nicht nur Retro-Romantik. Es steckt auch Frust dahinter. Denn No-Shows – also Menschen, die reservieren und dann einfach nicht auftauchen – sind für viele Restaurants ein echtes Problem. Jürgen Benad vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sagt zur dpa: "Es gibt einige Restaurants, die inzwischen ganz bewusst auf Reservierungen verzichten, um sich vor den wirtschaftlichen Folgen von No-Shows zu schützen."

Das funktioniert aber nicht überall. Laut Benad klappt das vor allem an Standorten mit viel Laufkundschaft. Eine Lösung für alle Restaurants ist das nicht.

Storno-Stress und schlechte Bewertungen: Gastro-Realität 2025

Laut Dehoga nehmen kurzfristige Absagen zu. Und viele Gäste unterschätzen, wie viel Planung hinter einem einfachen Restauranttisch steckt. Gerade kleinere Betriebe oder Fine-Dining-Läden leiden – für sie bedeutet jeder nicht erschienene Gast ein Loch in der Kasse.

Klar, manche versuchen es mit Stornogebühren oder Rechnungen bei Nichterscheinen. Aber das geht schnell nach hinten los: Negative Online-Bewertungen lassen nicht lange auf sich warten. Benad warnt: "Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt – besonders gegenüber Stammgästen, die kein Gastronom verlieren möchte."

Der Trend zurück zur Spontanität ist da, wenn auch (noch) nicht flächendeckend. Aber eins ist klar: Wer keinen Bock mehr auf Reservierungsstress hat, bekommt langsam wieder mehr Optionen. Einfach reingehen, Platz finden, Wein bestellen – klingt ziemlich gut, oder?

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