Der Gardasee ist für viele der Sehnsuchtsort schlechthin – türkisblaues Wasser, Zitronenduft in der Luft und italienische Dolce Vita. Kein Wunder also, dass die Region längst bei Tourist:innen aus aller Welt beliebt ist.
Aber: Der Boom hat Folgen. Besonders das idyllische Städtchen Sirmione am Südufer des Sees bekommt den Massentourismus inzwischen deutlich zu spüren.
Am Wochenende vom 1. Mai kam es zu einem regelrechten Besucheransturm mit chaotischen Zuständen: Die einzige Straße in die Altstadt war überfüllt, es ging weder vor noch zurück. Die Brücke zur Altstadt wurde zeitweise gesperrt, Rettungswagen kamen nicht mehr durch. Bilder von den Touristenmassen machten in Italien schnell die Runde.
Jetzt zieht die Stadt die Reißleine – und denkt über eine Maßnahme nach, die Venedig bereits eingeführt hat: eine Tagesgebühr für Besucher:innen. Das Ziel ist, die Zahl der Tourist:innen an Spitzentagen zu begrenzen, bevor es komplett eskaliert.
"Wir fordern, dass die Zahl der Menschen, die täglich ankommen, eine von Expert:innen festgelegte Grenze nicht überschreitet", sagt Marco Merlo, Chef des örtlichen Hotelierverbands gegenüber "OE 24". Konkret geht es um eine Reservierungspflicht für den Zutritt zur Altstadt an Feiertagen – sowie um die Einführung eines Ticketsystems für Tagesgäste.
Auch die Stadtverwaltung ist alarmiert. Sicherheitsbeauftragter Massimo Padovan macht deutlich: "Sirmione ist eine Perle, die wir offenhalten wollen – aber mit Maß und Rücksicht auf die Einwohner:innen." Die Einführung eines verpflichtenden Buchungssystems sei aus seiner Sicht dringend nötig.
Die Zahlen sprechen für sich: Auf 8.000 Einwohner:innen kommen rund 1,36 Millionen Übernachtungen im Jahr. Im Sommer schieben sich die Menschenmassen durch die engen Gassen der Altstadt – Romantik ade, sagen viele Einheimische.
Sirmione steht damit exemplarisch für das Dilemma vieler Hotspots in Europa: Tourismus bringt Geld, ja. Aber auch Probleme, wenn die Menschenmengen zu viel werden. Die große Frage bleibt: Wie viel Gardasee-Verliebtheit von Tourist:innen verträgt ein kleiner Ort wie Sirmione?