Viele Influencer:innen zog es lange nach Dubai. Weniger Steuern, eine Architektur, die ausschließliche größenwahnsinnige Köpfe anspricht, und eine Gesellschaft, die Armut so weit an den Rand drängt, dass rund um den Burj Khalifa nur kamerafreundliche neureiche Gesichter zu finden sind.
Doch Dubais Sogwirkung lässt nach, viele kehren der Stadt den Rücken. Jetzt lockt Katar mit vielen Benefits. Vor allem spricht das arabische Land viele Briten an. Hinsichtlich der Geschichte ist das eine interessante Entwicklung.
Denn mehr als 50 Jahre stand der Nahoststaat unter britischer Herrschaft, mittlerweile ist er unabhängig. Heute schwärmen viele britische Influencer:innen von Katar. Grund ist etwa, wie "Dailymail" berechnet, die im Vergleich zu Großbritannien deutlich niedrigeren Lebenshaltungskosten. Die fallen in Katar 34,2 Prozent geringer aus. Restaurants sind 48 Prozent günstiger, Lebensmittel 41,5 Prozent.
Ein Beispiel: Ein Essen für zwei Personen in einem Mittelklasserestaurant kostet in Katar umgerechnet rund 43 und in London 93 Euro. Auch McDonalds ist in dem arabischen Staat deutlich günstiger. In London liegt der Menüpreis bei etwa zehn Euro, in Doha, der katarischen Hauptstadt, bei sechs Euro.
Jeans kosten im Vergleich mit Großbritannien 50 Prozent weniger. Wohl am wichtigsten ist jedoch der Quadratmeterpreis. Der beträgt nur etwa ein Viertel der Preise vergleichbarer Angebote in Doha. Wobei hier auch noch andere Faktoren, etwa der Zustand der Gebäude, sich auf den Preis auswirken dürften.
Neben Influencer:innen zieht es auch viele britische Ärzt:innen nach Doha. Katar lockt hier mit üppigen Gehaltspaketen ohne Steuern. Generell sind die Steuern eines der Hauptargumente vieler Briten für den Umzug. Die Einkommenssteuer gibt es nicht.
Eine Lehrerin schwärmt ebenfalls auf Tiktok von Katar. Unter dem Namen Iqra Inspire teilt sie Videos, in denen sie die Sauberkeit und die Sicherheit lobt. Laptops und Schlüssel könne sie einfach liegen lassen, niemand würde sie stehlen. Auch die Preise haben sie nachhaltig begeistert.
Eine weitere Britin, AnginQatar, teilt in ihrem Profil ebenfalls Videos, in denen sie die Vorzüge Katars hervorhebt. Auch hier geht es um Sicherheit, Preise und Steuern. Die Werbeoffensive der Content-Creator:innen erinnert an den Dubai-Hype.
Wie es um die Menschenrechte vor Ort steht, dass Arbeiter:innen maximal ausgebeutet werden, sie sich teils wie Sklaven unter furchtbaren Bedingungen häufig tot arbeiten, ohne Aussicht auf Lohn, geht bei all der Lobhudelei unter. Menschenrechtsorganisationen klären dazu seit Jahren auf.
Wirklich prominent wurden die Missstände zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022. Arbeitsmigrant:innen zogen unter widrigsten Bedingungen Stadien hoch. Während der Bauarbeiten verloren mindestens 6500 Arbeiter:innen ihr Leben, durch Hitze, Überlastung und mangelnder Arbeitssicherheit, berichtete unter anderem der "Guardian".
Fußballfunktionäre schoben das beiseite, Prominente, die fleißig für das Turnier warben, ebenfalls. Noch 2024 warteten viele Leidtragende auf Entschädigung, beklagte Amnesty International. Ob sie diese mittlerweile erhalten haben, ist nicht klar. Und die WM war nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Missstände gibt es genauso im regulären Bauwesen. Und gebaut wird immer.