Wenn Mallorca inoffiziell das 17. deutsche Bundesland ist, dann ist das Reservieren von Strandliegen Deutschlands unerklärter Volkssport. Schon seit Jahren trübt das frühzeitige Belegen von Liegeplätzen den Ruf deutscher Tourist:innen in beliebten Reiseländern. Auf Mallorca hat sich die nervige Angewohnheit in jüngster Vergangenheit zu einem beunruhigenden Trend ausgewachsen.
Denn neuerdings hängen schwarz-rot-goldene Handtücher nicht nur an den Liegen. Besonders eifrige Urlauber reservieren auf der Baleareninsel ganze Schirme im Morgengrauen, bevor das Service-Personal die Liegen um 8.30 Uhr aufstellt, und kehren danach zu den besten Plätzen am Strand zurück.
Die Stadtverwaltung von Palma will der Unsitte nun einen Riegel vorschieben – und greift zu modernen Maßnahmen.
Ab 2025 sollen die besten Plätze an den fünf Stränden der mallorquinischen Hauptstadt nicht nach dem Prinzip "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" vergeben werden, sondern mit einer neu entwickelten App. Die soll nicht nur Badegäste vor schlechter Laune schützen, sondern bietet auch einige Neuerungen.
Denn abgebucht wird die Gebühr ab dem kommenden Jahr nicht mehr vor Ort, sondern ganz digital. Worüber sich Touristen besonders freuen dürften, ist die angedachte Zeitregelung. Wie die "Mallorca Zeitung" auf Nachfrage beim Rathaus in Palma schreibt, soll die Strand-App stundenweise Reservierungen gestatten.
Damit entfällt das Ärgernis, abends von leeren Liegen abgewiesen zu werden, wenn dort bereits ein anderer Urlauber die übliche Tagesgebühr bezahlt hat.
Den Strandbesucher:innen bleibt mit der App auch der morgendliche Gang zur Lieblingsliege erspart. Stattdessen können Reservierungen jederzeit bequem vom Smartphone vorgenommen werden.
Auch in Sachen Sicherheit geht die Inselhauptstadt ab der kommenden Badesaison neue Wege. So sollen Kameras für eine durchgehende Videoüberwachung an der Küstenlinie sorgen. Damit keine Besucher:innen im Mittelmeer untergehen, wird zudem eine Drohnen-Flotte für die Luftüberwachung angeschafft.
Eine weitere Neuerung dürfte Dauernutzer:innen von Smartphones sowie Influencer:innen gefallen. Denn dem allgegenwärtigen Hunger nach Internet kommt die Stadtverwaltung mit kostenlosem WLAN entgegen.
Das Modell ist bereits im Norden der Insel erprobt. Wie man sich Strandliegen und Sonnenschirme per Klick sichert, kann im beliebten Badeort Alcúdia beobachtet werden.
Auf große Gegenliebe stößt die Praxis bei vielen Einheimischen allerdings nicht, wie das Urlaubsmagazin "reisereporter.de" schreibt. Denn den Umstand machen sich dort vor allem Hotels zunutze, indem sie ganze Frontreihen, und damit die besten Plätze, pauschal für ihre Gäste reservieren.