Kreuzfahrten sind heutzutage bei den meisten Menschen eher verpönt: Denn die riesigen Kreuzfahrtschiffe sind wahre Kerosinschleudern. Zwar gibt es erste Versuche, sie mit Wasserstoff anzutreiben, doch bisher laufen die Motoren mit Schweröl und stoßen damit unglaublich viel schädliche Klimagase aus. Zum Vergleich: Wer eine Woche auf einem Kreuzfahrtschiff verbringt, verursacht so viel CO2 Emissionen wie 9000 gefahrene Kilometer mit dem Pkw.
Doch das kürzliche Schiff-Spektakel der Superlative sorgte dann doch für Aufsehen. Die Icon of the Seas ist mit 365 Metern das längste Kreuzfahrtschiff der Welt. Am Samstag ist es von seinem Heimathafen in Miami im US-Bundesstaat Florida zu seiner Jungfernfahrt in die Karibik in See gestochen.
Trotz extrem schlechter Klimabilanz und gesellschaftlicher Ächtung sind Kreuzfahrten bei vielen Menschen noch immer sehr beliebt. Die Nachfrage für die erste Fahrt mit der Icon of the Seas sei "beispiellos" gewesen, teilte das Unternehmen Royal Caribbean mit.
Und das, obwohl das zwei Milliarden Dollar teure Schiff sogar mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben wird. Dieser Antriebsstoff ist fast noch schlimmer als Schweröl: Laut einer amerikanischen Studie aus dem Oktober 2023 sind die absoluten Treibhausgasemissionen von LNG bis zu 274 Prozent höher als die von beispielsweise Kohle.
Auch Umweltorganisationen kritisieren das Megaschiff. "Wenn man wirklich an Nachhaltigkeit und nicht an seinen Gewinn denken würde, würde man kein Kreuzfahrtschiff mit einer Kapazität von fast 10.000 Menschen bauen", zitierte die "New York Times" Marcie Keever von der Organisation Friends of the Earth.
Die Icon of the Seas wird nun eine Woche lang in der Karibik verbringen, bevor sie nach Miami zurückkehrt. Und sie ist absurd groß: Fünfmal größer als die Titanic, kann sie mehr als 5600 Gäste beherbergen. Für den Betrieb sind fast so viele Besatzungsmitglieder nötig wie Urlauber:innen, nämlich 2350.
Das Schiff, das von außen aussieht wie ein Vergnügungspark, ist wohl auch einer: Es besitzt nicht nur sieben Swimmingpools und neun Whirlpools, sondern auch einen 17 Meter hohen Wasserfall, eine Eislaufbahn sowie 40 verschiedene Restaurants und Bars.
Für die Unterhaltung sorgen nicht weniger als 50 Musiker:innen und Komiker:innen sowie ein 16-köpfiges Orchester. Diese protzige Ausstattung weckt schon fast Erinnerungen an den Film "Triangle of Sadness" über eine dekadente Gesellschaft auf einem Kreuzfahrtschiff, die allerdings übel endet.
Wie die Nachfrage zeigt, gibt es genug Menschen, die diese Superlative aber richtig klasse finden: So wie Weltfußballer Lionel Messi und seine Teamkollegen von Inter Miami, die die Icons of the Seas offiziell getauft haben. Und natürlich tummeln sich auf der Jungfernfahrt auch so einige Influencer an Bord des Kreuzfahrtschiffes, die ganz persönliche Einblicke liefern.
Die Instagram-Userin "pasaportete", die laut eigenen Angaben ihren Job aufgegeben hat, um die Welt zu bereisen, ist ebenfalls Passagierin auf der Icon of the Seas. Sie zeigt in ihrem Feed nicht nur, wie ihr Zimmer aussieht, sondern noch einige weitere Spektakel an Bord. Beispielsweise eine Wellenanlage zum Surfen und eine Art Flying Fox zum Abseilen.
(mit Material der dpa/afp)