Kim Kardashian ist so etwas wie der Seismograf für Schönheitsstandards in unserer Gegenwart. Knapp zehn Jahre lang kurbelte sie quasi im Alleingang die Industrie der "Brazilian Butt Liftings" an, der medizinischen Vergrößerung des Hinterteils, und propagierte einen kurvigeren Körper als erstrebenswertes Ideal. Was Kim Kardashian trägt und wie sie dabei aussieht, ist stilbildend.
Als sie also im Jahr 2022 von ihrer extremen Diät erzählt hat, um sich bei der Met-Gala in das goldfunkelnde Kleid von Marilyn Monroe zu zwingen, konnte man erahnen, dass hier etwas ins Rutschen gerät. "Nichts schmeckt so gut, wie sich dünn sein anfühlt", sagte Supermodel Kate Moss 2009 in einem Interview und gab dem von ihr geprägten Phänotyp der "Heroin Chic" rückwirkend den zynischen Sinnspruch einer Generation von vor allem Frauen, die unter Magersucht litten.
Galt das nicht als überwunden? Waren andere Vorstellungen von Schönheit und abweichende Körperformen nicht längst Teil der medialen Öffentlichkeit? Hatte man sich nicht zumindest darauf geeinigt, die alten, diskriminierenden Muster aufbrechen zu wollen? Dünn sein, dieser Eindruck hat sich seitdem nur erhärtet, ist wieder angesagt. Und wird als erstrebenswert erklärt.
In diesen Rückschritt des Zeitgeistes platzt nun ein Restaurant in Thailand, das seinen Kund:innen einen Rabatt anbietet, wenn sie dünn sind. Die britischen Travelblogger Amina und Alex haben ein Video vom Eingangsbereich des Lokals Chiang Mai auf Instagram gepostet, das nicht nur Frühstück anbietet, sondern sich auch als "German Beer garden" bezeichnet.
Darin versucht ein Mann emsig, sich durch schmale Stähle zu zwängen, die ihm einen Rabatt auf das Essen versprechen. Gegliedert ist dieses Raster in fünf Lücken mit größer werdenden Abständen. Die schmalste Lücke verspricht all jenen, die dadurch passen, einen Rabatt von 20 Prozent, über der größten Lücke steht: "Voller Preis, sorry."
Neben einigen Kommentaren, in denen sich darüber lustig gemacht wird, dass das Restaurant in den USA verklagt werden würde – nicht nur wegen Diskriminierung, sondern auch aufgrund womöglicher Verletzungen beim Durchquetschen – erntete das Video überwiegend negative Rückmeldungen.
So bemerkten viel User:innen, dass das Vorgehen diskriminierend sei und Essstörungen fördere. Auch wurde geschrieben, welcher Gedanke überhaupt dahinter stehe. Schließlich würden Menschen mit Normalgewicht ja keine größeren Portionen bekommen.
Die beiden Travelblogger:innen schienen der Idee allerdings recht unbekümmert gegenüberzustehen. In dem Video beömmeln sie sich darüber, dass der Mann versucht, sich durch die Stäbe hindurchzuzwängen und bieten ihm an, ihn mit Butter einzureiben.