
Der Igel zeigt, wie es uns auch mal ergehen kann. Bild: dpa / Patrick Pleul
Gesundheit & Psyche
Die Igel warnen uns – wir hören nur nicht hin: In ihrem Körper sammeln sich Dutzende Schadstoffe. Was das auch für unsere Gesundheit bedeuten kann, ist erschreckend.
07.04.2025, 11:3707.04.2025, 11:37
Eigentlich lässt sich der Igel nicht klein kriegen. Seit rund 15 Millionen Jahren stromert der kleine Racker durch Europa, im Winter schläft er tief und fest, bis zu 7000 Stacheln schützen ihn vor Angreifern. Zudem besitzt er ein überraschend robustes Immunsystem.
Wenn da nicht der Mensch wäre. Denn selbst der zähe Winzling hat gegen die moderne Stadtchemie und den größten natürlichen Feind der meisten Tiere kaum eine Chance. Eine neue Studie zeigt: Stadtigel sind keine harmlosen Gartenbewohner mehr – sondern wandelnde Schadstoff-Speicher.
Sie sind gewissermaßen die Kanarienvögel, die früher im Bergbau eingesetzt wurden, um die Arbeiter zu warnen, wenn der Sauerstoff knapp wurde oder giftige Gase austraten.
Ein Spiegel unserer Umwelt: Igel als Frühwarnsystem
Eine Untersuchung der Lund-Universität in Schweden hat aufgedeckt, wie stark Igel in städtischen Gebieten heute mit Umweltgiften belastet sind. In ihrem Körper lagert ein bunter, aber gefährlicher Cocktail aus über 50 Chemikalien – darunter Schwermetalle wie Blei, Pestizide, Weichmacher, Flammschutzmittel und Rückstände aus Plastikprodukten.
Manche dieser Stoffe sind längst verboten, doch aufgrund ihrer Langlebigkeit halten sie sich hartnäckig in Boden, Luft und Nahrungskette.
"Die Analyse von Igeln liefert uns eine Art ökologischen Fingerabdruck über das Ökosystem eines Gebiets", sagte die Studienleiterin Maria Hansson dem Wissensmagazin "Scinexx". "Die Igel haben uns einen einzigartigen Einblick in die Art der städtischen Umweltverschmutzung in unserer unmittelbaren Umgebung verschafft."
Was uns schadet, schadet auch dem Igel – und umgekehrt
Die Ursache liegt in der Ernährung der Tiere: Igel leben vor allem von wirbellosen Bodenbewohnern wie Insekten, Würmern und Schnecken – allesamt Tiere, die besonders viele Schadstoffe aus dem Boden aufnehmen. Mit jeder Mahlzeit gelangt so ein Stück Umweltverschmutzung in den Körper der kleinen Säugetiere.
Somit lassen sich von der Schadstoffbelastung bei Igeln indirekt Rückschlüsse auf die Belastung ihrer Umwelt ziehen.
Was genau der chemische Mix im Körper der Igel bewirkt, ist bislang nicht vollständig erforscht. "Da Igel jedoch Säugetiere wie wir sind, ist es besorgniserregend, Stoffe zu finden, von denen wir wissen, dass sie Hormonstörungen verursachen, krebserregend sind oder die menschliche Fortpflanzung beeinträchtigen", sagte Hansson.
Sprich: An den Igeln lässt sich ablesen, wie potenziell gefährlich die Schadstoffe auch für den Menschen sein können.
Zwar waren die Forscher:innen aufgrund vorausgegangener Studien davon ausgegangen, dass eine Belastung durch Schwermetall vorliegen werde, "nicht aber, dass die Tiere so viele verschiedene Umweltschadstoffe enthielten, und dass die Konzentrationen bestimmter Schwermetalle, insbesondere Blei, sehr hoch waren".
Hansson sagte:
"Dies zeigt, dass die städtische Umwelt, in der die meisten Menschen heute leben, eine große Menge an umweltproblematischen Stoffen enthält, die nachweislich gesundheitsschädlich sind."
Diese problematischen Stoffe stammten, so Hansson, aus Baumaterialien, Kunststoffen, Pestiziden, Luftverschmutzung, Abfall, Verkehr, Fahrzeugen und sogar aus kontaminierten Böden.
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