Bald hoppelt in Deutschland der Osterhase wieder durch die Gärten und versteckt bunte Eier und Schokolade für die Kinder. Mancherorts gibt es auch Eierkämpfe, Osterlamm zum Essen oder Osterfeuer.
Aber nicht überall auf der Welt bringt der Osterhase die Eier. Und hier und da wirft oder rollt man die Ostereier gar lieber, statt sie zu suchen. Watson zeigt euch die lustigsten Osterbräuche weltweit.
Dass ein Hase die Ostereier bringt, ist für viele Australier:innen unvorstellbar: Denn das arme Tier hat in Down Under einen wirklich schlechten Ruf. Das liegt daran, dass Siedler vor 150 Jahren Kaninchen ausgesetzt hatten und diese inzwischen eine wahre Plage sind, die anderen Tieren das Gras wegfressen. In Australien gibt es etwa 300 Millionen Kaninchen – das macht 16 Stück pro Einwohner:in!
Deshalb kommt in Australien statt dem Hasen ein einheimisches Tier zu Besuch, das dem Langohr fast ein wenig ähnlich sieht: der Bilby. Nie gehört? Der Nasenbeutler ist mit seinem weichen Fell und den langen Löffeln ein prima Osterhasen-Ersatz. Und so erlebt der Bilby seit einigen Jahren einen "gesellschaftlichen Aufstieg" und darf die Ostereier bringen – auch als Schoko-Nasenbeutler.
In Frankreich bringen nicht die Hasen die Eier, sondern die Kirchenglocken. Bitte was? Der Hintergrund ist jener, dass die Glocken an den Kartagen von Gründonnerstag bis Karsamstag stumm bleiben. Den Kindern wird erzählt, dass die Glocken zum Papst reisen, um ihn zu besuchen. Zum Ostersonntag sind sie aber glücklicherweise wieder zurück, denn immerhin bringen sie die Ostereier als Reisesouvenir mit.
Trotzdem haben die Kinder nicht allzu viel von ihren Eiergeschenken: Laut Tradition werden sie in Frankreich nämlich so hoch wie möglich in die Luft geworfen: Wessen Ei als erstes auf den Boden fällt, verliert.
Etwas gruselig, aber mit langer Tradition, wird die Karwoche rund um Ostern, die "Semana Santa", in Spanien gefeiert. Lange Buß-Prozessionen schweigender Menschen tragen kilometerlang schwere Heiligenfiguren auf ihren Schultern, doch das skurrilste sind die Kostüme.
Einige Prozessierende erinnern mit ihren spitzen Kapuzenumhängen, die auch das Gesicht bedecken, unweigerlich an den Ku-Klux-Klan. Dieser rassistische und gewalttätige Geheimbund ging seit 1865 in den amerikanischen Südstaaten immer wieder auf die Jagd nach schwarzen Menschen.
Damit hat der spanische Osterbrauch jedoch nichts zu tun: Die spitzen Kapuzen der Mäntel, die die sogenannten Capuchones oder Nazarenos – zu Deutsch Büßer – tragen, gibt es schon seit dem 14. Jahrhundert. Damals hatte der Papst die öffentliche Sühne verboten – mit der Vermummung versuchte man dies zu umgehen.
Statt die Auferstehung Jesu nachzustellen, feiern die Christ:innen in Irland ihr Osterfest lieber, indem sie eine Heringsbeerdigung veranstalten. Mit dem symbolischen Begräbnis soll die Fastenzeit zu Ende getragen werden. Denn zur Fastenzeit aß man früher traditionell Hering.
Weidekätzchen als Dekoration zu Ostern sind auch in Deutschland sehr beliebt. In Großbritannien sollte man sich nicht wundern, wenn man mit dem Weidekätzchen-Zweig "getätschelt" wird. Denn dieser Brauch soll dem oder der Empfänger:in viel Glück bringen, ist also nur gut gemeint. Daher wird auch mit dem "Weidekätzchen-Segen" nicht gespart – glücklicherweise sind die Blüten sehr weich.
Ein süßer Osterbrauch in Großbritannien, der allerdings nur in dem Städtchen Olyn zelebriert wird, ist der "Pancake Thursday". Bei diesem Pfannkuchenrennen (Pancake Races) am Gründonnerstag laufen die Teilnehmer:innen kostümiert um die Wette und müssen nicht nur einen Pfannkuchen vor sich in einer Pfanne balancieren, sondern diesen auch kunstvoll hochwerfen und wenden.
In New York gibt es jedes Jahr eine riesige Osterparade auf der Fifth Avenue mit bunten Kostümen und einem Blumenmeer. Die Tradition kommt vom alten Brauch, sich für Ostern neue Kleider und schöne Hüte zu kaufen und diese zum Ostergottesdienstes bei einem Spaziergang zu präsentieren.
Lustig geht es auch beim berühmten "White House Easter Egg Roll" zu. Traditionell spielt der amerikanische Präsident mit einigen Kindern und Erwachsenen ein Ostereier-Wettrollen: Dabei muss ein hartgekochtes Ei mittels Holzlöffel so schnell wie möglich den Hügel hinunterrollt werden. Dieser Brauch besteht bereits seit 100 Jahren. Traditionell wird es auch in Schottland praktiziert.
Statt auf den Osterhasen zu vertrauen, besorgen sich schwedische Kinder lieber gleich selbst Süßigkeiten: Ähnlich wie bei der amerikanischen Traditionen "Trick or Treat" zu Halloween, ziehen sie am Gründonnerstag als "Osterweiber" verkleidet von Haus zu Haus. Dabei verschenken sie "Osterbriefe" und hoffen auf Geld oder Süßigkeiten als Gegenleistung. Ach ja: Ostereier bringt in Schweden ohnehin nicht der Osterhase, sondern das Osterküken – was ja auch irgendwie mehr Sinn ergibt.
Die Bulgar:innen finden es wohl zu langweilig, Ostereier nur zu verstecken: Dort gibt es statt der Eiersuche eine traditionelle Ostereier-Schlacht, bei dem sich die Familie gegenseitig mit Eiern bewirft. Derjenige, dessen Ei nicht zerbricht, hat gewonnen und wird mit besonders viel Erfolg im kommenden Jahr belohnt. Ein weiterer Osterbrauch dort ist es außerdem, dass die älteste Frau im Haus allen Kindern mit dem ersten rot gefärbten Ei über das Gesicht streicht. Das soll die Kinder gesund und stark machen.
In Polen veranstaltet man traditionellerweise am Ostermontag eine Wasserschlacht. Lany Poniedziałek, also "nasser Montag", wird dieses Event genannt. Mittels Eimern, Wasserpistolen und anderen Gefäßen versucht man, einander möglichst nass zu machen. Der Brauch geht auf das 19. Jahrhundert zurück: Damals überschütteten Männer ihre Auserwählte mit Wasser. Blieb sie trocken, würde sie den Rest des Jahres unverheiratet bleiben. Heutzutage spritzen die polnischen Frauen lieber selbst andere nass.