Urlaub & Freizeit
11.07.2019, 11:5011.07.2019, 11:50
Polina Marinova war enttäuscht: Die Touristin war mit großen Hoffnungen zum Pura Lempuyang Luhur gereist – einem der ältesten Tempel auf der Insel Bali. Dort wollte sie das Foto schießen, von dem sie so lange geträumt hatte: Wie sie durch die Pforte des Tempels tanzt, über und unter ihr der Himmel.
Fotos dieser "Himmelspforte von Instagram" hatte Marinova – wo sonst? – zuvor auf der Foto-Plattform Instagram gesehen. Denn dort gibt es reichlich Beispiele:
Diese Nutzerin schwärmte vom "Gate of Heaven" – dem Tor zum Himmel also:
Nun, liebe Influencer (und solche, die es werden wollen), wir haben News für euch:
Das Tor zum Himmel ist ein Stück Glas.
Als Marinova an der hinduistischen Tempelanlage ankam, stellte sie nämlich fest, dass die Tore des Tempels gar nicht von Wasser umspült sind. Der Pura Lempuyang Luhur ist von Steinplatten übersät. Um das vermeintlich magische Bild zu erstellen, das auf Instagram so viele Likes bringt, bedienen sich die Anreisenden nämlich eines simplen Spiegels.
Denn durch das Schräghalten eines Spiegels entstehen die bekannten Bilder.
Im ältesten Tempel Balis herrscht seit dem Ansturm der Instagram-Verrückten eine traurige Atmosphäre. Gegenüber dem Magazin Insider.com berichtet Marinova: "An der Seite der Gates of Heaven stehen Menschen in einer langen Schlange, fast alle von ihnen Touristen."
Alle wollten nur ein schönes Foto – mehr nicht. Marinova: "Einige haben Yoga-Posen gemacht, andere sind in die Luft gesprungen, und manche haben sogar einen zweiten Versuch gemacht, weil sie ihr Foto nicht mochten."
Ihr Reiseführer habe ihr berichtet, dass sich niemand mehr für die Traditionen und die Geschichte des ehrwürdigen Pura Lempuyang Luhur-Tempels interessiere, seitdem sich dieser zum Foto-Hotspot gemausert habe.
Die Touristin, die selbst für ein Foto zu dem Tempel kam, meint:
"Zu sehen, wie so viele Menschen stundenlang auf ein Foto warten, statt sich den Tempel anzusehen, sagt viel über unsere Werte im Jahr 2019 aus."
(pb)
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