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Urlaub: Neuer Reisetrend "Bakery Tourism" – es gibt Widersprüche

Delicious cinnamon rolls.Homemade cinnabons on a plate. Appetizing buns. Cinnabons,bun with cinnamon ,model released, Symbolfoto
Wie viele Kilometer würdest du für eine Zimtschnecke reisen?Bild: imago images/ ingimage
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Urlaub: Neuer Reisetrend "Bakery-Tourism" hat Folgen für Umwelt

Tausende Kilometer für ein Kimchi-Ei-Danish zurücklegen? Menschen fliegen mitunter um die halbe Welt für ein Gebäck, das aussieht wie aus einem Moodboard gefallen. Was hinter dem Phänomen steckt – und warum sich die Pilger in ihren eigenen Widersprüchen verstricken.
23.04.2025, 16:2823.04.2025, 16:28
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Es beginnt oft mit einem Bild auf Instagram. Ein Croissant, aufgeschichtet wie eine Muschel, daneben ein Cappuccino mit Hafermilch und Blattmuster, irgendwo in einem Viertel, dessen Namen man vorher noch nie gehört hat.

Was folgt, ist kein spontaner Spaziergang zur nächstgelegenen Bäckerei, sondern eine geplante Reise. Für ein Gebäck. Man fährt Stunden über Land, bucht womöglich eine Unterkunft, hängt den Besuch an eine Wanderung oder Stadtbesichtigung. Hauptsache, das Ziel ist erreicht: eine Bäckerei, deren Ruf über Social-Media-Plattformen längst internationale Reichweite entfaltet hat. Willkommen im Zeitalter des "Bakery Tourism".

"Bakery-Tourism": Pilgerreisen für Gebäck

Was früher der "Pub Crawl" war, ist heute der "Bakery Crawl", berichtet der "Guardian". Aus Bier wird Gebäck. Menschen pilgern zu Bäckereien, die man eher in Moodboards auf Instagram vermuten würde als in ehemaligen Industriegebieten. Sie fahren stundenlang, stehen an, frieren, schwitzen und bestellen ein Gebäck namens "Croissant Bomb", "Yuzu-Jaffa" oder "Kimchi-Ei-Danish". Meistens handgefertigt, natürlich Bio, mindestens 4,50 Euro das Stück.

Das Phänomen beschreibt eine neue Form kulinarisch motivierter Reiselust. Menschen nehmen weite Wege in Kauf, um Brote, Brioches und Blätterteigprodukte an Orten zu probieren, die oft kaum mehr als einen einzigen Verkaufstresen bieten.

In Südkorea gibt es sogar ein Wort dafür: "bbangjisullae". Eine Kombination aus "Brot" (bbang) und "Pilgerfahrt" (seongjisullae).

Eine der populärsten Pilgerstätten ist dem "Guardian" zufolge die Bäckerei Lannan in Edinburgh. "Die Leute kommen aus der ganzen Welt. Für mich ist das überwältigend", sagt die Inhaberin Darcie Maher. "Wir hatten gerade jemanden, der den ganzen Weg aus Kanada gekommen war, um die Bäckerei zu besuchen. Letztes Jahr kam jemand aus Neuseeland, der seine Reise nur wegen eines Besuchs bei Lannan gebucht hatte."

Aus Kanada nach England für ein Gebäck

Das Backhandwerk, lange vom industriellen Angebot großer Ketten verdrängt, erlebt durch die Kombination aus Regionalität, Nachhaltigkeit und Ästhetik ein unerwartetes Revival. Viele preisen die Verwendung nachhaltiger Zutaten, wie Mehl aus umweltfreundlichem Anbau. Doch je populärer der Trend wird, desto deutlicher zeigen sich auch seine Grenzen.

Es ist ein ökologisches Paradox: Gerade das bewusste, handwerklich hergestellte Gebäck wird oft mit Reisen konsumiert, die alles andere als nachhaltig sind. Wenn man 200 Kilometer fährt, um eine Mandelbrioche zu essen, wird das Wort "Nachhaltigkeit" schnell krümelig.

Und: Die emotionale Aufladung des Bäckerbesuchs birgt einen nicht zu unterschätzenden Druck für die Produzierenden. Viele inhabergeführte Bäckereien stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen.

Als Lannan im Jahr 2023 öffnete, arbeitete Maher 120 Stunden pro Woche und schlief auf einer Matratze im Keller, wie sie dem "Guardian" berichtet. Heute gebe es zehn Bäcker:innen. Gerüchte, einige Bäckereien würden künstlich verknappen, um einen Hype zu erzeugen, hält Maher für Unsinn. Lannan backe bereits an der Kapazitätsgrenze. Geöffnet ist nur von Mittwoch bis Sonntag. Gearbeitet wird jeden Tag.

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