Urlaub: US-Amerikaner geben sich als Kanadier aus – das steckt dahinter
Seit Donald Trump 2025 erneut ins Weiße Haus eingezogen ist, scheint die Stimmung gegenüber den USA weltweit spürbar abzukühlen. In vielen Ländern schlägt Amerikaner:innen eine Mischung aus Misstrauen und offener Ablehnung entgegen.
Ob in Europa, Asien oder Südamerika: Wer heute mit einem US-Pass reist, merkt schnell, dass die politischen Schlagzeilen nicht an der Bevölkerung vorbeigehen. Trumps schroffe Auftritte, seine Dauerfehden mit anderen Staatsoberhäuptern und sein "America First"-Mantra prägen das Bild, das Menschen von den USA haben.
Amerikaner:innen bekommen öfter zu spüren, dass sie als Repräsentant:innen eines Präsidenten wahrgenommen werden, der vielleicht aber gar nicht für die eigenen Ansichten steht. Das nehmen viele nicht nur als unfair wahr, sondern spüren oft auch eine gewisse Feindseligkeit. Einige Amerikaner:innen entscheiden sich daher nun für eine ungewöhnliche Strategie.
Urlaub: US-Touristen verheimlichen Nationalität
Gleich mehrere US-Tourist:innen berichten gegenüber CNN, dass sie sich kürzlich auf Reisen als Kanadier:innen ausgegeben hätten. Die Amerikanerin Chelsea Metzger etwa begründet das damit, dass sie in einer Bar in der Dominikanischen Republik zuvor heftig für ihre Nationalität angegangen worden war.
"Ein kanadisches Paar schrie mich an und sagte, Amerika sei egoistisch und würde alles für Kanada und die Welt ruinieren", berichtet sie CNN. Sie verstehe demnach aber die Wut der Menschen, da sie selbst nicht für Trump gewählt hatte und mit dem politischen Entwicklungen in ihrer Heimat unzufrieden sei.
Als ein Taxifahrer in dem Urlaubsland sie dann aber wegen ihrer Nationalität nicht mitnehmen wollte, entschied Metzger sich für eine Notlüge. Während ihres restlichen Urlaubs gab sie sich als Kanadierin aus und erzählte allen, sie käme aus Ontario.
Zwar flog Metzger im Gegensatz zu anderen Reisenden mit ihrer Story nicht auf. Der Frust über diesen gängigen Move sitzt in Kanada aber bereits tief. Längst werden schließlich US-amerikanische Produkte aufgrund des Zollstreits boykottiert, die Nationalhymne wird bei Sportveranstaltungen ausgebuht.
Kanadier empört von Nachahmung der US-Amerikaner
Das Mitleid für demokratische Wähler:innen aus den USA hält sich mittlerweile auch in Grenzen. "Aus irgendeinem Grund glauben die Amerikaner, wir seien ihr Ersatzpass", beschwert sich etwa der Moderator Tod Maffin in einem Video zu den Fake-Kanadier:innen.
"Man kann die Uhr danach stellen: Wenn die Welt auf die USA wütend ist, rennen die Amerikaner schnell zu den Ahornblättern", erklärt er aufgebracht. Tatsächlich scheinen einige US-Amerikaner:innen sich plakativ das kanadische Nationalsymbol auf Rucksäcke oder Kleidung zu nähen, um als Bürger:in des Nachbarlands durchzugehen.
"Amerika, wir fühlen uns wirklich geehrt. Aber wir sind nicht euer Tarnumhang", stellt er klar.
Online sammeln sich unterdessen die Kommentare von weiteren kanadischen Nutzer:innen, die sich über die Entwicklungen aufregen. Viele Kanadier:innen fürchten anscheinend, der Missbrauch ihrer Nationalität könnte ihren Ruf versauen.
Politikwissenschaftlich ist die starke Abneigung der Kanadier:innen durch die externe Bedrohung zu begründen. "Der kanadische Nationalismus hat im Kern ein Element des Antiamerikanismus", sagt dazu Politikwissenschaftler Robert Schertzer gegenüber CNN.