
Für Touris ist Mallorca ein Paradies, für Menschen ist der Tourismus einfach zu viel.Bild: imago images/ThomasReiner
Urlaub & Freizeit
Während die Inselregierung verzweifelt versucht, den Massentourismus zu zähmen, verlagert sich der Ferienwohnungsmarkt ins Netz. Auf Instagram wird gebucht, auf Tiktok performt, kontrolliert wird kaum. Über den neuen Trend der Schattenvermietung.
24.04.2025, 11:2224.04.2025, 11:22
Es beginnt, wie so oft, mit einem Flamingo. Oder mit einem Aperol Spritz, einem Sonnenuntergang über Santanyi und dem vagen Versprechen, sich diesmal wirklich vom Alltag zu entkoppeln. Mallorca, die altbekannte Kulisse aus Zikaden, Sand und leichten Sommerschatten, hat viele Gesichter.
Doch wer glaubt, die Insel sei immer noch nur der hübsch drapierte Brotkorb für Pauschaltourist:innen, hat nicht mit Tiktok gerechnet. Während die einen noch ihre "Finca mit Meerblick" über klassische Portale buchen, haben findige Vermieter:innen längst andere Kanäle entdeckt: Reels statt Registereinträge. Inzwischen wird auf Mallorca nicht mehr nur vermietet – es wird performt. Und das bleibt nicht ohne Folgen.
Buchen auf Mallorca? Instagram statt Airbnb
Wie die mallorquinische Zeitung "Ultima Hora" berichtet, nehmen Social-Media-Plattformen wie Tiktok, Instagram, Facebook und X einen immer größeren Platz bei der Vermietung von Ferienwohnungen ein. Demnach habe der für die Tourismusaufsicht zustände Consell de Mallorca festgestellt, dass Hausbesitzer:innen bei der Vermietung ihrer Immobilien zunehmend auf traditionelle Marketingkanäle verzichten – und diese durch Social Media ersetzen.
Der Tourismusminister Marcial Rodríguez sagt: "Seit wir den Kampf gegen den illegalen Tourismus intensiviert haben, ist zwar ein Rückgang zu verzeichnen, aber auch eine größere Möglichkeit, Kontrollen zu umgehen." Es sei schwierig, diese Praxis strafrechtlich zu verfolgen.
Umfragen hätten Rodríguez zufolge ergeben, dass immer mehr Menschen angegeben haben, bei "Freunden" oder "Familienangehörigen" unterzukommen. Dahinter steckt der Verdacht, Gäste geben bewusst oder auf Anweisung falsche Beherbergungsgründe an, um Kontrollen zu umgehen.
Zudem hätten sich Anwohner:innen über die Zunahme von Schlüsselkästen in Hauseingängen beschwert. Wenn in Wohnvierteln vermehrt solche Kästen auftauchen, deutet das auf versteckte touristische Nutzung hin, die nicht offiziell gemeldet ist.
Mallorca-Urlaub: Das Problem mit dem Tourismus
Mallorca wird vom Tourismus regelrecht überschwemmt, seit Monaten wehren sich die Anwohner:innen gegen den Ausverkauf. Die Baleareninsel stößt logistisch und ökologisch an ihre Grenzen.
Für Vermieter:innen ist es allerdings lukrativer, ihre Wohnungen an Tourist:innen zu vermieten. Und ein beachtlicher Teil der Wohnungen wird Schätzungen zufolge illegal vermietet. Ohne Lizenz, ohne Steuern, ohne Kontrolle. Auf Social Media ist es um einiges leichter, sich den verschärften Kontrollen zu entziehen.
Um dem unkontrollierten Wachstum des Tourismus entgegenzuwirken, plant die Regierung nun, die Obergrenze für Touristenbetten zu senken. Die geplante neue Grenze soll zwischen den aktuell erlaubten 430.000 und den derzeit bestehenden 412.000 Betten liegen – 308.000 sind davon in Hotels und 104.000 in Ferienwohnungen.
Bevor die neue Regelung umgesetzt werden kann, soll zunächst aber eine Studie zur Belastung durch den Tourismus erstellt werden, sagt Tourismusminister Rodríguez – "so schnell wie möglich". Das sei Voraussetzung für einen offiziellen Vorschlag im Plenum des Inselrats.
Parallel dazu will die Regierung stärker gegen illegale Ferienvermietungen vorgehen. Die Geldstrafen wurden bereits vor einem Jahr von 40.000 auf 80.000 Euro erhöht. Zudem ist es jetzt verboten, in Mehrfamilienhäusern neue Ferienwohnungen einzurichten.
Die Folgen des Overtourism werden in Amsterdam immer mehr sichtbar. Dort breiten sich zunehmend Restaurant- und Handelsketten sowie Touri-Shops aus, gleichzeitig verliert die niederländische Hauptstadt Traditionsgeschäfte.
Amsterdam kämpft schon seit Jahren mit den Folgen des Massentourismus. Die niederländische Hauptstadt zählt gerade einmal 935.000 Einwohner:innen, zieht aber jedes Jahr Millionen Besucher:innen aus dem In- und Ausland an. Und es werden immer mehr.