Mallorca ist unter deutschen Urlauber:innen so beliebt, dass die Insel gerne mal als 17. Bundesland bezeichnet wird. Egal ob Party-Urlaub am Ballermann oder ein paar entspannte Tage an den eher ruhigen Küstenstreifen im Norden – vor Ort gibt es viele Möglichkeiten seine Auszeit zu gestalten.
Doch egal, wofür man sich entscheidet, am Ende braucht jede:r Urlauber:in eine Unterkunft und Verpflegung. Dafür sorgt vornehmlich das Hotel- und Gastrogewerbe auf der Insel, das in den vergangenen Jahren immer bedeutsamer für die balearische Wirtschaft geworden ist.
Im Jahr 2023 sollen nach Daten der Arbeitskräfteerhebung (EPA) auf Mallorca etwa 122.000 Personen in Hotels oder der Gastronomie gearbeitet haben; das war ein Fünftel der Gesamtzahl an Beschäftigen. Das Geschäft brummt also.
Der Erfolg hat aber auch seine Schattenseiten. In einigen Fällen wird nämlich allem Anschein nach geltendes Arbeitsrecht umgangen. Die "Mallorca-Zeitung" hat mit mehreren Hotel- und Gastro-Mitarbeiter:innen gesprochen und die berichten von überlangen Arbeitstagen, schwarz bezahlten Überstunden und viel Druck von Arbeitgeberseite.
"In all den Jahren habe ich auf Mallorca nicht einen Betrieb erlebt, in dem alles legal zuging", erklärt beispielsweise der 27-jährige Kellner Fede. Alle Überstunden bezahle sein Chef schwarz. Aber das sei ihm nur recht, die elf Euro pro Stunde bekomme er dadurch steuerfrei.
Eine große Wahl hat Fede aber ohnehin nicht. Weil er nur acht Monate im Jahr arbeite, muss der 27-Jährige Überstunden leisten, ansonsten kommt er nicht über die Runden. Die zwei gesetzlich vorgeschriebenen Ruhetage hält er deshalb nicht immer ein; Urlaub über die Sommermonate ist tabu.
"Man gewöhnt sich daran. Fast alle meine Freunde sind in einer ähnlichen Situation. Wir leben erst richtig wieder im Winter", erklärt die Saisonkraft gegenüber der Zeitung.
Ähnliches berichtet auch die Hotel-Rezeptionistin Sonia: "Natürlich haben wir theoretisch Anspruch auf 2,5 Urlaubstage im Monat, aber niemand würde es wagen, die im Sommer einzufordern". Stattdessen werde der gesamte Urlaub erst nach Saisonschluss genommen.
Während der Sommermonate arbeitet die 32-Jährige sechs statt der fünf offiziell erlaubten Tage; auch sie bekommt ihre Überstunden schwarz bezahlt. Legal ist das natürlich nicht. "Die Kontrollen sind strenger geworden in den vergangenen Jahren, trotzdem wird gemauschelt", erzählt sie.
Mittlerweile hätten sich die Arbeitsbedingungen zwar verbessert, denn wegen des Personalmangels seien die Arbeitnehmer:innen in einer besseren Verhandlungsposition. Aber bis vor Kurzem mussten Sonia und ihre Kolleg:innen noch viel hinnehmen.
"Vor einigen Jahren wurde uns Angestellten überall in der Branche sehr deutlich gemacht, dass keiner von uns unersetzlich ist. Man musste alles hinnehmen, was einem diktiert wurde", sagt Sonia. Teilweise seien Rezeptionshelfer:innen in der Küche als Aushilfe eingesetzt worden, obwohl das so nicht im Arbeitsvertrag gestanden hätte.
In anderen Fällen hätten Mitarbeiter:innen mehr Monate gearbeitet als offiziell vorgesehen, damit sich der Betrieb Sozialausgaben spare, berichtet Sonia gegenüber der "Mallorca Zeitung". Dadurch hätten sie keine Sicherheit gehabt, ob ihnen der Arbeitgeber am Ende des Monats tatsächlich das Gehalt auszahlt.
Für Sonia steht auch deshalb fest, dass sie sich mittelfristig einen anderen Job außerhalb des Hotelgewerbes suchen will. Mit Blick auf die Familienplanung sagt sie: "Pro Stunde bekommt man anderswo weniger Geld, dafür hat man ein geregelteres Leben. Das gibt es im Hotelsektor nur äußerst selten."