Wer einmal Urlaub an Nord- oder Ostsee gemacht hat, kennt das Problem: Man schleckt genüsslich ein Eis oder isst Pommes und plötzlich kommt aus dem Nichts eine Möwe angerauscht und stürzt sich gierig auf das Essen.
Auch in anderen Ländern ist man nicht vor Möwenangriffen sicher. Vor einigen Monaten machte der Fall einer Frau Schlagzeilen, der in Venedig von einer Möwe eine Nuss aus dem Mund gestohlen wurde. Durch den Angriff auf der Calatrava-Brücke erlitt die Frau eine Schnittverletzung an der Lippe.
Ein venezianischer Ornitologe erklärte im Anschluss, dass "Mundraub" bei Möwen angeboren sei und in diesem Fall schlicht auf Menschen übertragen wurde.
Um den Möwen-Angriffen Herr zu werden und das Überleben kleiner Vogel-Arten zu sichern, hat eine deutsch-dänische Grenzstadt nun eine ungewöhnliche Maßnahme ergriffen: Dort dürfen Möwen künftig erschossen werden.
Die Rede ist von Sonderburg. Dort sind Silbermöwen nun zum Abschuss freigegeben worden. Alle, die Gewehre haben und von der Naturschutzbehörde eine Genehmigung bekommen, dürfen Möwen töten, ohne eine Strafe befürchten zu müssen.
Die Stadt, in der rund 30.000 Menschen leben, teilte mit: "Ab 2024 wird die Gemeinde Möwen auf ihren eigenen Gebäuden in der Umgebung regulieren."
Vom 1. Februar bis zum 15. April eines Jahres dürfen Silbermöwen dort nun mit Waffen getötet werden. Vom 1. April bis zum 31. Juli dürfen zudem die Eier und Nester zerstört werden. Und vom 16. April bis 31. August ist es erlaubt, junge Silbermöwen zu erschießen.
Die Gemeinde kämpft schon lange mit den vielen Silbermöwen vor Ort, die vor allem für einen außergewöhnlichen Lärmpegel sorgen. Die heimischen Restaurants klagen darüber, dass die Möwen ihre Kund:innen belästigen. Wenn Menschen sich ihnen unbedarft nähern, können die Tiere, die eine Spannweite von 1,6 Metern erreichen können, außerdem ziemlich aggressiv werden.
Auch in Schleswig-Holstein dürfen Silbermöwen in der Jagdzeit vom 1. Oktober bis 10. Februar erlegt werden. Für alle anderen neun Möwenarten gilt allerdings eine ganzjährige Schonzeit. Nester oder Eier dürfen dagegen nicht zerstört werden.
Neu ist die Idee mit dem Abschuss von Möwen also nicht: Laut dem dänischen Rundfunk dürfen die Vögel auch in der dänischen Großstadt Aalborg schon seit zwanzig Jahren außerhalb der Brutzeit getötet werden.
Die dafür errichtete Stelle des "Stadtjägers" läuft jedoch 2026 aus, weil sich das Töten der Möwen nicht als effektiv erwiesen hat: Trotz des Abschussbefehls entwickelt sich die Möwen-Population in Aalborg weiter prächtig. Die Verantwortlichen haben deshalb bereits zugegeben, dass der Abschuss vor allem symbolischen Charakter hat.