Jahrhundertelang wurden Wale kommerziell gejagt, ihr Fleisch gilt noch heute in mehreren asiatischen Ländern als Delikatesse. Zahlreiche Arten sind heute entsprechend vom Aussterben bedroht, die Population der Grauwale wurde etwa im Atlantik vollständig ausgerottet.
Grund ist auch die Verwendung anderer "Produkte" der Tiere, etwa die Nutzung ihres Fettes für Lampenöl oder die Abnahme ihrer Kieferhörner für spezielle Stützen von Reifröcken. Ein Team von Meeresforscher:innen hat nun vor Massachusetts unerwartet einen Wal gesichtet, der bereits seit 200 Jahren als ausgestorben gilt.
"Mein Gehirn versuchte das Gesehene irgendwie zu verarbeiten, denn dieses Tier war etwas, das es in diesen Gewässern eigentlich nicht geben dürfte", erklärt Kate Laemmle, die an Bord des Expeditionsfliegers über dem Nordatlantik war, in einem Pressestatement. Grauwale verschwanden eigentlich bereits im 18. Jahrhundert vollständig aus den Gewässern des Atlantik.
Bei der Spezies wird zwischen der ostpazifischen und der westpazifischen Art unterschieden. Während erstere sich noch immer in ausreichendem Maße vermehren, sind die Tiere im Westpazifik vom Aussterben bedroht. Grund sind hier vor allem breit angelegte Ölbohrungen in ihren Lebensräumen.
Markant am Aussehen der Grauwale ist, dass sie am gesamten Körper mit verkrusteten Seepocken und Walläusen bewachsen sind. Erkennen können Forscher:innen sie außerdem daran, dass sie anstatt einer Rückenflosse mehrere Höcker auf dem Rücken tragen.
Das Team des "Anderson Cabot Center for Ocean Life" sichtete den Grauwal auf einem ihrer regelmäßigen Expeditionsflüge über dem Nordatlantik. Auf Social Media veröffentlichte Fotos zeigen, wie die als Fluke bezeichnete Schwanzflosse unter dem Meer verschwindet.
Aus der Luft habe man klar erkennen können, wie der Wal immer wieder aus dem Wasser auftauchte. Bereits im vergangenen Dezember wurde in Florida überraschend ein Grauwal entdeckt. Laut dem Anderson Cabot Center könnte es sich bei der aktuellen Entdeckung um dasselbe Tier handeln.
Als Grund für die ungewöhnlichen Funde nennen Expert:innen die Erderwärmung. Durch steigende Temperaturen sei die Nord-West-Passage zwischen dem Atlantik und dem Pazifik im Sommer mittlerweile größtenteils eisfrei. Wale aus dem Pazifik schwimmen entsprechend häufig Hunderte Kilometer über das Gebiet der Arktis in den Atlantik.
Früher waren Grauwale für die Jagd vor allem wegen ihrer sogenannten Barten beliebt. Die Kieferhörner konnten für die Stützung von Reifröcken oder Schirmen verwendet werden.
Bereits 1986 wurde die Fangquote für Wale allgemein auf null festgelegt. Mehrere indigene Völker betreiben entsprechende Jagden noch immer, dürfen hieraus aber in keinem Fall wirtschaftlichen Nutzen ziehen.