In den 1980er-Jahren erlebte die FKK in Spanien einen Boom. Nach dem Ende der Franco-Diktatur und dem Übergang zur Demokratie fand das Hippie-Leben auf der Baleareninsel viele Anhänger:innen.
Der nackte Körper ist kein Grund für Schamgefühle. Denn alle Körperteile sind normal, so wie sie sind. Das ist einer der Grundgedanken hinter der Freikörperkultur (FKK). Es geht darum, unbeschwert nackt sein zu können.
Das schätzten auch Menschen im Urlaub, etwa auf Mallorca. Doch einem aktuellen Bericht zufolge steht FKK auf der Insel zunehmend unter Druck. Demnach ziehen sich immer mehr Menschen in die Kleidung zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig und spiegeln den Wandel in der Gesellschaft wider, wie einige FKK-Fans erzählen.
An die 80er-Jahre und die aufstrebende Freikörperkultur erinnert sich die bekennende Nudistin Apolonia Alou genau: "Damals waren es fast ausschließlich junge Leute, die sich am Strand entblößten", sagt sie der "Mallorca Zeitung". Für ältere Generationen sei Nacktbaden damals undenkbar gewesen.
Das sieht heute ganz anders aus, wie sie erzählt. Mittlerweile hält demnach vor allem die ältere Generation an der Tradition fest. "Wir, die Erben der Hippie-Bewegung, hängen noch am Nacktsein. Die jungen Leute schämen sich zunehmend", stellt Alou fest. Ihrer Meinung nach entfernt sich die Jugend immer mehr von den freigeistigen Idealen, für die ihre Generation gekämpft hat.
Neben dem veränderten Schamgefühl spiele auch die zunehmende Präsenz von Social Media eine Rolle im Rückzug der Freikörperkultur. Abgelegene Strände, die einst als Zufluchtsort für Nacktbadegäste galten, sind heute durch Internet-Tipps überlaufen: "Als Nackedeis suchen wir abgelegene Buchten, wo wir Privatsphäre haben", erklärt Mateu Jaume, ein FKK-Anhänger der Zeitung.
Doch die Verbreitung von Informationen über diese Orte hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen – oft in Badebekleidung – diese Strände aufsuchen. So wird es für FKK-Fans schwieriger, ruhige Plätze zu finden.
Ein Beispiel für diesen Wandel ist die Playa del Mago – eine kleine Bucht, die neben dem beliebten Strand Portals Vells liegt. Früher ein Rückzugsort für Nacktbadegäste, wird die Bucht heute von immer mehr Menschen und Booten bevölkert. Selbst im Sommer kann man hier nur noch vereinzelt Nackte antreffen. "Wir sind die einzigen schamlosen Mutigen", sagt etwa Andrew der "Mallorca Zeitung". Er ist einer von vier nackten Badegästen, die an einem Julitag gezählt wurden – allesamt ausländische Männer über 40.
Doch nicht nur die steigenden Besucherzahlen setzen den FKKler:innen zu. Ein weiteres Problem sind neugierige Blicke und Kameras. Es gebe immer wieder Menschen, die Fotos von den Nackten machten, klagt Badegästin María. Dieses Verhalten nehme vielen die Freude am Nacktsein und trage weiter zum Rückgang der Freikörperkultur bei.
Auch gesetzliche Einschränkungen setzen der Freikörperkultur auf Mallorca zu. Obwohl das Nacktbaden in Spanien seit 1989 gesetzlich erlaubt ist, gab es im vergangenen Jahr Bestrebungen der Gemeinde Ses Salines, das Nacktsein an einigen Stränden zu verbieten. Besonders betroffen war ein Abschnitt am beliebten Strand Es Trenc. Doch die Proteste der FKK-Anhänger:innen waren so heftig, dass der Bürgermeister das Verbot schließlich auf wenige stadtnahe Strände beschränkte. Die Nudist:innen am Es Trenc können somit weiterhin ihrem Lebensstil nachgehen.