Auf den Kanaren wird bereits geklagt, auf Mallorca ebenfalls und auch in Barcelona gibt es viele Beschwerden: Massentourismus wird für viele zunehmend zum Problem. Einwohner:innen kämpfen mit Vermüllung und Umweltschäden, mit explodierenden Mieten und Wohnraummangel.
Bisher beschäftigt sich die politische Seite nur halbherzig mit dem Thema. Handfeste Maßnahmen, um die Touristenströme etwas abzudämpfen, gibt es nicht wirklich. Jetzt melden sich die Bewohner:innen einer weiteren populären spanischen Ecke mit Klagen.
Die Stadt Santiago de Compostela bildet den Endpunkt des Jakobswegs. Über Dutzende Kilometer entwickelt sie sich natürlich zum Sehnsuchtsort für Wanderer:innen auf der Suche nach Erleuchtung (oder in der Selbstfindungsphase). Und gerade die sorgen für viel Ärger unter den Einwohner:innen Santiagos.
"Das ist doch hier kein Themenpark, sondern eine Stadt, in der Menschen leben", sagt eine Einwohnerin gegenüber dem lokalen deutschsprachigen Medium "Costa Nachrichten". Sie ärgert sich über Pilgergruppen, die nachts durch die Straßen ziehen und ihren Erfolg lauthals feiern. Tagsüber waschen sie, heißt es weiter, ihre Kleidung in historischen Brunnen und/oder verewigen sich mit Kreide auf Wänden und Böden.
Dabei hört es aber nicht auf. Ein Aktivist, der sich in einem Nachbarschaftsverein für die Belange der Bewohner:innen der Altstadt einsetzt, berichtet gegenüber "Huffpost", dass manche sogar noch ein paar Schritte weiter gehen.
Manche veranstalten Christrock-Konzerte mitten in der Nacht, andere brennen Weihrauch ab und die meisten lassen ihren Müll liegen. Vandalismus soll auch zu Schäden in der Altstadt geführt haben, die als Weltkulturerbe gilt. Es seien Zustände wie bei einem Rockfestival – eines, das 365 Tage im Jahr läuft.
Laut Almuiña gibt es erstens kaum Regeln und zweitens nicht ausreichend Polizeibeamte, um diese auch durchzusetzen. Er macht sich schon länger für mehr Anstandsregeln stark. Erschwert werde die Situation dadurch, dass alle Pilgerwege in Santiago de Compostela zusammenlaufen, wodurch täglich tausende Reisende vorbeikommen.
Bürgermeisterin Goretti Sanmartín will die Polizeipräsenz künftig an Hotspots erhöhen und der Präsident der Regionalregierung von Galicien, Alfonso Rueda, mittels Sensibilisierungskampagnen den Pilger:innen ins Gewissen reden. Einen wirklichen Plan gegen den Pilgertourismus gibt es laut den Anwohner:innen Santiagos aber nicht. Der Druck steigt. Zumal sich die Anwohner:innen seit einiger Zeit beschweren. Gehört werden sie bisher nicht wirklich.