"Prost, ihr Säcke!" – Wer derartig beleidigt wird, hat vermutlich alles richtig gemacht und befindet sich auf einer der begehrten Bierzeltbänke des Oktoberfests. Das deutsche Volksfest ist weltbekannt. Dennoch sind so manche Festbesucher:innen überfordert, wenn sie sich zum ersten Mal auf "die Wiesn" wagen.
Wir haben einen Guide zusammengestellt, damit ihr auch als Neulinge das Oktoberfest genießen könnt.
Menschenmassen sind unvermeidbar, wenn man auf das traditionsreiche Volksfest geht, keine Frage. Doch an einigen Tagen ist das Gedrängel schlimmer als an anderen. Wie vermeidet man diese Extrem-Tage? Kann man die Wiesn-Reise so buchen, dass man ein etwas entspannteres Getümmel zu erwarten hat (und damit vielleicht sogar Platz im Bierzelt)?
Darüber gibt eine Expedia-Analyse Aufschluss. Das Online-Reisebüro hat die Suchanfragen nach Hotels in München im Zeitraum des diesjährigen Oktoberfests ausgewertet und kommt zu folgenden Ergebnissen:
An den Wiesn-Freitagen kündigen sich besonders viele Übernachtungsgäste an. Als stärkster Tag kristallisiert sich dabei der 22. September heraus, auf den zehn Prozent aller Oktoberfest-Suchanfragen entfallen.
Wer es am Wochenende etwas ruhiger mag, dem empfiehlt sich ein Besuch am Sonntagnachmittag oder Sonntagabend, wenn viele der Wochenendgäste wieder abgereist sind. Die Übernachtungsanfragen sind an allen drei Sonntagen deutlich geringer als an den Samstagen, im Schnitt 25 Prozent.
Der Expedia-Analyse zufolge ist der letzte Wiesn-Sonntag der ruhigste, aber auch am 17. September bietet sich ein gemütlicherer Bummel über die Theresienwiese an.
Sondertipp: Das Oktoberfest wird dieses Jahr ausnahmsweise zwei Tage länger gehen. Laut Expedia-Analyse hat das aber nicht exponentiell mehr Reisende angelockt. Tatsächlich sind die Chancen für eine gediegene Wiesn-Zeit an den letzten zwei Öffnungstagen daher noch einmal besonders groß.
Große Taschen und Rucksäcke sind verboten: Wenn ihr ins Bierzelt wollt, darf eure Tasche bis zu drei Liter Volumen haben oder nicht größer als 20 cm x 15 cm x 10 cm sein. An den Eingängen stehen Security-Mitarbeitende, die Größe und Inhalt kontrollieren und mit einer farbigen Banderole markieren, wenn sie den Check bestanden hat. Dass Alkohol einschmuggeln oder Waffen mitnehmen ein No-Go ist, versteht sich wohl von selbst.
Ohne deine Sachen an die frische Luft gehen: Wer kurz mal ein Karussell besuchen, Freund:innen treffen will oder Appetit auf ein Lebkuchenherz hat, sollte unbedingt all seine Habseligkeiten mit nach draußen nehmen. Denn: Wer das Zelt verlässt, kommt nicht zwangsläufig wieder hinein. Ist das Bierzelt in der Zwischenzeit wegen Überfüllung geschlossen worden, hilft kein Flehen bei Türsteher:innen – du musst draußen bleiben.
Rauchen: Seit 1. August 2010 gilt in Bayern das Gesetz zum Schutz der Gesundheit, das unter anderem ein Rauchverbot in den Bierzelten auf der Wiesn zur Folge hatte – auch für E-Zigaretten.
Eine Maß auf Ex trinken: Es ist eine gefährliche Tradition, die von Wiesn-Wirt:innen nicht gern gesehen wird und in den meisten Fällen sogar verboten ist: das auf Ex-Trinken einer Maß Bier. Schon gar nicht unter johlendem Angefeuere. Oder stehend auf der Bank. In den meisten Fällen führt das zum unmittelbarem Rauswurf aus dem Zelt. Kein Scherz.
Eines ist auf dem Oktoberfest so sicher wie das "Amen" in der Kirche: Es fließt Bier. Viel Bier. Oftmals mehr, als man eigentlich verträgt. Damit der nächste Tag nicht zur Folter wird, kann man aber zumindest ein bisschen was tun:
Volle Busse und Bahnen, alkoholisierte Menschen und enge Bierzelte während der Volksfest-Saison sind nicht nur das Revier von Feierwütigen und Wirt:innen, sondern auch Kleinkriminellen.
"Hier finden sie günstige Gelegenheiten für den schnellen Griff in fremde Taschen", warnt die Polizei daher bereits im Vorfeld in einer gesonderten Mitteilung zum Oktoberfest. Auch bei der Nutzung von Geldautomaten in der Umgebung sei Vorsicht geboten.
"Diebesbanden sind meist professionell organisiert und in ganz Europa aktiv", erklärt Polizeidirektor Joachim Schneider, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. "Sie gehen in Teams und arbeitsteilig vor: Einer lenkt das Opfer ab, ein Zweiter greift zu, ein Dritter verschwindet mit der Beute in der Menge."
Er ergänzt:
Diese Diebstähle passieren schneller, als man denkt. Daher rät die Polizei Festbesucher:innen konkret:
Du hast deine Freund:innen verloren, bist sturzbesoffen in Scherben gefallen oder wurdest beklaut?
Gott sei Dank gibt es auf der Wiesn Anlaufstellen für Notfälle. Dazu gehören vier Erste-Hilfe-Stationen, eine Feuerwehr- und Polizeistation, ein Wickel- und Stillraum sowie ein Fundbüro. Wer Unterstützung braucht, sollte sich an die Helfer:innen wenden.
Merk dir einfach: Gegenüber von der Schottenhamel-Festhalle. Dort findest du gebündelt alle Hilfsangebote. Weitere Erste-Hilfe-Stationen befinden sich an den Ein- und Ausgängen zum Oktoberfestgelände. Eine Übersicht samt Karte findest du hier.
Speziell für Frauen existiert zudem ein Safe Space, der sich ebenfalls im Servicezentrum am Schottenhamelzelt befindet. Fühlst du dich verloren, belästigt oder verunsichert, findest du hier Hilfe. Watson stellte das Projekt bereits vor.
Für junge Männer fördert die Gleichstellungsstelle im Landkreis München das Projekt "Wiesn Gentleman" von Condrobs e.V. nahe dem Esperantoplatz, das mit Streetworkern auf der Wiesn vertreten ist und sich um Prävention von Gewalt und mehr Zivilcourage bemüht.