Auch in diesem Jahr zeigt sich der Sommer immer wieder von seiner heißesten Seite: 30 Grad und schwüle Luft, die bis in die Nacht in den Schlafzimmern verharrt. Jede Bewegung könnte einen Schweißausbruch bedeuten – und dann soll man auch noch mit Kleidung schlafen?
Auf der anderen Seite finden sich immer wieder hartnäckige Gerüchte: Nackt schlafen soll unhygienisch sein, somit auch nicht sonderlich gesund. Andere behaupten das Gegenteil, also was soll man nun glauben? Watson hat sich die Mythen genauer angeschaut.
Diese Behauptung hält sich wacker. Denn klar: Gerade bei hohen Temperaturen schwitzt der Körper und das nicht wenig: Mindestens einen halben Liter Schweiß produziert der Mensch in jeder Nacht. Dass dieser nicht vom Schlafanzug aufgefangen wird, wenn man eben keinen Pyjama trägt, versteht sich wohl von selbst. Entsprechend muss beim Nackt-Schlafen die Bettwäsche diesen Teil übernehmen. Der Schweiß zieht somit direkt in diese ein, und auch Hautpartikel haben einen kürzeren Weg bis in die Matratze.
Aber: Somnolog:innen (also Menschen, die den Schlaf erforschen) sind sich einig, dass man ohnehin alle Textilien, auf und in denen man schläft, mindestens einmal pro Woche waschen sollte. Das gilt für Schlafanzüge ebenso wie für jegliche Bettwäsche. Und auch bei der Matratze gilt: Regelmäßiges Wenden und Durchlüften sollte man nicht vernachlässigen.
Von diesem Punkt aus betrachtet, spielt es keine große Rolle, ob man sich für oder gegen den Schlafanzug entscheidet. So oder so steht die Reinigung an, und diese sollte das wieder richten.
Hier gibt es verschiedene Gerüchte. Die einen sagen, nackt zu schlafen fördere die Abwehrkräfte – das kann man so allerdings nicht sagen. Es ist eher ein tiefer Schlaf, der diesen zugutekommt. Temperaturen können sich zwar positiv wie negativ auf die Gesundheit auswirken, nicht aber, wenn es so wenig kontrollierbar ist, wie im Schlaf. Und damit kommen wir zum Gegenargument.
Expert:innen sind sich einig, dass der menschliche Körper im Schlaf, insbesondere in der sogenannten REM-Schlafphase, seine Körpertemperatur nicht richtig regulieren kann. Hier kann es schneller als üblich zu Unterkühlung oder aber Überhitzung kommen.
Hinzukommt, dass der Körper tendenziell um bis zu ein Grad abkühlt, sobald er zur Ruhe kommt. Weder decken wir uns jedoch beim Schlafen zu, noch legen wir die Decke weg, sollte uns zu warm sein. Wir sind also abhängig von äußeren Faktoren.
Ist beim Nackt-Schlafen also etwa ein Fenster offen und es weht plötzlich ein nächtlicher, kalter Wind hinein, ist tatsächlich ein höheres Risiko gegeben, sich im Schlaf zu erkälten. Abgeraten wird daher beispielsweise, über die nächtlichen Stunden den Ventilator oder eine starke Klimaanlage laufen zu lassen. Gegen ein Spalt-offenes Fenster ist hingegen nichts einzuwenden, denn frische Luft im Raum fördert einen guten Schlaf.
Um beim Nackt-Schlafen sowohl der Raum-Luft als auch der Körpertemperatur gerecht zu werden, empfiehlt sich eine dünne Decke aus Naturfasern.
An diesem Mythos ist wiederum schon etwas mehr dran – jedenfalls mehr als Textil an einer nackt schlafenden Person. Dem "Spiegel" gegenüber hat etwa der Schlafmediziner Dr. Hans-Günter Weeß erklärt, es gebe einen erkennbaren Zusammenhang zwischen Nackt-Schlafen und glücklichen Paaren. Darauf weisen auch Studien hin.
Einerseits wird dies an dem intimeren Kontakt und einer guten gemeinsamen Sexualität festgemacht. Andererseits reichen auch schon einfache körperliche Berührungen beim Nackt-Schlafen, um beispielsweise Stress abzubauen. Denn der Körper schüttet so das Bindungshormon Oxytozin aus, während das Stresshormon Cortisol entscheidend reduziert wird.
Im Übrigen gehen einige Expert:innen auch davon aus, dass sich Nackt-Schlafen positiv auf das Selbstbewusstsein auswirkt.
Welche Vor- und Nachteile überwiegen, muss letztendlich jeder Mensch für sich entscheiden, denn weder die eine noch die andere Variante kann eindeutig als die bessere bezeichnet werden. Entscheidend sei laut Expert:innen vielmehr, wie man sich wohler fühlt: Guten Schlaf bekomme man nur, wenn man sich im Bett entspannt. Ob das mit oder ohne Schlafanzug eher der Fall ist – das weiß man selbst am besten.