Nähanleitungen, Bußgelder und Tragepflicht im Nahverkehr: Die Nachrichten zum Thema Schutzmasken überschlagen sich derzeit. Wo muss ich die jetzt tragen und welche schützt mich und andere tatsächlich vor Covid-19? Fragen über Fragen... Damit du den Überblick nicht verlierst, haben wir dir die wichtigsten 15 Fragen hier beantwortet.
Um das öffentliche Leben wieder zu normalisieren und dabei dennoch die Anzahl der Covid-19-Ansteckungen klein zuhalten, wurde die Einführung verpflichtender Mund-Nase-Masken unter Wissenschaftlern und Politikern viel diskutiert. Die Einführung von Maskenpflichten gehen also vielerorts Hand in Hand mit einer Lockerung des Lockdowns.
Obwohl die Weltgesundheitsorganisation keine generelle Empfehlung ausspricht, gibt es momentan Hinweise, dass eine Maskenpflicht beim Eindämmen des Virus helfen kann. So fuhr zum Beispiel die Stadt Jena einen Sonderkurs und verpflichtete ihre Bürger schon seit dem 2. April zur Mund-Nase-Bedeckung im öffentlichen Raum. Und siehe da: In der thüringischen Stadt wurden seit nun zwölf Tagen keine neuen Corona-Ansteckungen mehr verzeichnet.
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen inzwischen, weist aber deutlich darauf hin, dass das Maskentragen nur als "zusätzlicher Baustein" zu Abstand-Halten, Händewaschen und Husten-Etikette sinnvoll sei. Nur in Kombination könnten diese Maßnahmen dabei helfen, Risikogruppen zu schützen und die Covid-19-Ausbreitung zu verlangsamen.
Alle 16 Bundesländer haben sich inzwischen für eine Maskenpflicht entschieden, für die meisten gilt diese ab Montag, den 27. April. Mit der Vorschrift, Mund und Nase mit Stoff zu bedecken, soll die Gefahr minimiert werden, unbeabsichtigt Mitmenschen mit dem neuartigen Coronavirus anzustecken. Neben OP-Masken sind auch selbstgenähte Stoffmasken oder über das Gesicht gezogene Schals und Tücher als Schutzbarriere erlaubt.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten vergangene Woche das Tragen sogenannter Alltagsmasken im Nahverkehr sowie im Einzelhandel "dringend empfohlen" und dieser Empfehlung folgen die meisten Bundesländer nun.
Also: Wer sicher gehen will, bedeckt Nase und Mund in öffentlichen Verkehrsmitteln und Läden. Einzelne Bundesländer wollen die Maskenpflicht bislang nur in Bussen und Bahnen durchsetzen, so zum Beispiel Berlin.
Auch die Höhe des Bußgeldes muss jedes Bundesland selbst festsetzen. Zwar kann ein Verstoß theoretisch als Verletzung des Infektionsschutzgesetzes gelten und mit 50 Euro bestraft werden, in den allermeisten Fällen wird es jedoch bei einer Verwarnung bleiben. Viele Länder planen daher nun den Maskenverstoß baldmöglichst in ihren Bußgeldkatalog aufzunehmen.
Wenn du eine partikelfiltrierende Halbmaske, kurz FFP, trägst, filtert sie die Luft, die du einatmest. Virologe Hendrik Streeck von der Uniklinik Bonn erklärte dazu bei "Stern TV" auf RTL, dass das Material sehr fest sei, so gelängen beim Einatmen keine Viren in deinen Körper. Durch das kleine Ventil in der Mitte gelangt die ausgeatmete Luft wieder nach draußen – ungefiltert allerdings.
Heißt auch: Wer krank ist, sollte keine Maske mit Ventilen verwenden, da er seine Viren sonst an die Umgebung abgibt. So erklärt es auch die Deutsche Lungenstiftung e.V.
Wichtig: Bitte Finger weg von diesen Masken, sofern du nicht mit Corona-Patienten direkt zusammenarbeitest. Die Bestände für diese Masken sind knapp.
Die Mund-Nasen-Schutzmaske (MNS) ist die klassische OP-Maske, wie sie auch von medizinischem Fachpersonal verwendet wird. Sie besteht aus einem mehrlagigen Vlies-Material, erklärt Hendrik Streeck, und kann mit Bändern hinter den Ohren fixiert werden. Diese Maske schützt dich nicht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Allerdings kannst du andere vor einer Ansteckung bewahren, solltest du Träger des Virus sein.
Sie hält Tröpfchen auf, die Viren enthalten und die du beim Sprechen oder Husten ausspucken könntest. "Man nimmt auch an, dass es insgesamt die Übertragung eindämmen würde", sagt Streeck über das Tragen solcher Masken. "Das ist definitiv eine Geste des Respekts." Auch selbst genähte Masken können diesen Effekt erzielen.
Virologe Streeck sieht den kreativen Versuch, Masken aus Kaffeefiltern herzustellen, kritisch: Das Material sei zu dünn und feuchte zu schnell durch. Das kennt jeder, der schon mal einen Filterkaffee zu Hause gemacht und anschließend versucht hat, den vollen, nassen Filter Sauerei-frei von Kaffeemaschine zu Mülleimer zu bringen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gut Viren oder auch Tröpfchen abhält." Hendrik Streeck über die Kaffeefilter-Idee. Deswegen schlussfolgert Streeck: Kaffeefilter eignen sich nicht als Schutzmasken.
Auch Staubsaugerbeutel sollten bitte nicht zum Basteln einer Schutzmaske verwendet werden. Zuletzt warnte die Drogeriekette dm davor deutlich, denn die Beutel enthalten feine antibakteriell wirkende Polymer-Pulver, die beim Aufschneiden freigesetzt werden können. Sollten diese Stoffe in die Atemwege gelangen, ist dies sowohl für Lunge als auch für die Verdauungsorgane gesundheitsschädlich.
Übrigens: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat die unterschiedlichen Maskentypen hier in einem Merkblatt zusammengefasst.
Um grobe Tröpfchen abzufangen oder ein Zeichen gegen Corona zu setzen, braucht es nicht die Atemmasken, die so dringend im Krankenhaus benötigt werden: "Für den Effekt, den wir gerade besprochen haben, ist es vollkommen ausreichend, wenn man eine Stoffmaske trägt", sagt Virologe Christian Drosten in seinem täglichen NDR-Podcast.
Du kannst dir also auch ein Tuch um den Mund binden oder einen Schal. Abgesehen vom Schutz, hätte das auch einen psychologischen Effekt, so der Wissenschaftler weiter: "Das, finde ich, ist eine gute Geste in der Öffentlichkeit." In Jena reicht ein Schal übrigens auch, um die Mund-Nase-Bedeckungspflicht zu erfüllen.
Ja, wenn sie zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen, warnt die Weltgesundheitsorganisation. Das Tragen der Masken bedeutet nicht, dass andere Hygienemaßnahmen vernachlässigt werden dürfen. Noch immer ist der beste Schutz vor dem Virus, anderen Menschen aus dem Weg zu gehen, sich die Hände korrekt zu waschen und die Hust- und Niesetikette einzuhalten.
Es gilt beim Tragen der Masken einiges zu beachten, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
FFP-Masken sind derzeit weltweit Mangelware und deshalb vor allem Berufsgruppen vorbehalten, die besonders häufig in Kontakt mit dem Coronavirus kommen. In einigen Apotheken gibt es (wieder) Mund-Nase-Schutzmasken für Privatpersonen zu kaufen, aber auch mehrere Textil-Firmen haben ihre Produktionen zeitweilig umgestellt. So will zum Beispiel der Onlineshop aboutyou noch diesen Monat Stoffmasken anbieten.
Aber auch Supermärkte und Discounter wollen bald Schutzmasken anbieten. So sagte eine Sprecherin von Aldi Süd gegenüber watson: "Unseren Kundinnen und Kunden möchten wir bald Einweg- oder Textilmasken anbieten."
Auch Kaufland erklärte gegenüber watson: "Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, dem momentanen Bedarf der Verbraucher an Schutzmasken zeitnah nachzukommen".
Edeka sagte gegenüber watson, dass sie bereits Anfang Mai Schutzmasken in den Filialen anbieten wollen.
Vorsicht, wenn "medizinische Schutzmasken" auf den großen Verkaufsplattformen im Internet angeboten werden. Der Verbraucherschutz warnt vor sogenannten Fake Shops. Außerdem müsse klar ausgewiesen werden, wovor eine Maske schützt – und wovor eben nicht, so das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Online finden sich inzwischen viele DIY-Anleitungen, um Behelfsmasken selbst zu nähen. Eine Nähanleitung in gleich mehreren Sprachen stellt die Stadt Essen zum Beispiel hier zur Verfügung.
Wer keine Nähmaschine zu Hause hat, kann sich im Basteln versuchen. Virologe Christian Drosten twitterte dazu eine Anleitung, die sich in China bereits bewährt haben soll.
Im Grunde jeder Baumwollstoff, der eine heiße Wäsche aushält und durch den du noch gut atmen kannst. Experten empfehlen alte T-Shirts, aber auch Geschirrtücher oder Stoffwindeln zum Selbstnähen. Bei der Musterung und Farbwahl sind keine Grenzen gesetzt. Nicht empfohlen werden Staubsaugerbeutel oder Kaffeefilter (siehe Punkt 8).
Die meisten FFP-Masken und OP-Masken sind nicht zur mehrfachen Nutzung geeignet. Hersteller weisen darauf hin, dass der Schutz nicht mehr gegeben ist, sollten die Masken über einen längeren Zeitraum verwendet werden.
Andere Masken sollten im Idealfall nach jeder Nutzung gereinigt werden. Dabei sollte die Maske bei mindestens 60 Grad, wenn möglich sogar 95 Grad in der Waschmaschine gereinigt werden.
Wenn es schneller gehen muss, können die Masken auch in der Mikrowelle sterilisiert werden. Dazu sollte die Maske mit der Außenseite nach unten auf zwei mit mindestens 50 Milliliter Wasser gefüllten Behälter gelegt und mit 750 Watt zwei Minuten erhitzt werden. Der entstehende Wasserdampf reinigt die Maske dabei ausreichend, wie US-Forscher herausfanden.
Und: Händewaschen nicht vergessen!
(jd/ak/mit Material von dpa)