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Apotheken-Streik: Insiderin identifiziert Kern des Problems – und wagt Prognose

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Mehr als die Hälfte der Apotheken in Deutschland wird am Mittwoch streiken.Bild: dpa / Fredrik von Erichsen
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Apotheken-Streik: Insiderin identifiziert Kern des Problems – und wagt Prognose

13.06.2023, 18:32
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Am Mittwoch werden vielerorts ungewohnte Zustände herrschen. Bundesweit wird mehr als die Hälfte der Apotheken geschlossen bleiben. 57 Prozent, um genau zu sein, das hat eine Befragung von aposcope ergeben. Branchen-Insider:innen rechnen sogar mit noch mehr. Die Belegschaft wird wegen der Gesundheitspolitik der Regierung streiken.

Ausgerechnet Apotheken, denken jetzt bestimmt viele. Die, die fast immer aufhaben und sich sogar an Feiertagen und Wochenende untereinander aufteilen müssen, um eine durchgehende und möglichst flächendeckende Versorgung mit Medikamenten zu gewährleisten.

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Apotheker:innen sind für die medizinische Versorgung unverzichtbar. Bild: dpa / Jan Woitas

Was also tun bei einem Notfall am Mittwoch? Drohen weitere Streiks und wie will die Politik auf die Notlage reagieren? Watson hat im Folgenden alles Wichtige zum Apotheken-Streik gesammelt.

Worum geht es?

Die Apotheker:innen fordern von der Politik eine Erhöhung der Medikamentengebühren um knapp 50 Prozent. So sagte die Präsidentin des Branchenverbandes Abda, Gabriele Overwiening, dem Magazin "Focus": "Heute werden wir mit 8,35 Euro je Medikament honoriert, seit 20 Jahren ohne relevante Anpassung. Angesichts der Kostenentwicklung brauchen wir 12 Euro, sonst rechnet es sich nicht".

Pharmazie-Studentin Juliana, die als ausgebildete pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) die Arbeit in Apotheken gut kennt, bestätigt das gegenüber watson. "An Rezepten verdienen Apotheken nur sehr wenig, was auch ein Grund dafür ist, dass die frei verkäuflichen Medikamente und apothekentypische Waren ziemlich teuer sein können", erklärt sie.

Doch das ist nicht das einzige, was die Apotheker:innen am Status Quo stört.

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Die Streikenden haben einen Zehn-Punkte-Forderungskatalog aufgestellt und kritisieren darin unter anderem Lieferengpässe, Personalnot, ausufernde Bürokratie und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung. All das habe zum größten Apothekensterben in Deutschland seit Bestehen der Bundesrepublik geführt. So gab es Ende März bundesweit noch 17.939 Apotheken – der niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren.

PTA Juliana sieht dabei vor allem den ländlichen Raum gefährdet. "Es sind vor allem die ländlicheren Apotheken, die darunter leiden, wo es ja auch schon größeres Apothekensterben gibt", sagt sie.

Wie reagiert die Politik?

Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Brandenburg, Olaf Behrendt, teilte im Vorfeld des Streiks mit: "Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert". Karl Lauterbach hat den Wünschen der Apotheker:innen bereits eine Absage erteilt. Gegenüber "Bild am Sonntag" sagte der SPD-Politiker: "Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum."

Gesundheitsexperte Janosch Dahmen von den Grünen kritisiert den Streik. Er verstehe die Sorgen vieler Apotheker, aber "Streik ist wirklich die falsche Medizin", sagte Dahmen gegenüber "Deutschlandfunk" und führt fort: "Wir brauchen Apotheken als Vertrauensorte, als Ansprechpartner für gesundheitliche Fragen vor Ort."

Wie kommt man trotzdem an Medikamente?

Über Notdienst-Apotheken. Denn die bleiben am Mittwoch geöffnet, um eine Notversorgung sicherzustellen. Wo in der Umgebung die nächste ist, lässt sich im Internet herausfinden. Hier können Suchfunktionen von zum Beispiel der Apothekenkammer oder der Zeitung "Apotheken-Umschau" helfen.

Laut PTA Juliana ist es genau dieser Notfallcharakter, der Apotheken so unverzichtbar macht. "Apotheken wird es immer geben, allein schon für Notfallverordnungen sind sie essenziell", sagt sie watson. Die wachsende Anzahl an Online-Apotheken bedeutet für sie "eher eine Veränderung des Berufes als ein Aussterben, da auch dort Apotheker:innen gebraucht werden".

Wie geht es weiter?

Im schlimmsten Fall drohen weitere Streiktage. Angesichts der verhärteten Fronten zwischen Politik und Apotheker:innen ist das nicht unwahrscheinlich. "Werden wir nicht gehört, werden wir erneut demonstrieren", sagte Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening. Die Menschen würden merken, was es bedeute, dass die Apotheke vor Ort da sei – oder nicht.

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