Ab 2026 Apotheken-Artikel bei dm und Kaufland: Aber wie genau funktioniert das?
Sobald neben Brot, Gemüse und Nudeln auch ein neues Nasenspray oder eine spezielle Hautcreme auf der Einkaufsliste steht, müssen deutsche Verbraucher:innen nach dem Besuch im Supermarkt auch in der Apotheke vorbeischauen.
Denn obwohl viele medizinische Produkte rezeptfrei und somit frei erhältlich sind, wurden sie in Deutschland exklusiv in Apotheken verkauft. Inwiefern sich das jetzt ändern soll, hat watson für dich erfasst.
In welchen Läden kann ich ab 2026 Medikamente kaufen?
Die Drogeriemarktkette dm beginnt zum Jahreswechsel damit, eine digitale Versandapotheke anzubieten.
In Deutschland gibt es allerdings ein Gesetz, laut dem nur ausgebildete Apotheker:innen eine Apotheke führen dürfen. Um das zu umgehen, versendet dm aus dem Ausland.
Die medizinischen Produkte erweitern also nicht das Sortiment der Filialen vor Ort, sondern werden erst mal nur online verfügbar sein. Dazu zählen Heilsalben, Augentropfen, Schmerztabletten oder Nasensprays mit Wirkstoffen.
Wo eröffnet Kaufland eine Arztpraxis?
Die Supermarktkette Kaufland testet ein neues System: In den Filialen soll es in Zukunft direkte ärztliche Versorgung geben.
Im baden-württembergischen Mosbach gibt es jetzt erstmals eine Tele-Arztpraxis in einer Kauflandfiliale. Vor Ort gibt es medizinisches Personal und die Möglichkeit, an einer digitalen Sprechstunde teilzunehmen und so über einen Videochat mit Ärzt:innen zu sprechen.
Kaufland arbeitet in Mosbach eng mit dem medizinischen Versorgungszentrum Sana zusammen. Wenn sich ein Anliegen nicht für die Diagnose per Videochat eignet, werden Patient:innen gebeten, sich an andere medizinische Einrichtungen zu wenden.
Wieso ist der Medikamentenhandel so lukrativ?
Laut dem "Handelsblatt" sind auch der Discounter Lidl und die Drogeriekette Rossmann an einer Ausweitung des Angebots im digitalen Medikamentenhandel interessiert.
Von dem Handel mit rezeptfreien Medikamenten und medizinischen Produkten über das Internet versprechen sich die Unternehmen ein lukratives Geschäft.
Versandapotheken gibt es bereits seit einigen Jahren und digitale Gesundheitsdienstleistungen werden bei Verbraucher:innen immer beliebter.
Die Vorteile für die Unternehmen sind niedrigere Betriebskosten und ein breiterer Kundenstamm als bei herkömmlichen Apotheken.
Im Ausland sind medizinische Produkte in Supermärkten nichts Neues
In Tschechien gibt es in Drogeriemärkten bereits rezeptfreie medizinische Produkte im Standardsortiment. Von dort möchte dm seine Produkte auch beziehen.
In den USA gibt es dieses System durch den "Food and Drugs Act" bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts. So sollen eine breite Versorgung und faire Preise gesichert werden.
Auch in Großbritannien, Australien und Neuseeland können rezeptfreie medizinische Produkte in regulären Supermärkten erworben werden.
Wird es bald keine Apotheken mehr geben?
Versandapotheken sind schon länger eine starke Konkurrenz für reguläre Apotheken, auch bevor dm in das Geschäft eingestiegen ist.
Frank Eickmann, stellvertretender Geschäftsführer des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, erzählt gegenüber dem SWR, dass Apotheken mehr als 80 Prozent ihres Umsatzes durch den Handel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten generieren.
Deutschlandweit müssen viele reguläre Apotheken unter anderem wegen der konkurrierenden Onlineapotheken schließen. Aktuell gibt es in Deutschland noch 17.000 Apotheken – so viele, wie zuletzt 1970.
Der Vorsitzende der Geschäftsführung vom Drogeriemarkt dm, Christoph Werner, betont, dass es dm nicht darum ginge, mit Apotheken zu konkurrieren, sondern darum, das Gesundheitssystem in Deutschland zuverlässiger und erschwinglicher zu machen.
Eine breite Versorgung an medizinischen Produkten sowie die Vorteile des Lieferdienstes würden vielen Verbraucher:innen den Alltag erleichtern.
Inwiefern die Veränderungen des Medikamentenhandels das Geschäft von Apotheken sowie die allgemeine Gesundheitsversorgung beeinflussen werden, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
