Endlich ist es August. Sommerzeit, Badezeit, Zeit zum Grillen und leider auch – Wespenzeit. Kaum etwas kann ein schönes Fest im Freien mit leckerem Essen oder ein kühlendes Eis am Stiel so sehr verderben wie eine lästige Wespe, die ständig um einen herumschwirrt.
Zwar stechen uns auch Bienen hin und wieder im Sommer, doch sind diese meist etwas zurückhaltender. Außerdem erfreuen sie sich inzwischen immer größerer Beliebtheit. Die Aufklärungskampagnen von Naturschützern zeigen Erfolg: Wir wissen nun, dass Bienen nicht nur zum Bestäuben und für die Produktion von Honig gebraucht werden, sondern auch für die Artenvielfalt wichtig sind. Und dass ihr Aussterben für uns eine Katastrophe bedeuten würden.
Da ist es viel einfacher, die geballte Abneigung gegen die aggressiven Artgenossen der Biene zu richten. Denn Wespen sind einfach nur nervig, zu nichts nutze und werden gefühlt jedes Jahr mehr.
Was viele aber nicht wissen: Auch Wespen sind wichtig für das Ökosystem – und nützlich für uns. Sie wollen nicht nur von unseren süßen Säften und saftigen Steaks naschen, sondern sie jagen und fressen auch Insekten wie Mücken, Fliegen, Forstschädlinge und Raupen.
Außerdem bestäuben Wespen ebenfalls Blumen, sie sind selbst bei kühlen Temperaturen und Wind unterwegs. Und zu guter Letzt verwerten sie Tierkadaver und dienen selbst als wichtige Nahrungsquelle für Vögel.
Diese Fakten können wir uns als Mantra vorsagen, wenn beim nächsten Picknick wieder ein Wespenschwarm über unser Essen herfällt. Wenn das nichts hilft, könnten wir uns daran erinnern, dass es laut Bundesnaturschutzgesetz verboten ist, Wespen zu töten oder zu verletzen. Und sogar auch, sie mutwillig zu beunruhigen oder "ohne vernünftigen Grund" zu fangen. Bei Verstößen drohen Bußgelder, zumindest in der Theorie – von bis zu 50.000 Euro. Der gesetzliche Schutz gilt auch für ihre Nester.
Aber warum sollten wir Wespen schützen? Die werden doch gefühlt jedes Jahr mehr und aggressiver. Erst kürzlich gab es eine Meldung, dass ein Insektenschwarm eine Gruppe Grundschüler samt Betreuer attackierte und mehrfach gestochen habe. Die Kinder sprachen davon, dass es Wespen gewesen seien.
Dass es mehr Wespen als sonst gibt, findet Florian Lauer, Projektmanager des Insektenschutz Mittlere Elbe im BROMMI Projekt des WWF, allerdings nicht. "Die anhaltend hohen Temperaturen und die geringe Menge an Regen in diesem Jahr können die Wespen begünstigt haben und so zu hohen Vorkommen führen", sagt er auf Anfrage von watson, "von einer Plage würde ich bislang allerdings nicht sprechen."
Seine Erklärung ist eine ganz andere: "Möglicherweise kommt uns das nur so vor, da wir im letzten Jahr eher schlechte Bedingungen für die Wespen hatten und der Unterschied uns nun umso stärker auffällt."
Jedoch sagt auch Lauer, dass die Klimakrise und die damit einhergehende Erhitzung des Planeten durchaus die Bedingungen für Wespen verbessern könnten. Wie so viele Insekten, so der Insektenexperte, mögen auch Wespen warme Temperaturen. Zusätzliche Trockenheit reduziere die Gefahr des Pilzbefalls von Wespen. "Da extreme Hitze durch den Klimawandel häufiger und intensiver auftritt, kann man sagen, dass Wespen davon profitieren."
Doch so wie Menschen, mögen auch Wespen es zwar sehr warm, aber auch nicht zu heiß – zu große Extreme seien laut Lauer auch für sie schädlich. Denn wenn zu viele Pflanzen absterben oder die Blüten wegen mangelnden Regens immer weniger Nektar produzieren, hätten auch Insekten wie Wespen darunter zu leiden. Schließlich benötigen sie den Nektar als Energielieferant.
Und Energie brauchen Wespen bei Hitze besonders viel: "Zusätzlich müssen Wespen bei zu hohen Temperaturen ihr Nest mit Wasser und Flügelschlag kühlen", erklärt Lauer.
Kaffeesatz verbrennen, süße Fallen stellen, ein Feuer anzünden und allerlei andere Haushaltstipp kursieren im Netz und im Buschfunk darüber, was gegen Wespen hilft.
Wie man sich am besten vor Wespenstichen schützt, hat der Nabu in einer Liste zusammengefasst, dabei gilt vor allem: Wespen stechen, sobald sie sich bedroht fühlen.
Doch warum werden Wespen überhaupt scheinbar immer erst im August aufdringlich? Dafür hat Florian Lauer eine Erklärung. Ein Wespenstaat wachse vom Frühjahr bis in den Spätsommer immer mehr an, bis ein einziges Nest mehrere Tausend Individuen umfassen kann.
"Ab dem Spätsommer fallen uns diese verstärkt auf, da sie sich nun vermehrt für Lebensmittel des Menschen interessieren", erklärt Lauer. Dies liege daran, dass der Zyklus des Wespenstaates seinem Ende zugeht und sich weniger Larven im Nest befinden als im Frühjahr.
Lauer sagt:
Falls eine Allergie gegen Wespen- oder Bienengift bekannt ist, helfen nur entsprechende Notfallmedikamente, die immer griffbereit sein sollten. Ein Notfallset dafür kann vom Hausarzt oder der Hausärztin verschrieben werden. Gerade wer unter Asthma oder anderen chronischen Erkrankungen leidet, sollte vorsichtshalber ärztlichen Rat dazu einholen.
Wer nicht allergisch ist, kann die Tipps der AOK-Krankenkasse anwenden:
Wenn Symptome des Wespenstichs wie Schwellung, Juckreiz oder Rötung nicht innerhalb weniger Tage abklingen, oder sich sogar verschlimmern, sollte man dann doch zum Arzt gehen.
Sticht die Wespe allerdings in den Mund-, Rachenraum, in die Nähe der Augen – oder tritt gar eine allergische Reaktion auf – ist ein Arztbesuch unumgänglich. Unter Umständen ist auch ein Rettungsdienst zu rufen, denn bei einem allergischen Schock zählt jede Minute.
Schwere allergische Reaktionen nach einem Wespenstich treten in der Regel innerhalb von 15 Minuten auf. Treten folgende Symptome kurz nach einem Stich ein, sollte in der Regel ein Rettungsdienst gerufen werden:
tweeMeistens ist der Stich einer Wespe zwar schmerzhaft, aber ungefährlich. Also: Ruhe bewahren. Dann tut es die Wespe hoffentlich auch.