Der Warteraum eines Impfzentrums in Brandenburg.Bild: www.imago-images.de / Jochen Eckel
watson antwortet
30.04.2021, 11:5930.04.2021, 17:32
Es ist ein Datum, auf das viele nach aufreibenden
Monaten in der Corona-Pandemie schon ungeduldig warten: Spätestens ab
Juni sollen sich alle Menschen in Deutschland impfen lassen können,
wie Bundeskanzlerin Angela Merkel ankündigte. Dann soll die sogenannte Priorisierung enden, die bisher festlegt,
wer wann zum Zuge kommt und einen Vorrang für bestimmte Risikogruppen sichert. Der genaue Termin dafür ist aber noch unklar
und es hängt auch daran, wie zuverlässig Impfstoffe geliefert werden.
Wie genau ist der Zeitplan für die Impfungen für alle? Und wie weit ist die Impfkampagne bisher überhaupt? Ein Überblick über wichtige Fragen und Antworten:
Warum gibt es überhaupt die Priorisierung?
An der amtlich fixierten Reihenfolge gab und gibt es viel Kritik.
Doch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigt das Instrument:
"Menschenleben retten ist keine Bürokratie." Zweck ist, den anfangs
knappen Impfstoff für Menschen mit dem höchsten Risiko für schwere
und tödliche Corona-Verläufe zu reservieren: Alte, chronisch Kranke
und viele Berufsgruppen mit hoher Ansteckungsgefahr, die nicht ins
Homeoffice gehen können. Nach den ersten zwei Priorisierungsgruppen
soll im Mai zuerst noch die dritte und letzte Gruppe Impfungen
angeboten bekommen. Eine vierte Gruppe gibt es nicht – dann kommen
alle dran.
Wie ist der Zeitplan zu Impfungen für alle?
Merkel baute nach dem Impfgipfel mit den Ländern am Montag schon vor,
dass nicht gleich im Juni alle auf einen Schlag eine Spritze
verabreicht bekommen können. Alle könnten sich dann aber frei um
Termine im Sommer kümmern. Wann genau es soweit ist, dürfte auch
davon abhängen, wie fix die Impfungen der dritten
Priorisierungsgruppe im Mai vorankommen. In vielen Praxen melden sich
jetzt schon Interessenten. Die Kassenärzte raten, lieber per Mail
nachzufragen als am Telefon.
Wie ist der Stand bei den Impfungen im Moment?
An impfwilligen Ärzten und Kapazitäten in den Impfzentren mangelt es
nicht. Doch nach wie vor ist viel weniger Impfstoff verfügbar als
gespritzt werden könnte. So gibt es aktuell etwa pro Arztpraxis bis
zu 36 Dosen Biontech/Pfizer-Impfstoff pro Woche und bis zu 50
Astrazeneca-Dosen. Die Zahl der täglich insgesamt verabreichten Dosen
schwankte an den Wochentagen zuletzt zwischen 707.000 und 395.000.
26,9 Prozent der Menschen in Deutschland wurde nun mindestens eine
Impfdosis verabreicht. 7,7 Prozent haben beide – das sind 6 Millionen
Menschen.
Wie soll die Impfkampagne weitergehen?
Bis Anfang Mai wird nach einer Prognose Spahns jeder Vierte geimpft
sein, bis Juni dann jeder Dritte. Bereits heute gebe es auch immer
weniger ungenutzte Dosen auf Halde, hieß es aus Spahns Ressort. Ab
Juni sollen die Betriebsärzte in die Impfkampagne einsteigen. Warum
erst so spät? "Das liegt an der Impfstoffmenge", bekräftigte ein
Sprecher Spahns. In Betrieben sollen dann auch verstärkt die erreicht
werden, die zwar nicht strikt gegen Impfungen sind, aber selbst eher
nicht dafür aktiv werden würden. Bis Ende des Sommers am 21.
September sollen alle eine Impfung angeboten bekommen, versicherte
Merkel.
Was bringen Impfungen für alle?
Viele hoffen dadurch auf den letzten Durchbruch auf dem Weg aus der
Pandemie – und den Alltagsbeschränkungen. Das Robert Koch-Institut
erwartet eine Grundimmunität in Deutschland, aber keine Ausrottung des
Virus. Nicht alle werden sich impfen lassen oder können geimpft
werden. Und es kann immer wieder neue Virusmutationen geben. Doch mit
all dem könne man besser umgehen. Absehbar ist, dass Geimpfte und
nach Covid-19 Genesene keinen Freiheitseinschränkungen im heutigen
Maß mehr unterliegen werden. Eine entsprechende Verordnung soll
nächste Woche im Bundeskabinett auf den Weg gebracht und bis Ende Mai
von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden.
Wie weit sind die Impfungen bei den besonders bedrohten Älteren?
Auf diese Gruppe kommt es besonders an – trägt sie doch ein besonders
hohes Risiko schwerer Erkrankungen. Bei der Generation 60plus reicht
die Quote der Menschen mit mindestens einer Impfung von 43 Prozent in
Thüringen bis zu 63 Prozent in Bremen. Den vollen Impfschutz haben in
dieser Altersgruppe erst rund 14 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern
und 22 Prozent in Bremen.
Welche Bedenken bei einer raschen Impf-Freigabe gibt es?
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnt davor, eine Impf-Freigabe
regelrecht anzuheizen. Hausärzte und Impfzentren würden mit Anfragen
"bombardiert", viele forderten eine sofortige Impfung, sagte Vorstand
Eugen Brysch. Wegen unzureichender Impfstoffmengen erzeuge das Frust.
Und: "Ein Windhunderennen bedeutet, dass sich am Ende immer der
Stärkere durchsetzt." Der Sozialverband VdK mahnte, viele Ältere und
Kranke warteten immer noch auf Termine. Manche könnten sich zudem aus
medizinischen Gründen nicht impfen lassen und für Kinder gebe es noch
keinen Impfstoff. Daher müsse weiterhin ein aktueller negativer Test
ein Weg bleiben, Friseurtermine oder Großelternbesuche wahrzunehmen.
Läuft die Impfkampagne schleppender als erwartet?
Nein. Bereits drei Wochen vor dem Start der Impfkampagne gab Spahn im
Dezember die Prognose ab, dass bis zum Sommer wohl immer lockerer
priorisiert werden könne – und es im Sommer genügend Impfstoff für
Massenimpfungen gebe. Mitte März sagte er, es werde noch einige
Wochen dauern, bis die Risikogruppen vollständig geimpft sind. "Erst
dann können wir auch über breitere Öffnungen der Gesellschaft reden."
Klappt es mit dem Sommerurlaub?
Kommt darauf an. Je später man verreist oder je spontaner man auf die
Pandemielage reagieren kann, desto leichter tut man sich. Derzeit
gelten noch Quarantäneregeln und bei Flugreisen Testpflichten bei der
Heimkehr. Der Touristikkonzern Tui zum Beispiel will neben Mallorca
schon ab 1. Mai auch wieder Ibiza- und Formentera-Reisen anbieten.
Die portugiesische Algarve, Kreta, Rhodos, Kos, Korfu und andere
Ziele sollen folgen. FTI Touristik sieht etwa auf Mallorca, Zypern
und Malta risikofreien Sommerurlaub als möglich an.
(pas/dpa)
Auch wenn Mallorca eher selten in den Rankings der weltweit schönsten Strände auftaucht, so ist die Balearen-Insel doch bei vielen auch als Ziel für einen Badeurlaub beliebt. Mit mehr als 250 Stränden bietet die Insel den jährlich Millionen Tourist:innen auch tatsächlich viele Anlaufpunkte.