Weihnachtsmarkt-Aus in Hamburg: zu teuer, zu leer, zu spät
Während andernorts Buden festlich beleuchtet, Tannengirlanden gespannt und Lichterketten entwirrt werden, um pünktlich zur Adventszeit zu glänzen, breitet sich in Hamburg-Rahlstedt Ernüchterung aus.
Dort, wo vor zwei Jahren noch Hoffnung auf eine festliche Tradition aufkeimte, ist nun endgültig Schluss: Der kleine Weihnachtsmarkt "Winterterrassen" findet in diesem Jahr nicht statt.
Für viele Rahlstedter klingt das noch immer schade – war es doch nach fast drei Jahrzehnten der erste Versuch, wieder einen eigenen Weihnachtsmarkt im bevölkerungsreichsten Stadtteil Hamburgs zu etablieren.
Hamburg: Rahlstedter Weihnachtsmarkt lohnt sich nicht
Doch der Traum von einem dauerhaft glitzernden Treffpunkt in der Adventszeit ist geplatzt: kein Kinderkarussell, keine Händler, kein Duft von frisch gebrannten Mandeln.
Die Veranstalter vom Verein Rahlstedter Netzwerk ziehen einen klaren Schlussstrich. Es habe sich schlicht keine ausreichende Anzahl von Schaustellern und Gastronomen gefunden, die bereit gewesen wären, nach Rahlstedt zu kommen, erklärt Vereinsvorsitzende Cornelia Zander-Olofsson im "Hamburger Abendblatt".
Die Umsätze könnten mit denen auf großen Märkten nicht mithalten. In der Innenstadt etwa seien bei Händlern bis zu 4000 Euro mehr drin gewesen.
Bereits im Jahr 2024 war die Stimmung angespannt: Attraktionen wurden reduziert, die Zahl der Buden fiel – und viele Familien blieben aus. Der Bezirk Wandsbek hatte 2024 noch einmal einen Zuschuss von 26.000 Euro gewährt, um den Markt zu stabilisieren – doch auch das reichte nicht langfristig.
Politiker wie der SPD-Bezirksabgeordnete Oliver Schweim nannten das Aus gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" einen "großen Verlust". 100.000 Einwohner:innen, aber kein eigener Weihnachtsmarkt mehr – das schreibe sich auch deshalb schwer, weil die "Winterterrassen" als Symbol für Gemeinschaft gedacht waren.
Rahlstedter zeigen sich enttäuscht vom Weihnachtsmarkt-Aus
Auf Facebook wurde die Nachricht über das Aus der "Winterterrassen" lebhaft diskutiert. Die Kommentare zeigen: Die Meinung über den Markt war gespalten. "Was uns in Rahlstedt geboten wurde, hat den Namen Weihnachtsmarkt nun wirklich nicht verdient. Ein Armutszeugnis für den bevölkerungsreichsten Stadtteil. Von daher kein Verlust," schreibt eine Person.
Ein anderer Nutzer bemerkt: "Der Glühwein mit acht Euro war einfach zu teuer. Es gibt in Hamburg so viele Weihnachtsmärkte – da hat man noch genug Auswahl."
Doch neben Frust gibt es auch Wehmut. Besonders schmerzt der Wegfall der familienfreundlichen Angebote. Eine Mutter blickt wehmütig zurück: "Wir fanden es dort ziemlich nett, zumindest im ersten Jahr! Es war schön dekoriert, klein, aber sehr gemütlich."
Der entscheidende Wendepunkt sei das Fehlen des Kinderkarussells im zweiten Jahr gewesen: Da blieben Familien, die sonst üblicherweise viel Geld auf dem Weihnachtsmarkt ließen, weg.
Ein kleiner Ersatz – aber kein Ersatz für einen Markt
Ein frustrierter Kommentator bringt seinen Ärger mit drastischen Worten auf den Punkt: "Nehmt den Leuten ruhig die Weihnachtszeit. Schreibt den Ausstellern hohe Kosten vor. Politiker, Landkreis und Städte sollten sich schämen."
Damit der Stadtteil nicht völlig ohne vorweihnachtliche Atmosphäre dasteht, hat das Rahlstedter Netzwerk einen bescheidenen Ersatz organisiert: Vom 11. bis 14. Dezember soll auf den Wandseterrassen wenigstens ein kleines Festzelt mit Kinderbasteln und anderen weihnachtlichen Aktivitäten stehen.
Doch klar ist: Das ist kein Ersatz für einen richtigen Weihnachtsmarkt mit Karussell, Glühweinständen und Marktbuden.