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Frankreich: Sterne-Restaurants bieten 1-Euro-Essen für guten Zweck

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Marseille wartet mit historischen und modernen Sehenswürdigkeiten auf.Bild: imago images / yay images
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Beliebter Urlaubsort in Frankreich bietet Gourmet-Essen für 1 Euro an

In Marseille entstehen Restaurants, die mehr sind als kleine Tempel für gutes Essen. Sie verbinden Spitzenküche mit sozialem Engagement und machen Fine Dining für alle zugänglich.
18.10.2025, 15:2418.10.2025, 15:24

Marseille – die vielleicht vielfältigste Stadt Frankreichs – erlebt gerade eine kulinarische Revolution. Immer mehr Restaurants kombinieren gehobene Küche mit sozialem Engagement. Ihr Ziel: Genuss für alle, unabhängig vom Geldbeutel.

Hinter der eleganten Fassade des "Le République" läuft der Mittagstisch auf Hochtouren. Auf den Tellern: geräucherte Meeräsche mit Fenchelsalzbutter und Heukäse mit Reisflocken, zubereitet vom Sternekoch Sébastien Richard. Tourist:innen und Einheimische genießen das Menü aus regionalen Bio-Zutaten.

Doch dieses Restaurant ist anders. Hier arbeitet ein frisch entlassener Häftling in der Küche. Rund 40 Prozent der Gäste zahlen nur einen Euro für ihr Drei-Gänge-Menü. Und für einige ist es das erste Mal überhaupt, dass sie in einem Restaurant essen.

Marseille: Bewegung der "Restaurants solidaires"

Le République ist eines von etwa zehn sogenannten "Restaurants solidaires" – soziale Betriebe, die kulinarischen Genuss und Gemeinschaft miteinander verbinden. Ein weiteres Beispiel ist L’Après M, ein ehemaliges McDonald’s, das frühere Angestellte nach der Schließung übernommen haben.

Heute gibt es dort Gourmet-Burger von einem Drei-Sterne-Koch, begleitet von algerischem Rap. Gleichzeitig liefert das Team kostenlos gesunde Mahlzeiten an Bedürftige.

Das jüngste Mitglied dieser Bewegung ist "Chaleur", eröffnet im Juni 2025. Dort kostet ein Mittagessen mit Wein rund 25 Euro. Wer sich das nicht leisten kann, zahlt den tarif suspendu von 8 Euro. Andere Häuser wie Le République arbeiten mit Hilfsorganisationen zusammen, um 1-Euro-Menüs zu ermöglichen.

Warum sollte man also keinen Gewinn machen, wenn das Essen so beliebt ist? "Wohltätigkeit ist im Grunde egoistisch – sie zeigt nur, dass ich in meiner Arbeit Sinn finden möchte", sagt Mitgründer Raphaël Raynard gegenüber der BBC. "Uns bereichert, zu wissen, dass unsere Arbeit Menschen verbindet und hilft."

Das Team schenkt regelmäßig Kaffee an Obdachlose aus und spendete kürzlich 300 Mahlzeiten an streikende Arbeiter:innen.

Community-Treffpunkt: Restaurant, Kita und Lernort zugleich

In La Cabucelle, einem Arbeiterquartier über dem Alten Hafen, steht das Le Réfectoire. Hier sind die Einkommen niedrig, Freizeitangebote rar. Betreiberin Léna Cardo hat den Ort als Mischung aus Restaurant, Nachbarschaftszentrum und Lernort eröffnet.

"Jeden Montag gibt eine Lehrerin ehrenamtlich Geschichtsunterricht für Mütter", erzählt Cardo. "Dienstags hilft eine Beraterin kostenlos bei der Jobsuche."

Auch Sprachkurse und Kinderbetreuung gehören dazu – und natürlich gutes Essen: Doradenfilet mit provenzalischen Kartoffeln oder Couscous mit Ziegenkäse-Galette, meist für rund 12 Euro.

Mittwochs übernehmen Gastköch:innen aus Ländern wie Kongo oder Marokko die Küche. Überschüsse fließen in lokale Sozialprojekte. "Wenn Tourist:innen hier essen", sagt Cardo, "unterstützen sie direkt Menschen, die Hilfe brauchen."

Supermarkt: Lidl bringt neue vegane Produkte auf den Markt
Lidl untermauert seine Haltung im Streit um Veggie-Burger mit der Einführung neuer Produkte. Fans der veganen Küche dürfte das freuen.
Ob ein veganer Burger als Burger bezeichnet werden darf, spaltet bekanntlich die Gemüter. Für die einen ist es Etikettenschwindel, für die anderen eine gute Orientierung beim Einkauf. Auch das EU-Parlament befasste sich Anfang Oktober mit dem Streitthema – und verkündete in einem aufsehenerregenden Beschluss, dass vegetarische Fleischersatzprodukte künftig nicht mehr Burger, Schnitzel oder Wurst heißen sollen.
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