Weihnachtsmarkt in Freiburg unsicher? Standbesitzer tobt: "Einzige Katastrophe"
Idyllischer Weihnachtszauber, verteidigt von knallhartem Beton: Die Stadt Freiburg hat in diesem Jahr tief in die Tasche gegriffen, um den Weihnachtsmarkt sicherer zu machen. 320.000 Euro wurden laut der Zeitung "Münchner Merkur" in neue Schutzmaßnahmen investiert, darunter das hochmoderne Sperrsystem "Armis One".
Dieses gilt laut SWR als eines der besten seiner Art und wurde in Freiburg an acht Zugängen zum Weihnachtsmarkt installiert. Jedes der 770 Kilogramm schweren Module kostet 16.000 Euro und kann selbst schwere Fahrzeuge innerhalb weniger Meter stoppen.
Thomas Barth von der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG (FWTM) bezeichnete die Sperren gegenüber der "Badischen Zeitung" als "den Rolls Royce unter den Sperren". Doch der "Rolls Royce" kommt eben nicht überall zum Einsatz.
Mehr noch: Trotz der massiven Ausgaben gibt es Kritik, die Sicherheitsmaßnahmen würden Lücken aufweisen. Standbetreiber:innen und Besucher:innen sind beunruhigt.
Weihnachtsmarkt in Freiburg an Stellen ungeschützt?
Während die Stadt dem "Merkur" gegenüber betont, dass das Sicherheitskonzept "in enger Abstimmung" mit Polizei und FWTM entwickelt wurde, wies ein Standbetreiber gegenüber der Zeitung auf die ungleichmäßige Verteilung der Schutzmaßnahmen hin. "Wenn, dann sollen sie es halt richtig machen und nicht da welche hinstellen und hier nicht", sagte ein Verkäufer an einem Seifen-Stand dem "Merkur".
Auf Facebook zeigte ein Video der Seite "Freiburger Nachrichten" Lücken auf der Schiffstraße nahe dem Kartoffelmarkt. Dort fehlen Poller über weite Strecken. Autos könnten hier anscheinend ungehindert in den Marktbereich fahren, wo sich täglich Hunderte Menschen zwischen den Ständen bewegen.
Der Betreiber eines dortigen Pommes-Stands zeigte sich im Gespräch mit dem "Merkur" wütend: "Die Stadt ist momentan eine einzige Katastrophe. Ich habe mich ja sogar bei der Stadt beschwert, dass es hier keine Poller gibt." Statt einer effektiven Absicherung stehe dort lediglich ein einzelner Stein-Poller, zwei Meter neben seinem Stand.
"Das ist doch ein Witz", polterte er demnach und äußerte die Sorge:
Weihnachtsmarkt-Mitarbeiter mit gemischten Gefühlen
Trotz der ernsten Lage versucht der Standbetreiber, die Situation anscheinend mit einer Prise Humor zu nehmen. Er schlug als "nächste Geschäftsidee" vor, die Poller weihnachtlich zu dekorieren. Auf anderen Weihnachtsmärkten wird das laut "Merkur" sogar bereits umgesetzt, allerdings nicht ohne Kritik.
Fakt ist auch für den Standbetreiber: "Wir leben nun mal im Jahr 2025 und die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir nicht drumherum kommen, Maßnahmen zu ergreifen."
Auch eine junge Angestellte des Pommes-Stands zeigte sich demnach besorgt. "Vor allem macht sich aber meine Mutter große Sorgen, dass ich auf dem Weihnachtsmarkt arbeite."
Andererseits zeigen sich Mitarbeiter:innen an anderen Ständen auf dem Weihnachtsmarkt wiederum entspannter. "Ich habe da ein Urvertrauen", gestand eine Frau an einem Holzwarenstand dem "Merkur". Ihr Vater habe seinen Weihnachtsmarkt-Stand "jedes Jahr und es ist noch nie was passiert".
Weihnachtsmarkt: Finanzierung der Terrorabwehr schwierig
Die Stadt selbst erklärte laut "Merkur", dass man aus Sicherheitsgründen keine genauen Angaben zu den Standorten der Sperren machen wolle und keine konkrete Gefährdungslage bestehe.
Auch der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Freiburg, Uwe Oldenburg, erklärte gegenüber dem SWR, man könne den Weihnachtsmarkt aus Sicht der Polizei sorgenfrei besuchen.
Am Ende ist die Thematik der Terrorabwehr und ihrer Organisierung auch immer eine Frage der Finanzierung. Gegenüber der "Badischen Zeitung" erklärte Weihnachtsprojektleiter Thomas Barth von FWTM, die Armis One, also die klappbaren Barrikaden der Güteklasse "Rolls Royce", seien "entsprechend teuer".
Im gleichen Artikel machte Frank Mentrup, Oberbürgermeister von Karlsruhe und Präsident des Städtetags Baden-Württemberg, klar, dass den Kommunen das Geld fehle. Er meint: "Terrorismusabwehr ist keine kommunale Aufgabe", es brauche mehr Unterstützung vom Bund.
