Erst "Ignatz", dann "Hendrik II": Beginnend am Donnerstagvormittag wütete zuerst Sturmtief Ignatz im Nordosten Deutschlands, kurz danach fegte das Teiltief "Hendrik II" nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) über das ganze Bundesgebiet hinweg. Der starke Wind und die orkanartigen Böen ließen dabei zahlreiche Bäume umstürzen, die auf Schienen und Straßen kippten und ein Verkehrschaos auslösten.
Die Unwetterzentrale Deutschland definiert dabei Stürme ab einer Windgeschwindigkeit von 103 Kilometer pro Stunde als orkanartigen Sturm, was der Windstärke 11 auf einer Skala von 0 bis 12 entspricht. Mit Böen bis zu 117 Kilometern pro Stunde bildeten die beiden Tiefdruckgebiete damit einen kräftigen Auftakt zur nun beginnenden Saison der Winterstürme.
"Nicht zwangsläufig", so Dr. Philip Lorenz vom Deutschen Wetterdienst zu watson. Starke Stürme, die in Europa auftreten, würden sich dabei oft über der Meeresoberfläche des Atlantiks bilden, so der Meteorologe. Denn die Auswirkung für die Geburt eines Sturms ist Wasserdampf. An der Meeresoberfläche verdampft Wasser und steigt mit der warmen Luft in die Atmosphäre auf.
Dabei gibt es zwei Prozesse, wie die steigenden Temperaturen einen Effekt auf das Entstehen von Stürmen haben kann: Beim ersten Prozess erwärmen sich die Polargebiete durch den Klimawandel stärker. Das führt dazu, dass der Temperaturgegensatz zwischen Tropen und Polargebieten schwächer wird, wodurch sich auch nur vereinzelt Stürme bilden könnten. "Bei diesem ersten Prozess würde die Anzahl der Stürme durch den Klimawandel somit weniger werden", erklärt Lorenz weiter.
Beim anderen Prozess, der dazu parallel auch im Atlantik ablaufe, erwärmt sich die gesamte Meeresoberfläche aufgrund des Klimawandels. Durch die gestiegene Temperatur des Wassers verdunstet mehr Wasserdampf, aus dem entstehende Stürme mehr Energie ziehen können und damit stärker werden.
"Diese zwei Prozesse sind also gegenläufig. Für die Sturmtiefgebiete, die wir in Deutschland oder auch speziell Brandenburg untersucht haben, konnten wir deshalb noch keinen eindeutigen Einfluss vom Klimawandel auf Stürme nachweisen", erklärte Lorenz. Ein Bremsen des Klimawandels würde seiner Auffassung nach nicht zwangsläufig dazu führen, dass es auch zu weniger Stürmen kommt.
Der konstant starke Wind hatte in den vergangenen Tagen zudem einen Effekt auf die bundesweit verteilten Windkraftanlagen. Sind Stürme also gut für die Windkraft?
"Wenn ein Sturm vorbeizieht, können die Anlagen zunächst einmal mehr Energie aus dem Wind generieren", sagt Dr. Bernhard Stoevesandt, Abteilungsleiter für Aerodynamik vom Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme zu watson. Ab einer Windgeschwindigkeit zwischen elf und dreizehn Metern pro Sekunde würden die Windanlagen aber anfangen, konstant zu laufen, erklärt er gegenüber watson. "Stürme sorgen damit an manchen Tagen sogar für zu viel Strom im Netz." Damit es dann nicht zu einer Netzüberlastung komme, würden die Netzbetreiber bei Stürmen regulierend eingreifen und die Windanalagen zum Teil abstellen müssen.
mcm