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IPCC: Die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus dem Weltklimabericht

Spanien, Dürre in Katalonien Drought worsens in the swamps in Catalonia The lack of rain continues to lower the levels of the swamps in Catalonia. The Darnius Boadella swamp, in the province of Girona ...
In Spanien herrscht erschreckende Dürre. Ein Zustand, der sich laut IPCC häufen wird.Bild: www.imago-images.de / imago images
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IPCC: Die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus dem Weltklimabericht

20.03.2023, 15:54
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Der vom Menschen gemachte Klimawandel schreitet voran. Die Emissionen werden mehr. Und das, obwohl sie sich eigentlich drastisch reduzieren müssten. Andernfalls droht eine Zukunft auf der Erde, die mehr einer Hölle gleicht als einem angenehmen Lebensraum. Das ist schon lange bekannt.

Wie dringend ein sofortiges Handeln ist, zeigt der jüngste Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change/IPCC), der am Montag veröffentlich wurde. Die Wissenschaftler:innen sammeln darin die wichtigsten Daten und pochen auf weitreichende Maßnahmen. Er zeigt: Die Zeit drängt mehr denn je.

Watson hat die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Weltklimabericht gesammelt.

Die 1,5-Grad-Grenze wird schon viel früher erreicht

Bereits im Jahr 2018 hatte der IPCC auf das beispiellose Ausmaß der Herausforderungen hingewiesen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Diese Temperatur-Grenze gilt als entscheidende Marke, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern.

Fünf Jahre später zeigt sich: Fast alle Szenarien für den kurzfristigen Treibhausgas-Ausstoß der Menschheit sagten eine Erderwärmung um 1,5 Grad schon im Zeitraum 2030 bis 2035 voraus. Das steht im aktuellen IPCC-Sachstandsbericht, den der Weltklimarat am Montag im schweizerischen Interlaken veröffentlichte. Bedeutet konkret: Der Menschheit bleibt noch weniger Zeit als erwartet. Ein sofortiges Handeln ist unumgänglich.

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Klimafolgen wie Dürren nehmen zu. Bild: dpa / Armin Weigel

Aktuelle Maßnahmen reichen bei Weitem nicht

Das Zeitfenster, um Schlimmstes zu verhindern, schließt sich noch früher als angenommen. Die Wissenschaftler:innen fordern ein schnelles Handeln noch dringender denn je. "Das Tempo und der Umfang der bisherigen Maßnahmen sowie die derzeitigen Pläne sind unzureichend, um den Klimawandel zu bekämpfen", steht im Bericht zusammenfassend. Der Synthese-Bericht unterstreiche die Dringlichkeit "ehrgeizigerer Maßnahmen". Er zeigt aber auch: "Wenn wir jetzt handeln, können wir immer noch eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft für alle sichern."

Drastische Senkung der Treibhausgasemissionen gefordert

Dafür müssten die weltweiten Kohlenstoffdioxid-Emissionen bis 2030 um 48 Prozent gegenüber 2019 sinken. Nur so könne die im Pariser Klima-Abkommen vereinbarte Grenze von 1,5 Grad Celsius für die globale Erwärmung eingehalten werden. Durch den Treibhausgas-Ausstoß der Menschheit, insbesondere durch die Nutzung fossiler Energieträger wie Erdöl und Erdgas, hat sich die Erde bereits um rund 1,1 Grad erwärmt. Trotzdem steigen die weltweiten Treibhausgasemissionen weiterhin.

Die Entscheidungen der kommenden Jahre werden also eine entscheidende Rolle für unsere Zukunft und die der kommenden Generationen spielen.

Hölle auf Erden: Extremwetter-Eregnisse nehmen zu

Bereits jetzt sind die Folgen des Klimawandels spürbar. Dürren, Überschwemmungen und andere Extremwetter-Ereignisse häufen sich. So nehmen infolgedessen auch Flüchtlingswellen und Hungersnöte zu. Fährt die Menschheit weiter den Kurs, der bisher eingeschlagen ist, setzt sich der düstere Kurs in Zukunft fort – und wird noch düsterer. So sagte Aditi Mukherji, einer der 93 Autoren dieses Syntheseberichts:

"Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Regionen, die durch den Klimawandel stark gefährdet sind. In den letzten zehn Jahren war die Zahl der Todesfälle durch Überschwemmungen, Dürren und Stürme in stark gefährdeten Regionen 15-mal höher."
dpatopbilder - HANDOUT - 13.09.2022, Frankreich, Saumos: Dieses von der Feuerwehr SDIS33 zur Verf
Waldbrände nehmen infolge von Dürren zu.Bild: SDIS33 / Uncredited

Die Auswertungen der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse hat also ergeben, dass die Auswirkungen des Klimawandels noch größer sind als im vorherigen Sachstandsbericht aus dem Jahr 2014 angenommen. Dies zeige sich bereits jetzt an "häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen" wie Hitzewellen und Stürmen. Laut IPCC werden die derzeit heißesten Jahre künftig zu den kühlsten innerhalb einer Generation zählen. Mit dramatischen Auswirkungen. Außenministerin Annalena Baerbock erklärte, der Bericht mache mit brutaler Klarheit deutlich, "dass wir an dem Ast sägen, auf dem wir als Weltgemeinschaft sitzen".

Alle Staaten müssen an einem Strang ziehen

Um die nötigen Änderungen vorzunehmen, benötige es politisches Engagement, koordinierte politische Maßnahmen, internationale Zusammenarbeit, Ökosystem-Stewardship und integrative Governance. Nur so könnten wirksame und gerechte Klima-Maßnahmen getroffen werden.

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Die Regierungen der Welt müssen zunehmend auf klimafreundliche Energien setzen.Bild: dpa / Patrick Pleul

Durch eine "tiefgreifende, schnelle und anhaltende Verringerung der Emissionen" könne die internationale Gemeinschaft aber "eine sichtbare Verlangsamung der Erderwärmung" erreichen.

Schnelles Handeln ist in jeglicher Hinsicht ein Vorteil

Ein solches Gegensteuern sei nicht nur eine Option, sondern im dringenden Interesse der Menschheit, wie der Bericht weiter verdeutlichen will. "Der wirtschaftliche und soziale Nutzen einer Begrenzung des Klimawandels auf zwei Grad übersteigt die Kosten der dafür umzusetzenden Maßnahmen", heißt es in dem IPCC-Bericht. Weitere Verzögerungen bei Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen würden hingegen "die Verluste und Schäden" erhöhen.

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