Nach einer zweijährigen Pandemiebedingten Pause startet kommendes Wochenende mit dem Münchner Oktoberfest wieder das größte Volksfest der Welt. Vom 17. September bis zum 3. Oktober werden dafür etwa sechs Millionen Besucher:innen auf der Theresienwiese in München erwartet.
Energiekrise, Ukraine-Krieg und Corona zum Trotz wird ausgelassen gefeiert – mit jeder Menge Fleisch und Bier.
Aber wie zeitgemäß ist das Oktoberfest angesichts des voranschreitenden Klimawandels noch? Und werden Maßnahmen ergriffen, um es ein bisschen grüner zu gestalten? Watson hat nachgeforscht.
Obwohl die Deutschen dazu aufgerufen wurden, Energie zu sparen, darf das Oktoberfest dieses Jahr wieder stattfinden. Zu Hause soll also die Heizung aus bleiben, während auf der Wiesn blinkende Fahrgeschäfte stundenlang in Betrieb sein dürfen. Wie erklärt sich die Unstimmigkeit? Verbraucht das Volksfest vielleicht gar nicht so viel Energie, wie man annehmen würde?
Wie der "Münchner Merkur" berichtet, ist das allerdings nicht der Fall. Der Lokalzeitung zufolge verbraucht das Oktoberfest in etwa so viel Strom wie eine Kleinstadt. An 16 Wiesn-Tagen seien drei Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht worden. Laut Stadtwerken entspreche das dem Jahresbedarf von 1200 Haushalten.
Das einzig Gute daran: Es handelt sich um 100 Prozent Ökostrom. Bereits seit 2012 werden alle Schausteller:innen, Marktkaufleute und Wirt:innen auf der Wiesn mit Ökostrom versorgt.
Mit dem Strom werden nicht nur Fahrgeschäfte, sondern auch Beleuchtungen, Heizstrahler und Grills betrieben. Diese sind bislang allerdings noch nicht auf Elektro umgestellt worden.
Die zahlreichen Gasgrills sind einer der Gründe, warum zur Wiesnzeit in München das Klimagas Methan in deutlich erhöhten Mengen freigesetzt wird. Das haben Forschende der Technischen Universität München (TUM) herausgefunden, wie die "Süddeutsche" berichtete. Auch das Abwasser aus den Toiletten könnte eine Ursache für die erhöhten Methan-Werte sein.
Laut Umweltbundesamt ist Methan (CH4) als Klimagas rund 25-mal klimaschädlicher als CO2. Die erhöhten Werte sind also durchaus besorgniserregend.
Im Jahr 2017 wurden 122 ganze Ochsen und 80 Kälber, sowie 79.000 Schweins-Haxen, 235.000 Paar Schweinswürstl und 510.000 ganze Hendl auf dem Oktoberfest gegessen. Diese Fleischmengen sind nicht gerade klimafreundlich. Mengenmäßig überwiegen die traditionellen Gerichte auch dieses Mal wieder, aber das Angebot an vegetarischen und veganen Speisen wächst und auch viele der Volksfest-Schmankerl sind wenigstens in Bioqualität, wie die Pressestelle des Oktoberfests auf Nachfrage von watson antwortet.
So wird es in diesem Jahr erstmals den Münchner Klassiker Weißwurst in einer veganen Variante geben, die Käfer Wiesn-Schänke und das kleine Festzelt "Fisch-Bäda" bieten ausschließlich vegane Menüs an und selbst die sonst sehr traditionelle Ochsenbraterei bietet erstmals auch "Bio-Bete-Allerlei" als vegetarisches Gericht an. Auch Imbiss-Standl verkaufen vegane Köstlichkeiten. Rücksicht genommen wird ebenfalls auf Menschen mit Unverträglichkeiten. Diese finden auf dem Oktoberfest zum Beispiel zahlreiche gluten- und laktosefreie Alternativen, hieß es vorab von der offiziellen Pressestelle.
Dazu kommen natürlich noch etwa sieben Millionen Liter Bier. Dabei handelt es sich nicht um irgendein Bier, sondern eine spezielle Sorte. Ausschließlich die traditionellen Münchner Brauereien Augustiner, Hacker Pschorr, Löwenbräu, Spatenbräu, Hofbräu und Paulaner dürfen ihr Bier als Oktoberfestbier bezeichnen.
Im Jahr 2019 wurden erstmals alle Hofbräu-Biere und die Festzelte, in denen sie ausgeschenkt werden, durch regionale Maßnahmen klimaneutral umgestellt. Die etwa 66 Tonnen CO2, die während des Oktoberfests für Hofbräu anfallen, werden einer Pressemitteilung zufolge durch Maßnahmen wie Humusaufbau und Renaturierung des Mooses kompensiert.
Serviert werden Speisen und Getränke zumindest auf umweltfreundliche Weise. Einweggeschirr ist auf dem Oktoberfest bereits seit 30 Jahren verboten und auch Dosen sind nicht zugelassen.
Drei der Festzelte sind sogar klimaneutral – sie gleichen ihre Emissionen durch die Unterstützung von Umweltprojekten aus.
Die Stadt München unternimmt bereits erste Schritte, um das Volksfest so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Betriebe, die Öko-Kriterien erfüllen, haben beispielsweise bessere Chancen, einen der begehrten Plätze auf der Wiesn zu ergattern. Positiv beurteilt wird etwa der Einsatz von Elektrofahrzeugen oder Solaranlagen, die Verwendung von umweltverträglichem Maschinenöl, sowie auch der Verkauf von Produkten aus regionalem und ökologischem Anbau.
Außerdem läuft seit 1998 ein Recycling-Projekt, mit dem auf dem Oktoberfest Wasser gespart wird. In sieben Festhallen sowie in drei Hühnerbratereien wird das Wasser, das in den Bierkrugspülmaschinen zirkuliert, nämlich nicht in den Abwasserkanal geleitet, sondern für die Zelttoiletten verwendet. Müll wird nach Angabe der offiziellen Wiesn-Pressestelle ebenfalls strikt getrennt.
Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt stellt gegenüber der Süddeutschen Zeitung mehrere Vorschläge vor, die das Oktoberfest zukünftig noch grüner machen sollen:
Viele Weichen sind also schon richtig eingestellt. Das Oktoberfest wird grüner – doch es gibt noch einiges zu tun.