Um für mehr Klimaschutz zu kämpfen, sind auch im Jahr 2022 wieder Hunderttausende mit Fridays for Future auf die Straße gegangen. Bild: Getty Images Europe / Maja Hitij
Exklusiv
Ob in Deutschland, Sibirien oder Tuvalu – die Klimakrise war auch 2022 überall auf der Welt spürbar.
Um die Krisen aufzuhalten, abzumildern und eine effektive Klimapolitik durchzusetzen, haben die Aktivist:innen von Fridays for Future auch in diesem Jahr nicht locker gelassen: Auf den Straßen haben sie für mehr Klimaschutz demonstriert. In Nordrhein-Westfalen haben sie für den Erhalt des Dorfes Lützerath gekämpft. In Talkshows, auf Lesungen und Events haben sie über die Folgen der Erderwärmung aufgeklärt. Und sie haben immer und immer wieder erzählt, warum es sich lohnt, für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels und jedes Zehntel Grad weniger zu kämpfen.
Auf der Straße kämpfen die Fridays for Future-Aktivist:innen um Luisa Neubauer für mehr Klimaschutz.Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
Für watson haben Luisa Neubauer, Ibo Mohammed, Jule Pehnt und Darya Sotoodeh von Fridays for Future Revue passieren lassen, was sich in diesem Jahr klimapolitisch getan hat, was in den kommenden Jahren passieren muss – und warum sie die Hoffnung nicht aufgeben.
Jule Pehnt
Die Fridays for Future-Aktivistin Jule Pehnt aus Freiburg berichtet, was sich in puncto Klima 2022 getan hat.bild: watson / fridays for future
Mit der Ampel-Regierung sollte eigentlich alles besser werden, das Klima in den Mittelpunkt gerückt werden. Stattdessen kamen die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und Inflation dazwischen. Hat sich 2022 dennoch etwas für das Klima gebessert?
"Die Bilanz von 2022 ist ambivalent. Nach Jahren der Totalblockade der GroKo gab es vereinzelte Maßnahmen, wie das Osterpaket oder zeitweise das 9-Euro-Ticket und auch der internationale Fond für Loss and Damage, die alle nur durch jahrelangen Druck der Klimabewegung umgesetzt wurden. Gleichzeitig ist 2022 auch bitter klar geworden, dass es eine allgemeine politische Verweigerung gibt, sich vor die grundlegenden Probleme unseres Wirtschaftens und Lebens zu stellen.
"Es braucht einen Bruch mit dem Ideal vom unbegrenzten Wachstum und eine radikale Wende in unserer Klimapolitik."
Fridays for Future-Aktivistin Jule Pehnt
Stattdessen wurden Krisen gegeneinander ausgespielt und dabei keine davon wirklich gelöst. Ein Wiedereinstieg in Kohle, Öl, Gas und Atom und die Verlängerung von Abhängigkeiten wurden als notwendig verkauft. Das Verfolgen fossiler Interessen wurde als Lösung der Energiekrise gesehen. Um die großen Zukunfts- und Gerechtigkeitsfragen der Menschheit zu beantworten und Krisen langfristig zu bekämpfen, braucht es mehr als vereinzelte Maßnahmen: Es braucht einen Bruch mit dem Ideal vom unbegrenzten Wachstum und eine radikale Wende in unserer Klimapolitik.
2022 hat die Bundesregierung sowohl ihre eigenen Ziele, als auch grundlegende Versprechen an die Bevölkerung gebrochen. Sie ist in einen Krisenwahn verfallen, der die täglichen Lebensrealitäten sowie die Lebensgrundlage der Menschheit verbrennt. Eine neue Regierung ist nicht der ausschlaggebende Faktor für eine klimagerechte Politik, sondern der radikale Gestaltungsmut und Wandel, den wir als Gesellschaft so dringend benötigen."
Luisa Neubauer
Die Fridays for Future-Aktivistin Luisa Neubauer ist das deutsche Gesicht der Klimabewegung. Bild: dpa / Monika Skolimowska
Was wurde 2022 klimapolitisch angeschoben – und wo siehst du Nachholbedarf?
"Das Jahr 2022 hätte das Jahr werden müssen, in dem eine Abkehr von fossilen Energien eingeleitet wird. Stattdessen ist die Regierung ohne Konzept und Klima-Plan auf fossile Shoppingtour gegangen. Als Klimabewegung haben wir aber auch vieles bewirken können: Bei der COP27 haben wir erfolgreich für Gerechtigkeit gekämpft, fünf Dörfer im Rheinland sind nun geschützt und bei den Erneuerbaren bewegt sich vieles.
Dass die Bundesregierung aber weiterhin elf LNG-Terminals bauen will, Lützerath zu zerstören plant und sich an einem Gas-Deal mit dem Senegal beteiligen will, ist dramatisch."
Darya Sotoodeh
Die Klimaaktivistin Darya Sotoodeh demonstriert für mehr Klimaschutz. bild: watson / fridays for future
Was muss in den kommenden Jahren unbedingt passieren? Und wie bekommt man die breite Gesellschaft dazu, mitzuziehen und der Politik klarzumachen, dass sie bereit ist für eine radikale und effektive Klimapolitik?
"In Deutschland müssen sämtliche Bereiche mit einer sozial gerechten und nachhaltigen Gesellschaft in Einklang gebracht werden. Dazu gibt es zahlreiche Maßnahmen, die wir unter anderem in unseren Forderungen gelistet haben. Beispielsweise müssen die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden und die Nutzung fossiler Energieträger bis spätestens 2035 beendet werden. International brauchen wir unterstützende Zusammenarbeit für eine Transformation zu einer klimagerechten Gesellschaft.
"Wenn die Menschen sich gesehen fühlen, findet effektive Klimapolitik auch viel Rückhalt in der Gesellschaft."
Fridays for Future-Aktivistin Darya Sotoodeh
Wirtschaftliche Abhängigkeiten, Ungleichheiten und Ausbeutung müssen beendet werden. Ein wichtiger Schritt sind Reparationszahlungen und Schuldenerlass an Länder, die in der Vergangenheit kolonisiert wurden und noch immer mit entsprechenden Nachwirkungen kämpfen.
Die Industriestaaten müssen Verantwortung übernehmen – und Entwicklungsländer finanziell unterstützen.Bild: AP / Peter Dejong
Bei alledem muss das Ziel das Wohl aller Menschen sein. Die Kosten für die Folgen der Klimakrise dürfen nicht auf dem Rücken der Gesellschaft ausgetragen werden. Eine radikale und offene Klimapolitik verhindert radikale und fatale Folgen. Eine Politik, die Menschenleben als oberste Priorität sieht und allen zugutekommt, ist möglich. Politikerinnen und Politiker müssen das deutlich machen, anstatt Klima und Soziales gegeneinander auszuspielen. Wenn die Menschen sich gesehen fühlen, findet effektive Klimapolitik auch viel Rückhalt in der Gesellschaft."
Ibo Mohammed
Ibo Mohammed kämpft für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels.bild: watson / fridays for future
Die Zahl der Forschenden und Studien, die deutlich machen, dass das 1,5-Grad-Ziel quasi nicht mehr zu erreichen ist, mehren sich. Warum sollten wir die Hoffnung dennoch nicht aufgeben?
"Es stimmt, dass die Situation immer schwieriger und der Druck immer höher wird. Dennoch ist es noch möglich, das Ziel – die 1,5-Grad-Grenze – einzuhalten, zu dem sich die Vereinten Nationen verpflichtet haben.
"Jeder Tag, der ohne politisches Umdenken vergeht, verschlimmert die Situation derjenigen Menschen, die schon jetzt von den Folgen der Klimakrise betroffen sind."
Fridays for Future-Aktivist Ibo Mohammed
Wichtig ist, anzuerkennen, dass jetzt gehandelt werden muss und Ausreden und Schein-Maßnahmen nicht mehr ausreichen. Eine andere Option gibt es nicht. Jeder weitere Tag, der ohne politisches Umdenken vergeht, verschlimmert die Situation derjenigen Menschen, die schon jetzt von den Folgen der Klimakrise betroffen sind.
Mir gibt es Hoffnung, dass sich so viele Menschen tagtäglich für Klimagerechtigkeit einsetzen und ihre Forderungen regelmäßig auf die Straße tragen."
Als Ferrero im September ankündigte, eine vegane Nutella-Variante auf den Markt zu bringen, war die Neugierde groß. Mit welchen Zutaten werden die tierischen Inhaltsstoffe ersetzt? Wird der vegane Brotaufstrich die gleiche Konsistenz haben wie das Original? Und natürlich die wichtigste Frage: Wie wird es schmecken?